Gerade
passend zum verfrühten Wintereinbruch in Österreich
luden drei Bands zu einem etwas anderen Konzertabend. Keine E-Gitarren,
keine Keyboards und auch sonst nichts, was die heimelige Atmosphäre
der Entspannung im gemütlichen Club Explosiv
stören hätte können. Leider wird die ehrwürdige
Grazer Location, von Einheimischen gerne kurz und liebevoll Explo
genannt, in Kürze ihre Pforten schließen und umziehen.
So stellte dieser akustische Abend eine der letzten Gelegenheiten
dar, in der gewohnten Wohnzimmerumgebung wehmütig Abschied
zu nehmen.
::
Fotos ::
Was
bringt es, wenn auf dem Flyer 19.30 Einlass und 20 Uhr Beginn
steht? Richtig, in der Regel gar nix! So standen wir auch vor
verschlossenen Toren, als wir ausnahmsweise mal pünktlich
beim Explosiv eintrudelten. Nach 15 Minuten Wartezeit in der Kälte
durften wir endlich das Gebäude betreten. Es ging auch schon
eine halbe Stunde später mit der eröffnenden Band ::
LAPIS
SERPENTIS :: los. Die Wiener Formation war
ausgezogen, um das Publikum mit mittelelterlichen Klängen
den Abend zu versüßen. Mit Flöten und allerlei
anderen Blasinstrumenten verbreiteten sie gute Laune, es wurden
Geschichten erzählt und so wirkten LAPIS SERPENTIS
wie direkt von einem Mittelaltermarkt entführte
Spielleute. Einziges Manko der Darbietung war die fehlende Abwechslung,
die nach ein paar Liedern dazu führte, dass sich die Melange
doch eintönig anhörte. Die Band war mit den nicht gerade
enthusiastischen Resonanzen dennoch zufrieden, mehr als Sympathiepunkte
konnten die Mittelaltermusiker aber nicht einfahren.

Ein
wenig anders sah die ganze Sache bei den folgenden ::
FLOODLAND
:: aus. Wie auch schon im Vorprogramm von Anathema
bewiesen die Jungs Gefühl für angenehme Harmonien und
Sänger Christian legte all seine Emotionen in die mit Leib
und Seele intonierten Songs, die von seinem stimmlichen Ausdruck
lebten. Er versank förmlich in musikalischer Trance, so hatte
er des Öfteren seine Augen geschlossen und seine Gesten wirkten
authentisch und intensiv. Auch Gitarrist Bernhard hauchte der
Musik ein besonderes Flair ein, die Akustikgitarrensoli waren
jedenfalls allererste Sahne. Ob nun die Finger filigran flitzend
oder sanft zupfend das Griffbrett bearbeiteten - er bot eine herausragende
Leistung. Dezent im Hintergrund die Rhythmusabteilung mit den
beiden Haralds an Bass und Schlagzeug. Die vorher bemängelte
Eintönigkeit hatte hier bei FLOODLAND keine
Chance, manchmal wurde es ein bisschen pathetisch, doch glücklicherweise
nie kitschig. Sehr schön!

Die
Umbaupause mit Soundcheck gestaltete sich kürzer als erwartet
und schon war es Zeit für den Kopf von ::
DORNENREICH
::, Eviga, und seinen Begleiter Thomas (Violine),
die Stimmung weiter zu intensivieren. Die Musik der Tiroler ist
ja wie geschaffen, um unter die Haut zu gehen, sowohl mit Strom
oder mit rein akustischen Hilfsmitteln. Mir gefiel der stimmliche
Ausdruck von Eviga heute sehr gut, sein wisperndes, hauchendes
Timbre einerseits und die aggressive Kreischvariante dem kontrastierend
gegenüberstehend untermalte die spärlich intonierten
Kompositionen hervorragend. Seine spitzen Kreischlaute kamen in
der leisen akustischen Umgebung besonders gut zur Geltung. Für
mich persönlich schien einzig die Auswahl des Liedguts nicht
die Allerbeste zu sein. So erstreckten sich die rein instrumentalen
Passagen über mehrere Minuten, ohne vom charakteristischen
Gesang durchbrochen und dadurch aufgewertet zu werden. Natürlich
waren die beiden Künstler an diesem Abend an ihren Instrumenten
technisch versiert und fehlerlos, doch ein großer Teil der
Besonderheit DORNENREICHs macht eben die lyrische
Komponente aus. Einige Zuseher, oder besser gesagt „nur“
Zuhörer, lauschten oftmals mit geschlossenen Augen völlig
versunken den gefühlvollen Liedern, die für meinen Geschmack
nur leider stellenweise zu wenig Dynamik zu bieten hatten. So
wurde nur vereinzelt ein flotterer Takt angeschlagen und das fand
ich schade. In höchstem Maße unpassend fand ich aber
in diesem Zusammenhang die „Langweilig!“ - Zwischenrufe
aus den hinteren Reihen, die die aufgebaute Stimmung in sich zusammenfallen
ließen. Ich hoffe dass solche Störenfriede einfach
in Zukunft die Halle verlassen mögen... Der Großteil
der Anwesenden spendete jedoch begeistert tosenden Applaus und
auch für mich gab es ein paar Gänsehautmomente, egal
ob nun Lieder von Hexenwind, Her
Von Welken Nächten oder Durch Den
Traum gespielt wurden. Ich weiß nicht genau
wie lang das Konzert dauerte, aber das Publikum war für mehr
als eine Augenblick entrückt und trat am Ende mit einem melancholischen,
vielleicht nachdenklichen Gemütszustand den Heimweg an. Um
für eine Kurzzusammenfassung die Meister selbst zu zitieren:
ein Gefühl, dem kein Wort folgen kann!!!

So
manchem Fan dürfte die eisige Kälte der Grazer Nacht
wieder zurück auf den Boden der Tatsachen geholt haben. Für
einige war der Abend aber keinesfalls zu Ende. Im nicht weit entfernten
Lokal TickTack feierte eine kleine aber feine Runde bis in die
Morgenstunden. Wehmütiger Bestandteil so einiger Wortgefechte:
die Schließung vom „Explo“, das wohl jedem Grazer
ans Herz gewachsen ist. Du wirst uns fehlen!