Das
war mal wieder ein Abend zwischen Genie und Wahnsinn, oder besser:
Chaos! Aber der Reihe nach...
Nach der eher unverhofften und nur zufälligen Entdeckung,
dass sich • LISA
GERRARD • nach der vor zwei Jahren erfolgten
Dead Can Dance-Tour nun auch solo für einige Dates nach Europa
aufmachen wollte, sorgte natürlich für eine nicht unbeträchtliche
Euphorie, haben wir es hier doch mit einer der charismatischsten
Sängerinnen dieses Planeten zu tun.
Das Theater am Marientor in Duisburg war für uns die am nächsten
gelegene Location, die wir dann auch trotz des um diese Zeit normaler
Weise sehr zähen Berufsverkehrs recht zügig erreichten.
Es handelt sich um ein ziemlich gemütliches, jedoch mit einem
sehr hohen Saal versehenes Theater mit einer ansprechend großen
Bühne und guten Sichtmöglichkeiten von allen Seiten.
Nicht empfehlenswert war aber, zumindest an diesem Abend, der
ausgeschenkte Wein. Caterer Feinkost Kestner (oder so ähnlich)
hatte anscheinend keine Kosten und Mühen gescheut, um sowohl
beim Weiß- als auch beim Rotwein ein absolut untrinkbares
Gesöff zu kredenzen. Wobei man sich diesen Aufwand mit unbescheidenen
4,50 € pro Glas honorieren ließ...
Zum Glück
erschallte dann um Punkt 20:00 Uhr der Gong, der den Beginn des
Konzertes verkündete. Eine Vorband o.ä. gab es nicht
(mir wäre auch zunächst wenig Passendes eingefallen),
so dass Frau Gerrard und ihre zwei Mitstreiter direkt loslegen
konnten. Im Vergleich zu DCD fiel sofort auf, dass man an diesem
Abend fast komplett auf live gespielte Percussion oder Schlaginstrumente
verzichtete. Was in Konsequenz natürlich auch bedeutete,
dass hier deutlich mehr Musik vom Band kommen würde (und
kam). Ist aber irgendwie auch egal ist, wenn man über ein
derart faszinierende und mit einer so immensen Range versehene
Stimme wie LISA GERRARD verfügt. Da musste
man einfach eine Gänsehaut kriegen! Immer und immer wieder...
Nicht verhehlt
sei allerdings, dass das Ganze zwischen den Stücken schon
etwas strange wirkte. Die Protagonistin machte einen auf extrem
verschüchtert und kriegte nur höchst selten einen Ton
raus, so dass sich die verbale Kommunikation mit dem Publikum
auf ein Minimum beschränkte. Man fragte sich beinahe, woher
die Frau dieses Stimmvolumen beim Singen nimmt. Immerhin beherrschte
sie ein perfekt entrücktes Lächeln, mit dem sie, durchaus
gerührt, die enthusiastischen Reaktionen der Zuhörer
entgegen nahm. Noch obskurer allerdings war das fast schon ritualhafte
Annäherungsverhalten von Frau Gerrard an ihren Mikroständer,
welches vor nahezu jedem Stück mit exaltierten Bewegungen
zelebriert wurde. Gleichzeitig musste man den Eindruck gewinnen,
als brauche sie während der Songs ihren Lieblingsbarhocker,
um sich darauf ein wenig aufzustützen...
Trotz dieser
durchaus auffälligen Merkwürdigkeiten gab es an der
Qualität der dargebotenen Musik allerdings nichts zu deuteln.
Das war Extra-Klasse, in jeder Beziehung, auch wenn das installierte
Soundsystem teilweise hörbar an seine Grenzen gebracht wurde
und am Beginn der Mix noch ein wenig undifferenziert ausfiel.
In knapp zwei Stunden bekamen die ergriffen lauschenden Zuhörer
einen Querschnitt durch sämtliche Soloalben geboten, der
zusätzlich noch mit einigen Stücken von diversen Soundtracks
(Gladiator, Whalerider) und ein wenig DCD-Material angereichert
wurde. Na ja, beinahe das gesamte Publikum war hin und weg, denn
natürlich genau hinter uns hatten zwei zugedröhnte Volldeppen
ihre Plätze, die sich ständig unterhielten und auch
sonst einfach nur nervig waren. Mal ganz ehrlich: wer gibt über
50 € für so ein Konzert aus, um dann anschließend
aufgrund der eigenen Undiszipliniertheit davon nichts mitzubekommen?
Gebt euch demnächst lieber zu Hause die Kante und die gesparte
Kohle für die Tickets direkt mir, da haben wir alle mehr
von… ;-)
Zurück
zur Musik, wo sich LISA GERRARD hauptsächlich
auf die ruhigeren, atmosphärischeren Stücke konzentrierte.
Gerade die nur mit leichten Piano-Klängen unterlegten Passagen
wiesen live tatsächlich leichte Parallelen zu Tenhi (das
wäre ein geiles Package gewesen!) auf, ansonsten wurde den
Hörern aber ein ganz eigener Tonkosmos kredenzt, unterstützt
durch die hervorragenden Mitmusiker. Nach ziemlich genau zwei
Stunden war es dann leider auch schon wieder (und viel zu schnell)
vorbei, wobei die Zeit wie im Flug verging und es zu Recht (auch
bereits vor den zwei Zugaben) stehenden Ovationen gab.
Nach einem
kurzen, von Richard initiierten Ausflug in eine Dönerbude,
wo wir den Rest der Menschheit davor bewahren konnten, mit diesem
Fleisch in näheren Kontakt zu treten, und ansonsten über
Killerkarnickel und andere Haustiere philosophierten, stellte
sich dann schließlich heraus, dass die Autobatterie bei
dem von Dajana unternommenen Belastungstest (4,5 Stunden Licht
an) schmählich versagt hatte. Was an sich nicht so schlimm
gewesen wäre, hätte die Wegfahrsperre nicht in falsch
verstandener Solidarität gleich mit den Geist aufgegeben.
Somit hatten wir noch ein lustiges, zweieinhalbstündiges
Stand-In auf einem Parkplatz in Duisburg und alle was für
unsere Erkältung (schnief) getan. Und außerdem: viva
la Frühschicht!
Es besteht aber kein Zweifel, dass es trotz einiger misslicher
Begleitumstände ein toller Abend mit einem grandiosen Konzert
war! Deswegen sind wir beim nächsten Mal auch bestimmt wieder
mit dabei. Punkt.
Setlist:
Tempest, Desert Song, Sacrifice, Maharaja, Sea Whisperer,
Black Forest, Sanvean, Wandering Star, Meltdown // Paikea Legend,
In Exile, Host Of Seraphim, Space Weaver, Dreams Made Flesh, Now
We Are Free // The Wind That Shakes The Barley, Salem's Lot, Sleep