2010-05-07 DE – Berlin - Astra
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Efterklang - The Black Heart Procession - Olafur Arnalds - Crippled Black Phoenix - Long Distance Calling - Grails - Samavayo - Nils Frahm - Aucan

Amen Ra - Taint - Tephra - Leech - Elyjah - Robin Tom Ring - Kam:As - Formelwesen - Zatorkrev

Obwohl Zeit satt, ist der Geist bereits wieder um 8 Uhr munter, während der Körper gerne bis Mittag geruht hätte ;) Ok, Kompromiss: Gehirnarbeit im Bett mit dem Notebook auf den Knien und den Bericht des ersten Tages runtergetippt ;) Bevor ich wieder das Festivalgelände entere, schau ich noch kurz bei der Neueröffnung des „The Metal Shop“ in Friedrichshain vorbei, der im Übrigen mit geilen Vinylsachen aufwarten kann.

:: Fotos ::

Dann geht es auch schon auf der großen Bühne los, auf der das Trio :: AUCAN :: die drei Nasen davor beschallt. Hektisches Schrauben an zahllosen Effekten und Synth... hmmm… ne Mischung aus Drum’n’Beats, Techno und experimentellen Klängen?

Auf :: ZATOKREV :: war ich schon im Vorfeld neugierig, das sie jene spezielle Mischung aus alles zerstörenden, emotional zerreißenden Post Rock spielen, dessen Urväter Neurosis sind. Aber zunächst hieß es ein paar technische Probleme zu überbrücken (der Gitarren-Amp von Frederyk Rotter ist ausgestiegen). Ein paar Scherze am Rande, eine kleine A-Kapella-Einlage und ein Drum-Bass-Solo… aber dann... wurde die kleine Bühne in Schutt und Asche gelegt.

:: NILS FRAHM :: gehört zu dem Drittel an Musikern auf diesem Festival, von denen ich vorher noch nie etwas gehört habe. Tatsächlich handelte es sich um einen von russischen Komponisten (I love Schostakowitsch) geprägten Pianisten, der an einem wunderschönen, uralten Klavier unglaublich schöne, melancholische Sonaten spielte *seufz* Sein Klavier-Solodebüt Wintermusik steht bei mir nun auf der „haben-wollen“-Liste!

:: FORMELWESEN :: streckten danach den Zeitplan um eine viertel Stunde, bis sie alle Details auf der Bühne und am Laufen hatten. Das von der Band kreierte digitale Maskottchen leitete via Leinwand die Show ein und auch wieder aus, während seine beiden grafischen Erschaffer im netten Kostüm die Live-Performance unterstützten. Die eigentliche Band agierte vermummt mit den Kapuzen ihrer grauen Sweater und spielt eine Mischung aus experimentellen Jazz und... ähm... Elektronikas? Klasse Konzept, musikalisch nicht wirklich mein Ding.

Danach wurde es weniger kompliziert, die Berliner :: SAMAVAYO :: legten einen schnörkellosen Indie/Alternative/Pop-Sound auf die Bühne. Nicht spektakulär, aber erfrischend :)

Ohne Verzögerung geht es weiter zu :: KAHM:AS :: Es wurde ein bisschen progressiver, ein bisschen vertrackter – musikalisch, aber auch ein bisschen rockiger, als noch eben auf der Hauptbühne. Was mittlerweile deutlich auffällt, ist der nicht besonders gute Sound und allzeit zu leise Gesang bei den Bands auf der kleinen Bühne. Auch hier gibt es irgendwo ne Box, die einen Wackelkontakt zu haben schein, ab und zu knuspert und bröselt es.

Mit :: GRAILS :: gab es eine weitere außergewöhnliche Instrumentalband aus dem Hause Neurot Recordings. Keine Ahnung, wie man diese Musik beschreiben soll. Zutiefst emotional und intensiv. Hier empfiehlt sich nur: Hinsetzen! Augen zu! Und hören! Mit allen Sinnen. Denn die Musik hallt nach in jeder einzelnen Faser des Körpers!

Der Sänger/Songwriter :: ROBIN TOM RINK :: (der erstaunlicherweise aus Münster stammt???), holte sich die Musiker von Elyah zur Unterstützung mit auf die Bühne. Auch hier gab’s gesangliche Probleme, von technischer Seite aber auch bei Robin selbst, dessen Stimme manchmal deutlich ihre Grenzen erreichte.

Endlich wieder eine Band ganz nach meinem Geschmack ;) :: LONG DISTANCE CALLING :: verschwanden kurz vor dem Festival vom Line-Up, stattdessen wurde nur noch ein special guest angekündigt. Was war passiert? Die Münsteraner fielen der 250 km Klausel des Wave Gotik Treffens zum Opfer, das wohlgemerkt erst in 2 Wochen stattfindet, durften zwar spielen aber keine Promotion für ihren Auftritt machen. Was für ein hanebüchener Schwachsinn!!! Ehrlich! Jedenfalls reichte die knapp bemessene Spielzeit für gerade drei Songs, was die Jungs aber nicht davon abhielt, diese mit der üblichen Intensität und Energie zu spielen, so dass sie im Handumdrehen das Publikum in der Hand hatten und begeistert entlassen wurden ;)

Zurück zur kleinen Bühne, mit den gleichen Jungs von eben aber ganz anderer Musik :: ELYJAH :: Gediegener, netter Indie Rock mit der schönen Melodien und einem Schuss Melancholie.

Und wieder eine absolute lohnenswerte Neuentdeckung :: CRIPPLED BLACK PHOENIX :: Ich blieb wie gebannt vor der Bühne stehen und lauschte andächtig mit geschlossenen Augen. Wieder ein Sound, der kaum zu fassen ist, muss auch nicht. Pink Floyd lässt sich als Einfluss ausmachen (Troublemaker), ganz großes Kino auch der Song Rise Up And Fight. Die Briten verstehen es wunderbar Spannungen und Dynamiken aufzubauen, die sich dann beinahe eruptiv entladen. Großartige Band!

Noch eine Band, auf die ich mich unbändig gefreut hatte. Die Schweizer von :: LEECH :: hatte ich leider auf ihrer Tour mit Long Distance Calling im letzten Jahr nicht sehen können. Das aktuelle Album Stolen View läuft bei mir nach wie vor auf Dauerrotation. So, und endlich bekomm ich sie auch live! Die Bühne war vielleicht etwas eng für das Quintett, dennoch legten LEECH einen begnadeten Gig hin. Grandios!

Danach wurde es sehr Isländisch ;) Während bereits wieder einige Flughäfen dank des spukenden Eyjafjallajökull gesperrt wurden, hatte :: OLAFUR ARNALDS :: und sein Streicherquartett offensichtlich keine Probleme Berlin per Flieger zu erreichen. Mr. Arnalds bat sein Publikum sich hinzusetzen, um so eine angenehmere Atmosphäre zu erschaffen, was auch umgehend angenommen und ausgeführt wurde. Die Mitte der großen Bühne wurde von den vier Mädels mit Violine und Kontrabass beherrscht, während der Meister am linken Rand hinter seinen Keys und Synths agierte. Die Isländer sollten die erste und einzige Band des Festivals bleiben, die mal wirklich annehmbares Licht hatte…

*Seufz* :: TEPHRA :: hab ich schon lange nicht mehr live gesehen, das letzte Mal in 2007 zusammen mit den Red Sparrowes. Am Line-Up hat sich was geändert. Es gibt nen neuen (live) Basser und der Keyborder ist auch nicht mehr dabei. Es gab neue Songs, aber ein neues Album steht derzeit noch aus. Der Sound war mal wieder... na ja, tat der Show an sich aber keinen Abbruch, da steckte genug an Energie und Aggression drin, um kleinere Unzulänglichkeiten im Sound massiv zu übertönen ;)

Von der :: THE BLACK HEART PROCESSION :: hatte ich mir anschließend irgendwie mehr versprochen. Vielleicht hab ich bei der Vielzahl an neuen Bands aber auch einfach nur was durcheinander geworfen. Höchst interessant allerdings war die Tatsache, was für wunderbare Klänge man einer Fuchsschwanzsäge mittels Streicherbogen so entlocken konnte ;)

Danach ließ ich gewissermaßen die Zügel schleifen ;) Eigentlich wollte ich mich todmüde und nach wie vor schwer erkältet ins Hotel begeben, da der Zug heimwärts sehr früh startete und ich nach der heimischen Landtagswahl ja auch noch eine Nachtschicht auf dem Dienstplan hatte.
Tatsächlich blieb ich beim gepflegten Bier und Rotwein auf dem Festival hängen, hörte lediglich die Shows von :: TAINT :: und :: EFTERKLANG ::, und stand beim Festival-Rausschmeißer AMEN RA nachts um 1 immer noch vor der Bühne ;)

Aus irgendwelchen Gründen hatte ich bei :: AMEN RA :: was Doomiges im Kopf, stattdessen gab es typisch Neurosis-beeinflußten, zwar langsamen, dennoch heftigen Post Rock. Dummerweise im übervollen Foyer, beim schlechtesten Sound auf der kleinen Bühne und im Dunklen. Quasi. Lediglich drei Neon-Stäbe wie man sie bei Reparaturen unters Auto hängt, lagen unten rum. Darüber hinaus blieb der Sänger ganz und der Rest der Band teilweise mit dem Rücken zum Publikum stehen. Ok, dann eben die Kamera eingepackt und gegen ein Glas Wein eingetauscht ;)

Danach wurde es sehr, sehr spät, die Nacht (Nacht?) sehr kurz und das Aufstehen viel verdammt schwer. No rest fort he wicked… hehehe ;) Bleibt zu hoffen, dass wir uns im nächsten Jahr beim FRICTION FEST wiedersehen :) Ich hätte da jede Menge Ideen, welche Bands man diesmal auf’s Billing packen könnte... *lach*

 

story & pics © Dajana