Die
Kannibalen baten in der Markthalle zu Hamburg zum gepflegten musikalischen
Massaker. Und da sie dabei auch noch von einigen hochkarätigen
Bands unterstützt wurden, musste man als Fan harter Klänge
einfach in die Hansestadt pilgern. Leider offenbarte ein am Eingang
aufgestelltes Schild eine kleine Enttäuschung:
Eigentlich
sollten die amerikanischen Deather IMMOLATION
auftreten, auf die ich mich auch schon gefreut hatte, stattdessen
eröffneten aber die Norweger MYRKSKOG. Da
sich der Tourmanager zu Beginn des Konzertes noch in der Stadt
aufhielt und unglücklicherweise auch die Gästeliste
dabei hatte, verpasste ich einen Teil des Auftritts der Death
Metaller aus dem hohen Norden. Die zwei oder drei Songs, die ich
schließlich noch mitbekam, gaben mir aber die Gewissheit,
nichts verpasst zu haben. MYRKSKOG mögen
ja technisch einiges auf dem Kasten haben, ihr durchgehend schneller
Death Metal ist aber viel zu eintönig. Dazu kam auch noch
ein recht matschiger Sound, der dafür sorgte, dass sich die
sowieso schon gleichförmigen Songs absolut identisch anhörten.
Die wenigen Zuschauer, die sich bereits in die Markthalle gewagt
hatten, waren nicht wirklich angetan von den Norwegern, konnten
sich aber immerhin zu wohlwollendem Höflichkeitsapplaus durchringen.
MYRKSKOG waren leider kein adäquater Ersatz
für die genialen IMMOLATION und haben sich
mit Sicherheit auch keine neuen Fans erspielt.
Nach
diesem Auftakt konnte es eigentlich nur besser werden und das
wurde es glücklicherweise auch, denn das holländische
Death Metal-Urgestein SINISTER betrat die Bühne
und heizte der sich zunehmend füllenden Halle richtig ein.
Mittelpunkt der Show war natürlich Frontrau Rachel. Es ist
einfach unglaublich, dass sich eine relativ zierliche Frau wie
ein betrunkenes Wildschwein anhören kann, das zur Brunftzeit
bei „Deutschland sucht den am unmenschlichsten klingenden
Superstar“ vor einer Jury bestehend aus paarungswilligen
Bachen auftritt. SINISTER knüppelten ihren
leider ziemlich kurzen Set souverän herunter, was vom Publikum
mit einem kleinen Moshpit vor der Bühne honoriert wurde.
Ansonsten standen die meisten anwesenden Metalheads noch recht
unbeteiligt im Raum herum und fielen höchstens durch leichtes
Kopfnicken auf.
Nach
kurzer Umbaupause betraten die Jungs von MALEVOLENT CREATION
die Bühne und lieferten eine energiegeladene Show ab. Insbesondere
Neu-Sänger Kyle Symons entpuppte sich als echter Aktivposten.
Der kurzhaarige Vocalist brüllte und kreischte sich die Seele
aus dem Leib, tobte über die Bühne und peitschte das
Publikum immer wieder an. Die Amerikaner hatten einen recht guten
Sound und schleuderten der Menge einen Death Metal-Kracher nach
dem anderen entgegen. Mit The Will To Kill, Rebirth
Of Terror und All That Remains spielten MALEVOLENT
CREATION drei Songs von ihrer aktuellen Killerscheibe.
Insgesamt ein gelungener Gig, der hoffen lässt, die Jungs
bald mal wieder in den heimischen Clubs begrüßen zu
dürfen.
Als
die schwarzmetallische Panzerdivision MARDUK
auf die Bretter rollte, lichteten sich die Reihen etwas, was entweder
auf die livehaftige Überpräsenz der Schweden oder die
doch eher todesmetallische Ausrichtung des Publikums zurückzuführen
war. Die Begeisterung der Zuschauer hielt sich jedenfalls stark
in Grenzen. Dennoch flogen direkt vor der Bühne einige Haare
und die Band wurde von ihren Fans mit MARDUK-Sprechchören
verabschiedet. Obwohl ich den Blackies nicht viel abgewinnen kann,
muss ihnen doch eine gelungene Performance attestieren, zumal
sie auch einen guten Sound hatten. MARDUK bewiesen
abermals, dass sie zu den besten Livebands ihres Genres gehören.
Als
CANNIBAL CORPSE gegen 23.10 Uhr ihren Gig dann
endlich mit dem Instrumental From Skin To Liquid einläuteten,
füllte sich der Bereich vor der Bühne, denn die Headliner
des Abends baten zum fröhlichen Gemetzel. Unnötig zu
erwähnen, dass die Kannibalen eine perfekte Performance ablieferten,
denn sie sind ja schließlich nicht ohne Grund die Nummer
eins in Sachen Live-Todesblei. CANNIBAL CORPSE
spielten ausschließlich Hits. Die Palette reichte von älteren
Krachern wie Fucked With A Knife oder Stripped, Raped
And Strangled, über Songs wie Sentenced To Burn
und Pounded Into Dust bis zu Savage Butchery,
Compelled To Lacerate, Dormant Bodies Bursting
und dem genialen Pit Of Zombies vom aktuellen Album Gore
Obsessed. Der Corpsegrinder erwies sich als geborener
Frontmann und hatte das Publikum zu jeder Zeit voll im Griff.
Auch die anderen Bandmitglieder taten genau das, was man von ihnen
erwartete. Paul Mazurkiewicz bearbeitete sein Kit wie gewohnt
extrem schnell und mit unmenschlicher Präzision, Jack Owen
und Pat O’Brien rifften sich den einen oder anderen Wolf
und über Alex Websters Fähigkeiten am Bass braucht man
wohl keine Worte mehr zu verlieren. Da war es auch gar nicht tragisch,
dass die kannibalischen Leichen das von den Fans lautstark geforderte
Hammer Smashed Face aus den hinlänglich bekannten
Gründen nicht spielen durften. Begründung vom Corpsegrinder:
„It’ s bad for you!”. Dann wollen wir ihm das
einfach mal glauben und den Kannibalen einmal mehr zu einem genialen
Gig gratulieren.
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