DEVIN TOWNSEND PROJECT – Ki

 
Label: InsideOut Music
Release: 22.05.2009
Von: Bulletrider
Punkte: -/-
Time: 66:45
Stil: Devin Townsend
URL: Devin Townsend Project
 
Schwierig – es ist verdammt schwierig für mich, unvoreingenommen an Ki, das neue Album von DEVIN TOWNSEND, heranzugehen. Gehören doch die Alben Biomech von seinem Projekt Ocean Machine, sowie Terria und Accelerated Evolution zu meinen persönlichen All-Time Faves. Meine Erwartungen an Ki sind somit gelinde gesagt mehr als groß.
Was das Ganze noch erschwert ist die Tatsache, dass Ki das erste Album einer vier Alben umfassenden Reihe ist, welche somit als Gesamtkonzept zu sehen ist und unter dem Namen DEVIN TOWNSEND PROJECT firmiert, wobei jedes Album mit anderen Musikern eingespielt werden wird. Bleibt die Frage, ob jedes Album, in diesem Falle Ki, auch für sich allein mit seiner ganz eigenen Richtung zu überzeugen weiß. Also – mit vor Vorfreude zitternden Fingern die Start Taste gedrückt und los geht’s.

Der kurze Opener Monday erinnert in seiner Sanftheit entfernt an Sounds, denen man in so einer Art auf Terria begegnete. Soweit, so toll. Das anschließende Coast wird von sanftem, teilweise flüsterndem Gesang und einer, auch wenn es komisch klingt, Art ruhiger Verspieltheit getragen, gleicht bildlich gesprochen einer einsamen Fahrt auf der Autobahn, vorbei an in der Ferne beleuchteten Großstädten. Disruptr dagegen kommt mit einem erdig-trockenem Sound daher, wirkt vertrackt und schwer. Immer wieder steigert der Song sich hoch, aber der erwartete Ausbruch bleibt aus, findet nur ansatzweise statt. Gato kommt dann ungewohnt jazzig daher und führt die erwähnte spürbare Verspieltheit weiter, während Terminal abermals auf Ruhe und Sanftheit setzt, den Hörer aber dennoch ob seiner Komplexität voll fordert.
Heaven Send startet zunächst fast normal, sofern man bei DEVIN von normal sprechen kann, verwirrt dann mit einem seltsam hohem Gesang und macht die Verwirrung schließlich dadurch komplett, sich bis zu einem gewissen Punkt zu steigern, die Eruption aber auszulassen, nur um wieder in einen verspielten Part zu verfallen. Seltsam – gaaaaanz seltsam. Trainfire spielt dann beschwingt auf, lässt mich auf Eingängigkeit hoffen und platziert dann aber mit seiner Rockabilly mäßigen, ja eigentlich fast schon jazzig anmutenden, Instrumentierung ein riesiges Fragezeichen über meinem Kopf, welches mich auch hinein in die weiteren Songs von Ki begleiten wird.
Das Fragezeichen bleibt generell bei allen weiteren Durchläufen bestehen. Die Stimmung von Ki lässt sich mehr als schwer beschreiben. Bis in die letzte Note hinein ist es kreativ und verspielt, lässt keine Klassifizierung zu und schon gar nicht wird es dem Hörer leicht gemacht. Durch Kis ruhige Grundstimmung und ein jazzig-bluesiges „laid-back“ Feeling ist man fast versucht, von Easy Listening zu sprechen. Allerdings sind die ungewöhnlichen Songstrukturen und das Spielen mit der Musik an sich alles andere als easy und fordern vollste Konzentration, um Ki ansatzweise zu begreifen.
Und genau mit diesem Begreifen tue ich mich persönlich sehr schwer. Ich erahne, dass hier wahrscheinlich etwas Großartiges in meinem Player liegt, aber es erschließt sich mir einfach nicht vollends und obwohl ich mir gewiss bin, dass Ki viel Zeit erfordert, bin ich skeptisch, ob sich ein Aha Erlebnis jemals bei mir einstellen wird. So gern ich auch Vielseitigkeit und musikalische Experimentierfreude schätze, fühle ich mich von der hier angetroffenen Kreativität irgendwie überfordert. Was meiner Meinung nach auch damit zu tun hat, dass Ki in erster Linie mehr denn je ein Album von Devin für Devin ist, unter Einbeziehung der Talente seiner wirklich hervorragenden Gastmusiker. Das ist richtig, das ist gut, macht das warm werden mit Ki aber, wie anfangs erwähnt, schwierig und mir eine Bewertung in Punkten einfach nicht möglich. Das mein persönlicher Wunsch nach einem Album voll mit Songs a la Night, Material, Traveller, The Fluke & Co realitätsfern war, dessen bin ich mir im Vorfeld übrigens bewusst gewesen. Insofern wurden meine Erwartungen zwar erfüllt, aber Begeisterung ist halt (noch) nicht das Wort, welches mir als erstes zu Ki in den Kopf kommt. Respekt und Anerkennung schon eher.
Auch wenn die Schlussworte vielleicht negativer klingen als ich es eigentlich meine, bin ich jetzt mehr denn je gespannt darauf, was das DEVIN TOWNSEND PROJECT mit den drei Folgelaben präsentieren wird, und vor allem, ob und wie sich Ki in dieses Konzept einfügen wird und eventuell in einem gänzlich anderen Licht erstrahlt. Schwierig, aber spannend…