2010-06-26 DE – Berlin - Columbia Hall
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Hocico - Covenant - Combichrist - Feindflug - DAF - Leæther Strip - KMFDM - Patenbrigade: Wolff

Xotox - Mind.In.A.Box - Mergel Kratzer - Cyborg Attack - She’s All That

Kommen wir aber nun zu den Bands. Nach gemütlichem Vorglühen und Gelände-Beschau ging es in die große Halle. Mr. Honey (Welle:Erdball) führte wieder durchs Programm und ließ mich ein ums andere Mal den Kopf schütteln: zum einen, weil er so furchtbar steif war, zum anderen, weil er das Publikum siezte, was so überhaupt nicht passen wollte.

:: Fotos ::

Erste Neuentdeckung waren :: PATENBRIGADE: WOLFF :: die ich nur vom Namen her kannte. Vielleicht hatte ich auch schon mal was von denen gehört... möglich. Fast ausnahmslos jeder unserer E-TROPOLIS Gesellschaft wollte sie sehen, gewitzelt wurde auch, also musste es wohl was Besonderes sein. Ich war gespannt ;)
Dann enterten die Berliner Bauarbeiter die Bühne und werkelten erstmal an allen Ecken und Enden herum, während es eine musikalische Mischung aus Electronics und treibenden Beats gab, denen sich das schon reichlich anwesende Publikum tanzend hingab. Coole Sache das, hat mir gut gefallen :)
Setlist: Stalinallee, Vorsicht! Feind hört mit, Gefahrstoffe, Popmusik für Rohrleger, Schußwechsel, Ostberliner Bauarbeiter, Abrißbude, Demokratischer Sektor

Auf selbiger Bühne ging es dann im Handumdrehen mit :: KMFDM :: weiter, die mir bereits hinreichend bekannt sind ;) So langsam sieht man sie auch hierzulande öfters, was die Fans sicherlich freut, aber warum muß man immer dieselbe Setliste runterspielen? Bei an die 20 Alben in der Hinterhand sollte es doch ausreichend Stoff für Abwechslung geben, ne? Sascha Konietzko und Lucia Cifarelli hatten wenig Mühe das Publikum weiter anzuheizen und zum tanzen zu bewegen. Von der Massenhysterie war die Menge zwar noch weit entfernt, aber es war ja auch erst früher Nachmittag und bei der Hitze wollten die Ressourcen geschont werden ;)
Setlist: DIY, Bait & Switch, Tohuvabohu, Son Of A Gun, Hau Ruck, Looking For Strange, Potz Blitz, Attak/Reload, Megalomaniac, A Drug Against War

Danach ging es erstmal rüber in den Columbia Club zu :: SHE’S ALL THAT :: eine Band, von der ich noch nie vorher gehört hatte. Krasse Truppe, in Space-Overalls, Gummimasken und Mut zur Häßlichkeit. Live gibt es noch einen Gitaristen, der nicht minder vermummt ist ;) Hatte schon was verdammt Schräges. Fand ich aber total gut. Genauso musikalisch. Die Punks der Electroszene :) Die möchte ich gern noch mal und in voller Länge sehen :) Oh, hab grad gelesen, die Kölner haben ihr Debüt raus, namens Extra Fruity Disgusting, da werd ich mal meine Öhrchen reinstecken…

Zurück in die Halle und noch mehr old school. Old school EBM, um genau zu sein, denn das Ein-Mann-Projekt :: LEÆTHER STRIP :: von Claus Larsen gibt es ja auch schon seit 1989. 1992 stand er zum letzten Mal live auf der Bühne, anno 2009 kam er zurück und räumte bei der einzigen Deutschlandshow auf dem Amphi Festival ab. Auch auf dem E-TROPOLIS brachte er im Handumdrehen die Meute auf Siedetemperatur. Gut, auf so einer großen Bühne sieht Larsson vielleicht ein bißchen verloren aus, hielt aber weder ihn noch die Fans davon ab, die Halle zu rocken. Alles war am Tanzen. Einfach nur großartig!
Setlist: My Shadow Is Your Home, Turmoil (Fuel For Fascism), Desert Storm, Hate Me!, Introvert, Japanese Bodies, Body Machine Body, Strap Me Down, Black Gold, Don’t Tame Your Soul

Und wieder auf in den Club. :: CYBORG ATTACK :: hatte ich zum ersten Mal 2008 auf der Feindflug Tour gesehen und mochte den harschen EBM. Seitdem gab es auch keine neue Veröffentlichung mehr, Stoerf***tor (2006) ist nach wie vor das „aktuelle“ Album der Chemnitzer. Was ist los Jungs? Und irgendwie hatte ich das Gefühl, daß der Punisher sonst in einer Black Metal Band singt… ;)

Nachdem ich :: DAF :: im Frühjahr nicht sehen konnte, freute ich mich um so mehr, sie hier wieder vor die Nase zu bekommen :) Und kaum waren Gabi Delgado-Lopéz und Robert Görl auf der Bühne, ging es los mit dem Klassiker Verschwende Deine Jugend und jeder Menge Wasser. Für alle! ;) Die Vorreiter der elektronischen Musik mit Wurzeln in den 70igern schafften es auch diesmal mit ihren Klassikern jeden in Bewegung zu bringen. Im Handumdrehen tanzte, pogte und wogte die Columbiahalle. Leider blieb Robert hinter seinen Drums, war somit kaum sichtbar und überließ jegliche Action Gabi, der wie üblich pitschnass und mit offenem Hemd Männlein wie Weiblein verzückte :)
Setlist: Gewalt (Intro), Verschwende deine Jugend, Ich und die Wirklichkeit, Der Mussolini, Ich Will, Muskel, Mein Herz Macht Bum, Algorhitmus, Rote Lippen, Liebeszimmer, Sato Sato, Alle gegen Alle, Nachtarbeit, Der Sheriff, Die Lüge, Als wärs das letzte Mal

Die nächste Neuentdeckung nennt sich :: MERGEL KRATZER :: und hätte ich optisch erst mal nach Italien verfrachtet. Tatsächlich kommt das Trio aus Schweden und wusste mit harschen Electroklängen zu überzeugen. Gut, optisch konnte ich mir das Schmunzeln kaum verkneifen, die Musik ging jedoch fix in die Beine und einmal mehr bedauerte ich auf Grund der sich überschneidenden Bühnenzeiten, dass ich diese Band nicht zu Ende schauen konnte. Trommlerin Angelica hatte zunächst ein paar Probleme mit ihrem Sound, ließ sich aber nicht beirren und kontrollierte beim Spielen alle Stecker und Stöpsel bis der Wackelkontakt weg war. Worauf man aber nicht geachtet hatte, war das „Problemfenster“ auf dem Notebook wegzuklicken, welches sich dann permanent auf dem Gesicht von Keyborderin Julia widerspiegelte ;)
Setlist: My Freezer, Deathgame, Satisfy, Prisoner, Fuglesang, Iso, The Phuckomat, Sniper, Virus, Abducted

:: FEINDFLUG :: spalten nach wie vor die Gemüter. Die einen hassen's, die anderen lieben's. Die rein instrumentale, militärische Darbietung mit der üblichen Kriegsmaschinerie auf der Bühne und den Kriegsbildern auf der Leinwand ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Der eine ist gelangweilt, der andere regelrecht hypnotisiert von den heftigen Klängen. Und FEINDFLUG haben unbestritten eine große Fanbase, die vor der Bühne unter Stroboskopen ordentlich abrockte.
Setlist: Jarhead, Gulag, Machtwechsel, Truppenschau, Roter Schnee, AK 47, Ersatzteil, Glaubenskrieg, Neue Sieger, Selbstsucht, Stukas im Visier

Mit nem Happen in den Backen (einer der wenigen) ging es wieder rüber in den Club zu :: MIND IN A BOX ::, ebenfalls eine Band, die mir bis dato völlig unbekannt war. Und wieder eine Band, die mich unweigerlich in ihren Bann zog. Tolle Musik, eine Mischung aus Elektronikas und Art Rock oder so. Hat mir ausgesprochen gut gefallen. Das Publikum war ebenfalls hellauf begeistert, es scheint, die Österreicher haben bereits jede Menge Fans ;) Meinereiner hat sich dann auch gleich mal das aktuelle Album R.E.T.R.O. zugelegt (weiß der Teufel, wann ich das alles rezensieren soll...). Schade nur, das die Band so gnadenlos im Nebel versank...
Setlist: Remember, Amnesia, Stalkers, Fear, Certainty, Light & Dark, Questions, Whatever Mattered, Second Reality

Ok, von :: COMBICHRIST :: hab ich schon viel gehört, sie aber noch nie live gesehen. Aber bereits mit den ersten Tönen von All Pain Is Gone wurde klar, das niemand übertrieben hat ;) COMBICHRIST ist Testosteron pur! Eine unglaublich energiegeladene Live Performance (man sagte mir, dass die Jungs bei Rammstein noch agiler waren), peitschende Electro-Beats und ein Drummer der meinte, allenthalben sein Drumkit ins Nirgendwo kicken zu müssen. Mr Joe Letz scheint einen verdammt großzügigen Equipment-Austatter zu haben… Irgendwann hatte er dann auch den zweiten Schlagzeuger Trevor Friedrich soweit, dass dieser entnervt aufgab und sich bei Letz revanchierte. Immerhin blieben die Keys heile. Ok, das mag alles Show sein, verfehlte seine Wirkung aber nicht. Und ich als Stagehand hätte dem Drummer schon längst eine ordentlich verpasst! Das Publikum flippte nahezu aus und es war interessant von „oben“ zu beobachten, wie die Menge, tanzte und tobte, während Meister Andy LaPlegua die Fans wie die Marionetten tanzen ließ. Live definitiv ein Highlight!
Setlist: Intro, All Pain Is Gone, Today I Woke To The Rain Of Blood, Electrohead, Without Emotions, Feed Your Anger, Get Your Body Beat, Blut Royale, F**k That Shit, Are You Connected, This Shit Will F**k You Up // What The F**k Is Wrong With You

Da sich nun auch bei mir durch Hitze und Live-Marathon Ermüdungserscheinungen zeigten, blieb ich einfach in der kühlen Luft auf der Galerie bei Combichrist sitzen und ließ :: XOTOX :: außen vor. Sorry, ich brauchte mal ne Pause und XOTOX hatte ich ja in letzter Zeit häufiger gesehen.

Nach den tollen Auftritt beim Blackfield Festival 2 Wochen zuvor freute ich mich :: COVENANT :: wiederzusehen. Vornweg übergab Moderator Honey das Mikro an seine Kollegin Plastique, um die Schweden gebührend zu begrüßen, verwechselte dabei aber die Sommersonnenwende mit dem Winter und machte aus dem längsten Tag des Jahres die längste Nacht. Gut… für COVENANT mag das zugetroffen haben…
Denn leider, leider lieferten die Schweden hier die vermutlich schlechteste und peinlichste Show der Bandgeschichte ab. Eskil Simonsson und insbesondere Joakim Montelius waren so hackebreit, das sie nur noch auf der Bühne taumelten, vor sich hinlallten oder grölten und letzten Endes umfielen und einfach auf der Bühne liegen blieben. Nur Daniel Myer machte gute Miene zum bösen Spiel und thronte gelassen auf seinem Pult über die beiden volltrunkenen Akteure und lieferte zwischendrin ein tolles Solo.
Die Setlist war nahezu dieselbe wie beim Blackfield und beinhaltete zwei neue Songs, die live hier überhaupt nicht funktionierten, und von einem Album, von dem keiner weiß ob und wann es mal veröffentlicht werden wird, auf das aber jeder Fan sehnlichst wartet. Wenn ich mir Eskil und Joakim so torkelnd auf der Bühne betrachte... fürchte ich... kann das noch seeeehr lange dauern, mit dem neuen Album. Sehr schade, sehr peinlich und dazu gab es wohlverdiente Pfiffe und Buh-Rufe.
Setlist: Intro, Stalker, 20hz, Dynamo Clock, Invisible & Silent, If I Would Give My Soul, The Men, Ritual Noise, Improvisation, Theremin, Call The Ships To Port // Der Leiermann, Babel

Es ist weit nach Mitternacht und endlich macht sich der Headliner bereit die Bühne zu entern. Wie es scheint, haben sich :: HOCICO :: von der Aggressivität und Zerstörungslust der durchgeknallten Combichrist-Jungs anstecken lassen und packten eine handvoll alter Fernseher auf die Bühne, von denen aber nur ein kleiner Kofferfernseher letztendlich zertrümmert wurde ;) Ich bin seit langem ein Fan der Mexikaner und freu mich immer wieder, wenn ich sie mal live sehen kann. Und nach der kleinen Ruhepause und viel Wasser war ich auch wieder fit genug, um mich mitten in die Meute zu stellen und mitzutanzen, bis der Schweiß in Bächen den Rücken runterlief.
Setlist: A Fatal Desire, Born To Be Hated, Spirals Of Time, Untold Blasphemies, Dog Eat Dog, Love Posing As A Prostitute, Bloodshed, About A Dead, Escape The Spell, Odio Bajo El Alma // Forgotten Tears, Poltergeist

Damit geht das erste E-TROPOLIS FESTIVAL zu Ende. Es war ein sehr langer Tag. Bis auf den Totalausfall von COVENANT und der mangelnden Ernährungslage an einem sehr heißen Tag bleibt die Erinnerung an ein tolles Festival und ich bin gespannt, was die Organisatoren für nächstes Jahr auf die Beine stellen werden. Es nachts um 3 und jetzt muß erst mal ne Dönerbude her…

 

story & pics © Dajana