The
Beginning Of Times
Im November
hatten sie angefangen, mit der Beginning Of Times Tour
durch europäische Lande. Zweieinhalb Monate später,
beim allerletzten Tourtag, bekomme ich dann auch meine Chance,
das Finnisch-Norwegische Package livehaftig zu bewundern. Dafür
ging es um die Ecke ins holländische Hengelo, um im altehrwürdigen
Metropool
(das längst ein neues bauliches Zuhause gefunden hat, meine
Wenigkeit kennt es noch aus den frühen 90igern).
::
Fotos ::
Ich bin einen
Augenblick zu früh dran und habe daher Zeit mich entsprechend
umzuschauen. Das Merch wurde auf einen „letzter-Tag-unschlagbar-Preis“
reduziert und fand reissenden Absatz. Das Metropool selbst ist
sehr schön angelegt, wenn auch etwas verwirrend. Beim ersten
Mal…
Da wir Sonntag
haben und es scheinbar eine recht zeitige Speerstunde gibt, besteigen
:: THE
MAN-EATING TREE :: schon um 7 die Bühne, nachdem
kurz vorher noch das Schlagzeug liebevoll mit Weihnachtsdeko bestückt
wurde. Ähm… ja… quasi als Ausgleich für
das entgangene Fest der Liebe schätze ich. Dennoch erstaunlich,
dass die Weihnachtsbaumkugeln beim Spiel nicht kaputt gegangen
sind. Auch sonst gönnten sich die Jungs reichlich Vodka und
Bier statt Wasser, während Sänger Tuomas Tuominen was
von „einem freien Land in dem man frei atmen kann“
erzählte, also Holland, da haben wohl diverse Kräuter
seinen Verstand ein wenig benebelt ;) Die Finnen haben im November
ihr zweites Album Harvest veröffentlicht, dass
nun auch hier dem noch recht spärlich anwesenden Volk ans
Herz gelegt wurde. Musikalisch gab es wie zu erwarten finnische
Melancholie in Reinkultur: Dark Gothic Rock/Metal, eine Mischung
aus Katatonia, Anathema und Swallow The Sun. Glücklicherweise
klingt die Musik live um einiges druckvoller als auf dem Album
und beschert so eine angenehme Show. Die Jungs rocken ordentlich,
bedanken sich lang und breit bei allen Beteiligten der Tour und
werden mit ordentlichem Beifall verabschiedet.
Setlist: Harvest Bell, At The Green Country Chapel,
Down To The Color Of The Eye, Armed, Amended, Of Birth For Passing,
Code Of Surrender
Flinker Umbau,
dann stehen die wilden Norweger von ::
LEPROUS
:: auf der Bühne. Von den Avantgarde-Metallern
hatte ich schon viel Positives gehört und war sehr neugierig.
Was dann aber über das werte Auditorium hereinbrach war…
keine Ahnung… war… eine Explosion, ein stilistisches
Feuerwerk, musikalische Raserei. Das war wild! Das Publikum ist
zunächst absolut verblüfft, fängt dann an mitzuwippen
und honoriert jeden Song mit lauterwerdendem Applaus. Ich bin
platt! Einfach unglaublich diese Jungs. Vor allem, wenn man weiß,
dass sie sonst live Ihsahn unterstützen, dessen Solopfade
musikalisch… nun ja… deutlich gezähmter klingen.
Wie dem auch sei, auch LEPROUS haben ein neues Album im
Gepäck namens Bilateral, von welchem dann auch
mehrheitlich die Songs in den Saal geschleudert werden. Die Band
spielt sich buchstäblich die Seele aus dem Leib, rockt und
tobt auf der Bühne, als wäre es der erste Tourtag nach
einem Jahr Zwangspause. Besonders Sänger und Keyboarder Einar
Solberg verausgabt sich enorm und das an mehreren Fronten. Die
Bühne ist für LEPROUS definitiv zu klein ;) Die
Musik ist sicherlich nicht eingängig, wenn auch nicht zu
vertrackt, fordert den Hörer, aber wenn man sich drauf einläßt,
dann sind LEPROUS eine Macht! Klasse!
Setlist: Thorn, Restless, Passing, MB. Indifferentia,
Waste Of Air, Dare You, Forced Entry
Pause, Merch,
Getränke und wieder rein, Licht aus und dann beginnt auch
schon der Headliner an zu zaubern: ::
AMORPHIS
:: Man steigt mit dem neuen Album ein, natürlich,
und lässt dann das Publikum entscheiden, ob Against Widows
oder On Rich & Poor gespielt werden soll. Für
mich klang der Lautstärkepegel eigentlich mehr zugunsten
des ersteren, gespielt wurde letzterer Song. Egal, beides gut.
Danach geht es kreuz und quer durch die Historie. Das Metropool
ist jetzt bis hinten voll aber so richtig große Stimmung
will nicht aufkommen. AMORPHIS sehen müde aus und
agieren auch so. Würde Sänger Tomi nicht soviel Fetz
auf der Bühne veranstalten, wäre gar keine Bewegung
zu sehen. Dafür zelebrieren die Finnen eine fast 2-stündige
Show und kredenzen uns auch noch drei Zugaben mit alten Klassikern
:) Ja, ein würdiger Tourabschluss will ich meinen! Schöner
Abend :)
Setlist: Intro, Song Of The Sage, Mermaid, The Smoke,
Against Widows vs On Rich & Poor, Sampo, You I Need, Sky Is
Mine, Vulgar Necrolatry, Into Hiding, Crack In A Stone, Alone,
(Introduction) Silver Bride // Black Winter Day, My Kantele, House
Of Sleep
Um 23 Uhr
ist bereits alles vorbei. Gut, ein bisschen Schlaf kann ja nicht
schaden. Draussen hat es inzwischen gefroren und dicker Nebel
macht sich breit. Ich muss zwar noch eine Drogenkontrolle irgendwo
im nirgendwo kurz nach der holländischen Grenze über
mich ergehen lassen, aber ansonsten fahr ich schon mit einem breiten
Grinsen nach Hause.