2016-03-05 DE – Oberhausen - Turbinenhalle
 

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Main Stage • And One - Hocico - Frontline Asembly - Welle: Erdball - The Cassandra Complex - Assemblage 23 - Kite - Henric De La Cour

Second Stage • Suicide Commando - Diorama - Legend - Winterkälte - Reborn Beton - Harmjoy - Orange Sector

Das E-TROPOLIS FESTIVAL 2016 wurde pünktlich um 14 Uhr von :: HENRIC DE LA COUR :: auf der großen Bühne eröffnet. Auf den Schweden hab ich mich besonders gefreut, denn ich mag seine Musik und seine beiden Alben sehr, die im New Wave rangieren, mit ein bißchen Electro hier und 80iger Jahre Synth-Pop da. Eigenwillig, traurig, nie Mainstreamig und doch eingängig. Leider hatte HENRIC DE LA COUR von Anfang an Soundprobleme. Entweder war er gar nicht zu hören, oder übersteuert. Ebenso seine Feen-gleiche Begleiterin Camilla Karlsson (Sängerin und Bassistin von It’s For Us – ebenfalls eine großartige Band) an der Gitarre, die man of ebenfalls nicht hören konnte. Gerade beim Opener My Machine machte sich der schlechte Sound extrem bemerkbar. Nach und nach wurde es aber ein bißchen besser. Noch mehr Sympathiepunkte konnte der hochgewachsene und ungemein schüchterne HENRIC DE LA COUR bei mir mit seinem Musikgeschmack einsammeln, entdeckte ich doch Patches von Sólstafir, Venom und Mayhem auf seiner Jacke ;) Coole Sache das. Trotz Soundproblemen bin ich froh, diese Show nicht verpaßt zu haben! Definitiv eines der Highlights an diesem Abend.

Die Second Stage in Halle 2 wurde von den Hannoveranern :: ORANGE SECTOR :: eröffnet. Hier ging es ungleich härter und harscher zu. EBM eben. Das Duo Lars Timm Felker und Martin Bodewell waren in bester (Tanz)Laune und steckten das zahlreich anwesende Publikum an. Die Jungs dürfen nächstes Jahr bereits ihr 25-jähriges feiern. Vielleicht dann auch mit einem neuen Album. Der Song, Geile Zeit, darf hier gerne wörtlich genommen werden ;)
Setlist: Z.o.m.b.i.e/Terroristen, John Kills, Alles dreht sich im Kreis, Monoton, Der Maschinist, I Hate You, Sturm, Geile Zeit, Für immer, Kalt wie Stahl

Kommen wir direkt zum nächsten Highlight des Festivals, dem schwedischen Duo :: KITE ::. Musikalisch waren sie mir ein Begriff, da ich bereits angefixt worden war. Und KITE haben nicht enttäuscht. Auch hier gab es technische Probleme, das tat der Show aber keinen Abbruch. KITE haben einen sehr eigenwilligen Sound, schwer einzuordnen, irgendwo zwischen Electro, Experimental und Indie Rock, aber ungemein intensiv und hypnotisierend. Und ich mag den Gesang von Nicklas Stenemo (plus Christian Berg an den Maschinen). KITE haben bisher nur EPs veröffentlicht, sechs an der Zahl. Ein Muß für das CD Regal!
Ich hörte von einer fabelhaften Lichtshow, die KITE normalerweise auffahren. Diese gab es heute jedenfalls nicht. Schade, schade.

Die Wahlkalifornier :: HARMJOY :: sind extra für das E-TROPOLIS über den großen Teich gereist. Ich muss sagen, das ist schon ein interessantes Duo: Dan von Hoyel (Titans) und Ølåf Å. Reimers (Tyske Ludder). Musikalisch gibt’s, anders als ich erwartet hätte, Future Pop, und reißt einem trotz Hype nicht vom Hocker, ist aber nun auch nicht schlecht gemacht. HARMJOY sind allerdings eine der Bands mit ultraschlechtem Licht. Ach was Licht… Licht kann man das gar nicht mehr nennen…

Als nächstes ist Tom Shear und sein Projekt :: ASSEMBLAGE 23 :: an der Reihe. Ein gern und oft gesehener Gast auf deutschen Konzert- und Festivalbühnen. Electro as ist best. Wie immer musikalisch ok aber optisch ziemlich langweilig, weil der Mann auf einer großen Festivalbühne einfach untergeht.

Die Essen/Kölner :: BEBORN BETON :: wurden nur einen Tag vorher als Ersatz für Chrom verpflichtet, die ihren Auftritt absagen mußten. Ich kannte das Trio bisher nicht. Solider Electro würde ich sagen. Bereits Ende der 80iger gegründet, wow! Alte Hasen. Es gibt nach sehr, sehr langer Pause (13 Jahre) wieder ein neues Album, A Worthy Compensation, von dem hier so manches Stück gespielt wurde.
Setlist: The Colour Of Love, 24/7 Mystery, Last Day On Earth, Another World, I Believe, Im Innern einer Frau, Daisy Cutter, She Cried, Mantrap - The Seduction

Zurück in der großen Halle gibt es die nächste, völlig unerwartete Überraschung: die britischen Gothic Rocker von :: THE CASSANDRA COMPLEX ::! Ich kannte die Band bisher ebenfalls nicht. Mittelpunkt der Band ist ohne Zweifel Rodney Orpheus, der einen unglaubliche Energie und Vitalität versprühte. Oder vielmehr pure Lebensfreude. Ein Gothic-Paradoxon ;) Hier wurden selbst Lahme zum Tanzen gebracht. Großartig! Mehr als 30 Jahre im Dienst zeigen die Briten so manch anderer Band, was eine lebhafte Bühnenperformance auszeichnet, wie man das Publikum zum Tanzen zum bringt. Da können sich so einige Acts eine große Scheibe von abschneiden (nicht nur beim E-TROPOLIS). Und endlich gab es Licht!

Bei :: WINTERKÄLTE :: gab es manchmal Techno-lastigen, manchmal industriellen Drum'n'Noise und viel Nebel. Die Band ist für das E-TROPOLIS ja eher ungewöhnlich (super!) aber dennoch bekannt genug und wurde sehr gut aufgenommen. Hier konnte man alles an Aggressionen loswerden und sich die Seele aus dem Leib tanzen. Oder raven. Oder so. Krass!

Warum :: WELLE: ERDBALL :: bei fast jedem E-TROPOLIS dabei sein müssen, ist mir ein Rätsel. Aber, ich muß dem C-64 Quartett dennoch zugestehen, daß sie die rappelvolle Turbinenhalle in ein kunterbuntes und zuckersüßes… ähm… nennen wir es Schlagerfestival verwandelten und das Publikum vollkommen begeisterten. Das lag vermutlich vor allem an den Beginn mit Lady Lila als Engel mit aufblasbaren Flügeln zum Opener 1000 Engel. Das sah schon imposant aus und war auch hervorragend zu fotografieren. Es gab glitzerndes Konfetti und gute Laune. Kann man sich anschauen, muß man aber nicht. EBM oder auch nur Electro geht jedenfalls anders.
Setlist: 1000 Engel, Wir wollen keine Menschen sein, Ein Mensch aus Glas, Der Türspion, Arbeit Adelt!, Ich bin nicht von dieser Welt, Der Telegraph, Hoch die Fahnen, Schweben, Fliegen und Fallen, Die Liebe der 3. Art, Starfighter F-104G, Monoton & Minimal, Es geht voran

So. Kommen wir zum diesjährigen Highlight des E-TROPOLIS FESTIVALS 2016: Die isländische Band :: LEGEND ::. Die Herren Krummi Björgvinsson und Halldór A Björnsson (plus Livedrummer Frosti Jón Runólfsson) sorgen ja schon seit einiger Zeit für Furore. Ich wurde auf die Band aufmerksam, als Sólstafir den Track Runway Train von LEGEND coverten (nachdem diese Fjara interpretiert hatten). Runway Train ist DER Smashhit der Isländer und stammt vom 2012er Debüt Fearless. LEGEND arbeiten derzeit am Zweitwerk, welches im August erscheinen soll. Man darf sehr, sehr gespannt sein.

Zu :: FRONTLINE ASSEMBLY :: muß man nicht mehr allzuviel erzählen. Die alten Zausel Rhys Fulber und Bill Leeb verweisen noch immer die jüngeren Generationen auf die Plätze, wenn es um EBM oder generell um gute Musik geht. Und so war auch die heutige Show wieder ein Knaller. Sogar mit ein bißchen mehr Licht. Den Lacher gab es am Anfang, als man die Visualisierungen auf der großen Leinwand starten wollte und das Laptop erst einmal ein WIN 10 Upgrade machen wollte ;)
Setlist: Intro - The Chair, Final Impact, Neologic Spasm, Killing Grounds, Blood, Resist, Plasticity, I.E.D., Deadened, Exhale, Mental Distortion, Prophecy, Mindphaser

Eine :: DIORAMA :: Show geht immer und die Reutlinger haben mich noch nie enttäuscht. Pure Emotionen und Intensität. DIORAMA ist einfach eine großartige Band mit einem breiten musikalischen Spektrum. Immer charismatisch und einzigartig. Die Show bekam ihr i-Tüpfelchen mit der Ankündigung, das man bereits an einem Nachfolger von Even The Devil Doesn't Care arbeitet, welches im September veröffentlicht werden soll. Da freue ich mich jetzt schon drauf! Für mich überraschend war allerdings, nicht mehr Sash Fiddler an der Gitarre zu sehen. Hab ich was verpasst?
Setlist: Light, Forgotten, Exit The Grey, Hope, Synthesize Me, When We Meet In Hell Again, Defcon, Ignite, The Scale, Advance

:: HOCICO :: spielen nun auch schon das dritte oder vierte Mal auf dem E-TROPOLIS. Musikalisch also bekannte Kost. Nicht Bewegendes, Neues oder gar Innovatives. Diese Zeiten sind wohl vorbei. Aber auch hier gibt es ein neues Album namens Ofensor, das zur Hälfte hier live vorgestellt wurde. Die beiden als schwarze Engel verkleideten Trommler waren zunächst ein Hingucker. Das synchrone Trommeln klappte trotzdem nicht so recht. Vermutlich haben sie sich nicht gehört. Denn Sound und Licht waren bei HOCICO eine absolute Katastrophe. Alles nur Matsch. Zum Weglaufen…
Setlist: Sinister Déjà-Vu, I Will Be Murdered, Bienvenido a la maldad, Sex Sick, Dead Trust, In The Name Of Violence, Bite Me!, T.O.S. Of Reality, Heart Attack, Poltergeist, Auf der Flucht, Forgotten Tears, Twist The Thorn, Ofensor

Johan Van Roy mußte ja in letzter Zeit so manches Konzert absagen. Jetzt scheint er aber wieder fit zu sein, auch wenn er um sein Knie immer noch eine Schiene tragen muß. Rumhopsen kann er jedenfalls schon wieder, wenn auch mit Bedacht ;) Das tat seiner :: SUICIDE COMMANDO :: aber keinen Abbruch. Die Halle war vollgepackt und SUICIDE COMMANDO hatten die Fans im Handumdrehen im Griff.
Setlist: Murder, Pesticide, Sheer Horror, Traumatize, Necrophilia, Mortal Combat, Where Do We Go From Here?, Desire, So Many Questions, The End Of Your Life, Time, Save Me, Better Off Dead, See You In Hell // The Mirror, Never Get Out

Den Peinlichkeitspreis des Abends gewannen ohne Zweifel :: AND ONE :: Zigmal vermeintlich an den Nagel gehängt, gibt es die Band immer noch und sie machen eine Farewell-Tour nach der anderen. Platten wollen sie nicht mehr veröffentlichen und dann doch gleich eine Trilogie. AND ONE sind irgendwie ein schlechter Witz. Selbstdarstellung par excellence. Beim E-TROPOLIS preisen sie permanent ihr eignes Konzert auf der Leinwand an, tätigen Aussagen, die schnell falsch aufgenommen werden können und legen sich mit dem Publikum an. Das ist weder Entertainment noch Professionalität, sondern einfach nur kindisch und eines Headliners nicht würdig. Eine absolut vernachlässigbare Band…
Setlist: Black Generation, Männermusik, Die Mitte, Deutschmaschine, Seven, Strafbomber, Metalhammer, Schwarz, Zerstörer, Steine sind Steine, Timekiller (Project Pitchfork cover), Krieger, Techno Man, Body Nerv // An alle Krieger!, Die Stille vor dem Ton, Military Fashion Show, Shouts Of Joy

Müde bin ich Kängeruh… So, das war es also, das E-TROPOLIS FESTIVAL 2016. Ich hoffe, ihr hattet einen schönen Abend und seit gut nach Hause gekommen. Damit entschwinde auch ich nun in die eisglatte Nacht ;)

 

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography