Unter 
                dem nahezu prophetischen Banner Wintergewitter Tour 2007 
                machen sich vier Bands des in Chemnitz ansässigen Labels 
                Black Rain auf, Europa in Schutt und Asche zu legen. Die seit 
                1995 umtriebigen und trotz zahlreicher Diskussionen immer noch 
                polarisierenden FEINDFLUG waren bisher ebenso 
                selten auf den Livebühnen zu sehen, wie TYSKE LUDDER 
                und sind schon mal an sich ein absoluter Leckerbissen 
                in Sachen brachialen Industrial/EBM. Komplettiert mit CYBORG 
                ATTACK und SUPREME COURT darf man sich 
                hier auf nicht weniger als einen kybernetischen Krieg freuen (sic!). 
                Warum man für diese Tour aber nur ganze zwei Deutschlandgigs 
                angesetzt hat, ist mir allerdings schleierhaft... 
                Bei fast 10cm Neuschnee war es dann auch nicht gerade einfach, 
                überhaupt aus Münster rauszukommen. Petrus schien hier 
                irgendwas wörtlich genommen zu haben ;) Egal, rauf auf die 
                Autobahn und es wurde besser. Pünktlich um 8 stand ich tatsächlich 
                vor der Koblenzer Suppkultur in Erwartung einer ausverkauften 
                Halle. Dem war aber nicht so, erstaunlicherweise. Ich schätze 
                mal an die 400 Nasen waren anwesend, weitere 100 hätten sicher 
                noch Platz gefunden. 
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                Fotos ::
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                SUPREME 
                COURT ~ eröffneten kurz nach 8 den Abend 
                und versuchten mit eingängigen Electro Nummern das Publikum 
                aufzuwärmen. Neben 2 Songs vom 2005er Debüt  Yell 
                It Out dürfte der Rest dem Anfang März 
                erscheinenden brandneuen Album Hypocrites & Saints 
                (VÖ 2.3.) entstammen. Während Enrico Kunze und Sebastian 
                Nebel im selbigen hinter ihren Keyboards verschwanden, gab Fronter 
                Kay Härtel dennoch alles, um die fußlahme Meute endlich 
                aufzurütteln. Ich schätze mal, die mehrheitlich anwesenden 
                Feindflug und Tyske Ludder Fans mögen lieber die härtere 
                Gangart und schauten sich die Chemnitzer daher aus der Distanz 
                an. War ok. 
                Setlist: Intro, [Trust] In The Holy Light, 
                Rush Of Blood, Traitors & Cowards, Dream To Share, Never Again, 
                Voice Of Lying, Loving Kind Of Cunt
              
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                CYBORG 
                ATTACK ~ hatten es danach ein wenig leichter. 
                Wiederstand ist eben zwecklos ;) Nach nur 10 minütiger Umbaupause 
                stieg das Trio um Sänger Punisher (Sandro Franz), der im 
                Übrigen ein wenig erkältet aber trotzdem noch gut bei 
                Stimme war, mit Alptraum Leben ein. Auf den Keys von Eucha und 
                Zerindi gab es die obligatorischen blauen Totenköpfe, während 
                die Tastenhexer einmal mehr im Nebel verschwanden, der an diesem 
                Abend wirklich extensiv genutzt wurde. Mit deutlich linksgerichteten 
                Texten gab es schon mal einen ziemlich harschen EBM... ähm... 
                Electro Cyber Punk Tritt in den Allerwertesten mit Songs von beiden 
                CYBORG ATTACK Alben Blutgeld 
                und Störf***tor. 
                Setlist: Alptraum Leben, Blutgeld Pt. I, 
                Psycho-X, Ignoranz, Stoerf***tor, Born Dead, Blutgeld Pt. II // 
                Maschinenmensch
              
              :. 
                TYSKE LUDDER 
                ~ „The Whores Of Electro“ halten bekanntermaßen 
                ebenfalls nicht hinter den Berg mit ihren sozialkritischen Ansichten 
                und Texten und waren für mich das eigentliche Highlight des 
                Abends. Nachdem es ja sehr ruhig um das Trio geworden war, hat 
                man anno 2003 wohl wieder Gefallen am gemeinsamen musizieren gefunden 
                und 2006 mit Sojus ein gelungenes Comebackalbum 
                abgeliefert, deren Tracks wie Manipulation oder Canossa 
                schon wahre Klassiker sind und ungemein in die Beine gehen. Natürlich 
                gab es aber auch Klassiker wie Monotonie (lautstark vom 
                Publikum gefordert und hier unter Zuhilfenahme des Feindflug Gitaristen 
                bestens intoniert) vom 90iger Dalmarnock, 
                ebenso wie An vorderster Front und Wie der Stahl 
                gehärtet wurde (Bombt die Mörder). 
                
                Was letzten Endes aber dann doch ein wenig nervte – wofür 
                die TYSKE LUDDER nichts konnten – waren 
                die Feindflug, Feindflug Rufe während des Sets. Nichtsdestotrotz 
                ne klasse Show. War mir wirklich ein Vergnügen ;)
                Im Übrigen ist die limitierte Box mit den Wiederveröffentlichungen 
                der drei TYSKE LUDDER Alben plus Bonus Material 
                restlos ausverkauft und nicht mal mehr bei Ebay zu haben.
                Setlist: Khaled Aker, Extrem, Bionic Impression, 
                An Vorderster Front, Manipulation, Betrayal, Wie der Stahl gehärtet 
                wurde, Canossa, Monotonie // 7 Tage
              
              :. 
                FEINDFLUG 
                ~ hatte ich zum ersten und letzten Mal Anfang 
                des neuen Jahrtausends gesehen und die Chemnitzer danach - bis 
                auf die üblichen Klatschgeschichten - aus den Augen verloren. 
                Umso größer also nun die Freude, auch FEINDFLUG 
                wieder livehaftig vor die Nase zu bekommen. Das es die Jungs bisher 
                in Deutschland nicht immer einfach hatten ist hinreichend bekannt. 
                Es ist aber auch nicht gerade einfach, die musikalische wie visuelle 
                Kunst bedingungslos zu akzeptieren (ich weiß, Kunst muss 
                sich nicht erklären und überhaupt... ist das alles schon 
                hundert mal ausdiskutiert worden...). Trotz der relativ kleinen 
                Bühne wurde alles an „Kriegsmaschinerie“ aufgeboten, 
                von der klassischen Flak im Zentrum, daneben den elektrischen 
                Stuhl und in der ersten Reihe die schweren Holzkreuze mit den 
                Trommeln. Rechts und links von der Flak postierten sich Banane 
                und Supreme Court Sänger Kay hinter ihren Keys, natürlich 
                alles perfekt mit Tarnnetzen abgehangen. Vorn an der mittleren 
                Trommel agierte der maskierte Felix, begleitet von Clemens, Matze 
                und Soli, sowie Patric an der Gitarre, der unter seiner Gasmaske 
                bei der Hitze eigentlich hätte Motten bekommen müssen. 
                Mit sieben Leuten auf der Bühne wurde es natürlich ziemlich 
                eng und dank des einmal mehr extensiven Nebelgebrauchs war auch 
                nicht allzu viel von den sieben Protagonisten zu sehen. 
                Das Publikum war mit den ersten Tönen bereits völlig 
                aus dem Häuschen und agierte entsprechend heftig und dicht 
                gedrängt vor der Bühne. Es gab eigentlich kaum jemand, 
                der in der ersten Hälfte der Suppe stillstand. Neben dem 
                ersten Zugabenblock gab es als Extra-Bonus noch den FEINDFLUG 
                – SUPREME COURT Track DisappoiNmenT Overdose 
                von der gemeinsamen EP We’ll F*** Up 
                mit Kay Härtel am Gesang. Das Stück war natürlich 
                um einiges... nennen wir es mal bunter, da elektronischer, hatte 
                aber andererseits einen besonderen Drive auf Grund des Gesanges. 
                Auch hier gab es eine Setliste quer durch die gesamte History 
                der Chemnitzer, von alten Klassikern wie Stukas im Visier 
                und Größenwahn über die EP Sterbehilfe 
                bis hin zu den aktuellen Tracks aus Volk und Armee. 
                Eine schweißtreibende und beeindruckende Show!!! Die Konzerte 
                der Wintergewitter Tour wurden übrigens aufgenommen, so dass 
                man in Kürze wohl mit Livematerial in irgendeiner Form rechnen 
                darf ;)
              