Schwierig
– es ist verdammt schwierig für mich, unvoreingenommen
an Ki, das neue Album von DEVIN TOWNSEND,
heranzugehen. Gehören doch die Alben Biomech von seinem
Projekt Ocean Machine, sowie Terria und Accelerated
Evolution zu meinen persönlichen All-Time Faves.
Meine Erwartungen an Ki sind somit gelinde gesagt
mehr als groß.
Was das Ganze noch erschwert ist die Tatsache, dass Ki
das erste Album einer vier Alben umfassenden Reihe ist, welche
somit als Gesamtkonzept zu sehen ist und unter dem Namen DEVIN
TOWNSEND PROJECT firmiert, wobei jedes Album mit anderen
Musikern eingespielt werden wird. Bleibt die Frage, ob jedes
Album, in diesem Falle Ki, auch für sich
allein mit seiner ganz eigenen Richtung zu überzeugen weiß.
Also – mit vor Vorfreude zitternden Fingern die Start
Taste gedrückt und los geht’s.
Der kurze Opener
Monday erinnert in seiner Sanftheit entfernt an Sounds,
denen man in so einer Art auf Terria begegnete.
Soweit, so toll. Das anschließende Coast wird
von sanftem, teilweise flüsterndem Gesang und einer,
auch wenn es komisch klingt, Art ruhiger Verspieltheit getragen,
gleicht bildlich gesprochen einer einsamen Fahrt auf der Autobahn,
vorbei an in der Ferne beleuchteten Großstädten.
Disruptr dagegen kommt mit einem erdig-trockenem Sound
daher, wirkt vertrackt und schwer. Immer wieder steigert der
Song sich hoch, aber der erwartete Ausbruch bleibt aus, findet
nur ansatzweise statt. Gato kommt dann ungewohnt jazzig
daher und führt die erwähnte spürbare Verspieltheit
weiter, während Terminal abermals auf Ruhe und Sanftheit
setzt, den Hörer aber dennoch ob seiner Komplexität
voll fordert.
Heaven Send startet zunächst fast normal, sofern
man bei DEVIN von normal sprechen kann, verwirrt dann
mit einem seltsam hohem Gesang und macht die Verwirrung schließlich
dadurch komplett, sich bis zu einem gewissen Punkt zu steigern,
die Eruption aber auszulassen, nur um wieder in einen verspielten
Part zu verfallen. Seltsam – gaaaaanz seltsam. Trainfire
spielt dann beschwingt auf, lässt mich auf Eingängigkeit
hoffen und platziert dann aber mit seiner Rockabilly mäßigen,
ja eigentlich fast schon jazzig anmutenden, Instrumentierung
ein riesiges Fragezeichen über meinem Kopf, welches mich
auch hinein in die weiteren Songs von Ki begleiten
wird.
Das Fragezeichen bleibt generell bei allen weiteren Durchläufen
bestehen. Die Stimmung von Ki lässt sich
mehr als schwer beschreiben. Bis in die letzte Note hinein
ist es kreativ und verspielt, lässt keine Klassifizierung
zu und schon gar nicht wird es dem Hörer leicht gemacht.
Durch Kis ruhige Grundstimmung und ein jazzig-bluesiges
„laid-back“ Feeling ist man fast versucht, von
Easy Listening zu sprechen. Allerdings sind die ungewöhnlichen
Songstrukturen und das Spielen mit der Musik an sich alles
andere als easy und fordern vollste Konzentration, um Ki
ansatzweise zu begreifen.
Und genau mit diesem Begreifen tue ich mich persönlich
sehr schwer. Ich erahne, dass hier wahrscheinlich etwas Großartiges
in meinem Player liegt, aber es erschließt sich mir
einfach nicht vollends und obwohl ich mir gewiss bin, dass
Ki viel Zeit erfordert, bin ich skeptisch,
ob sich ein Aha Erlebnis jemals bei mir einstellen wird. So
gern ich auch Vielseitigkeit und musikalische Experimentierfreude
schätze, fühle ich mich von der hier angetroffenen
Kreativität irgendwie überfordert. Was meiner Meinung
nach auch damit zu tun hat, dass Ki in erster
Linie mehr denn je ein Album von Devin für Devin ist,
unter Einbeziehung der Talente seiner wirklich hervorragenden
Gastmusiker. Das ist richtig, das ist gut, macht das warm
werden mit Ki aber, wie anfangs erwähnt,
schwierig und mir eine Bewertung in Punkten einfach nicht
möglich. Das mein persönlicher Wunsch nach einem
Album voll mit Songs a la Night, Material, Traveller, The
Fluke & Co realitätsfern war, dessen bin ich
mir im Vorfeld übrigens bewusst gewesen. Insofern wurden
meine Erwartungen zwar erfüllt, aber Begeisterung ist
halt (noch) nicht das Wort, welches mir als erstes zu Ki
in den Kopf kommt. Respekt und Anerkennung schon eher.
Auch wenn die Schlussworte vielleicht negativer klingen als
ich es eigentlich meine, bin ich jetzt mehr denn je gespannt
darauf, was das DEVIN TOWNSEND PROJECT mit den drei
Folgelaben präsentieren wird, und vor allem, ob und wie
sich Ki in dieses Konzept einfügen wird
und eventuell in einem gänzlich anderen Licht erstrahlt.
Schwierig, aber spannend…
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