Schon
vor Konzertbeginn die erste Überraschung: eine Menschenschlange
vor dem Explosiv,
wo doch sonst die Besucherzahlen eher durchschnittlich bis bescheiden
ausfallen….doch die Veranstaltungen des Kulturvereins
Kaltenbach haben sich etabliert und so konnte diesmal
mit einem Besucherrekord von 250 zahlenden Metalheads gefeiert
werden.
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Fotos ::
Der „Massenauflauf“
hatte einen Gewinner: den Veranstalter. Leider gab es aber auch
Nachteile dadurch. Die Bewegungsfreiheit war sehr eingeengt und
die Luft wurde im Verlauf der 7-stündigen Veranstaltung immer
dünner. Schon bei GODDMNED
X war das Explosiv gut gefüllt,
was man als Stammgast der Lokalität sonst nie sieht. Die
Musik der Wiener war für einen Opener recht passabel, nach
ein paar Songs aber zu eintönig, um begeistern zu können.
Die Stimmung war schon jetzt recht gut, was ich vom Sound nicht
behaupten konnte.
Besser gefiel
mir da der Death Metal von DARKFALL,
die die halbe Mannschaft ausgewechselt hatten und nun mit drei
Cremation - Mitgliedern ihr anspruchsvolles Material in souveräner
Manier herunterzockten. Sänger Spiwi war aktiv wie immer
und hatte ständig Kontakt zum Publikum. Gut kamen die Nummern
vom letzten Album Firebreed an, die
beim Verkaufsstand um sensationell günstige 3 Euro angeboten
wurde. Die Preise waren allgemein fair, z.B. kosteten T-Shirts
12 € (für SEAR BLISS etwa).
Als nächste
Band stürmten dann die besagten Ungarn SEAR
BLISS die Bühne. Sehr fein fand ich die Abwechslung
in den Black Metal Stücken, die des Öfteren mit Midtempoparts
glänzten. Lieder von Phantoms wurden
ebenso gespielt wie Songs vom aktuellen Silberling Glory
And Perdition, die allesamt sehr filigran und enthusiastisch
klangen. Die Musik war eher zum Staunen und Genießen geeignet,
als zum Abbangen, doch bei letzterem wäre mir wohl wegen
der Sauerstoffnot die Luft weggeblieben…Weitere Pluspunkte
konnten SEAR BLISS durch ihre sympathische Ausstrahlung
und den Posaunisten gewinnen, man sah ihnen die Freude am Spielen
richtig an und auch der viel zu laute und basslastige Sound konnte
das Vergnügen kaum mindern.
Bei CROWBAR
sollte sich die angenehme Stimmung dann gravierend ändern.
Das Explosiv platzte aus allen Nähten, das Volk tanzte und
schubste im Moshpit und der langsame Lava-Sound war um einiges
zu laut, um nicht zu sagen unerträglich. Im Matsch der Klänge
konnte ich kaum eine Melodie und damit ein Song erkennen, was
aber den Großteil der Fans nicht vom Feiern einer gewaltigen
Party abhielt. Ich möchte allerdings nicht wissen, wie viele
Poger am nächsten Tag mit einem fiesen Ohrenpfeifen kämpfen
mussten. Die Optik ist ein klarer Pluspunkt von CROWBAR
und so war die Bühne wohl das eine oder andere Mal vom Einsturz
bedroht, sowohl wegen der Körperfülle des Sängers
als auch aufgrund der gewaltigen Tieftöner-Druckwelle. All
I Had I Gave wurde Dimebag Darrel gewidmet, bevor das schwitzende
Publikum nach Luft schnappend in die frische Abendluft entlassen
wurde.
Dann ballerten
IN BATTLE los, deren Schlagzeuger wohl vier Arme
hat, sein Spiel war verdammt schnell und präzise. Trotzdem
fehlte dem Auftritt der Nordmänner das gewisse Etwas. Das
Songmaterial ist einfach zu eintönig und auf Dauer ist ein
Überschall-Drummer auch nicht genug, um zu überzeugen.
So kann ich den Auftritt von IN BATTLE nur als
anstrengend bezeichnen, weniger ICE-Tempo wäre angebracht
und die Nordlichter sollten den einen oder anderen Part zum Ausrasten
einbauen.
Nun begann
das große Warten auf BEHEMOTH,
die eine geschlagene Dreiviertelstunde zum Umbau benötigten.
Es sollte sich im Hinblick auf den besseren aber keineswegs perfekten
Sound gelohnt haben, erste Ermüdungserscheinungen traten
jedoch schon auf. BEHEMOTH bliesen aber mit gewohnt
präzisem Riffing und Energie geladener Bühnenpräsenz
jeden Anflug von Müdigkeit schon mit Antichristian Phenomenon
aus der Halle. Ein blass geschminkter Nergal blickte drein wie
ein Besessener und peitschte die Menge ununterbrochen an, die
es ihm und seinen Mitstreitern mit tosendem Applaus dankte. Die
Stakkato-Riffs wussten dabei ebenso zu begeistern wie die exakte
Schlagzeugarbeit, im spieltechnischen Bereich gab es wie immer
nur bewunderndes Kopfschütteln. Sehr gut kamen die abgestoppten
Riffs rüber, die die technische Brillanz der Polen deutlich
macht (Decade Of Therion). Nach einer Stunde intensiver
Darbietung war um halb drei Uhr morgens dann Schluss. Kurz vor
dem Lungenkollaps schleppten sich die gezeichneten Konzertbesucher
ins Freie, um den in der Halle nicht mehr vorhandenen Sauerstoff
zu tanken.
Ein Abend
mit einigen Licht- und Schattenseiten ging also zu Ende, das Explosiv
ist zu klein für eine solche Dimension, der schlechte Sound
und die mangelnde Entlüftung könnte so manchen potentiellen
Konzertgeher von einem neuerlichen Besuch abhalten. Da ist Handlungsbedarf
gegeben!