« archive
DIE KRUPPS - ERDLING
 
2025-08-31 DE – Herford - KulturWerk
| Einlass: 17 Uhr | Beginn: 18 Uhr | Tickets: 46,55 Euro + Gebühren |

Die Maschinen laufen weiter - Stärker denn je!

DIE KRUPPS – EBM/Industrial-Helden meiner nach dem Mauerfall musikalisch nachgeholten Jugend ;) Jetzt stehen die Düsseldorfer schon seit 45 Jahren auf der Bühne, feiern das ausgiebig mit einer Jubiläumstour und lassen mich alt aussehen ;)
Ok, Scherz beiseite. Respekt für diese lange Schaffensphase. Und während viele Bands nicht mal die Hälfte der Zeit abreissen, läuten DIE KRUPPS nach 45 Jahren mal eben ein neues Kapitel in ihrer Bandgeschichte ein. Denn kürzlich haben sie einen Multi-Album-Deal bei Dependent unterzeichnet, ein neues Album für 2026 in der Pipeline und just, exklusiv nur auf dieser Tour erhältlich, die On Collision Course EP rausgehauen. Na wenn das kein Grund zum Feiern ist.

Also auf nach Herford ins X. Ach nee… das war ja pleite gegangen. Manch großartige Band hatte ich dort live gesehen, z.B. Ghost (2016), die heutzutage Arenen füllen, oder Type O Negative zusammen mit Opeth – aber da hieß der Laden noch Kick ;) Zuletzt war ich 2017 hier, um Mastodon live zu sehen.
Das X heißt nun :: KulturWerk ::, für sprechfaule KW genannt. Gleicher Club, mit neuem Namen, neuen Leuten und neuem Konzept. Ich bin gespannt ;)

Da meine Wenigkeit Bereitschaft hatte und auch das ganze Wochenende über arbeiten musste, klappte das mit der pünktlichen Anreise nicht so wirklich. Aber ehrlich, 17:30 Uhr Show-Beginn…? Das ist ja wie Tanztee… Und dann war auch noch Ferienende, irgendwo. Der Highway To Hell (A1) war jedenfalls gerammelt voll. Als ich das KulturWerk endlich betrat, war es im Foyer seltsam leer und die Türen zur Halle fest verschlossen. Hmm.
Während ich mich noch orientierte, kamen mir verschwitzte Musiker entgegen… JOHNNY TUPOLEV, wie sich später herausstellte. Da hatte ich die erste Band wohl schon verpasst.

Kurz darauf traf ich zwei Kollegen vom Terrorverlag und wurde endlich aufgeklärt ;) DIE KRUPPS Show fand im Club statt und nicht in der Halle und das Konzert war ein sogenanntes Sonntags-Matinée. Früh anfangen, früh aufhören, damit die Fans am Sonntag zeitig nach Hause kommen und montags für die Arbeit fit sind. Also doch Tanztee. Sehr rücksichtsvoll, zumal viele Fans (den Autokennzeichen nach) nicht gerade um die Ecke wohnten :)
Tatsächlich ist selbst der Klub nur locker gefüllt. Ich glaube, in Düsseldorf war's rappelvoll und Oberhausen ist ausverkauft.

:: Fotos :: ERDLING ::

Als nächstes machten sich also :: ERDLING :: auf der kleinen Bühne bereit. Die kannte ich bis dato gar nicht. Kein Wunder, das Genre ist mal so überhaupt nicht mein Fall. Deutschsprachiger Metal/Elektro/Rock (also NDH). Sowas wie Stahlmann, Unzucht, Hämatom, Heldmaschine und Konsorten. Bäh. Sorry.
Dazu passte, dass selbst Sänger Neill nicht wusste, ob er nun headbangen oder tanzen sollte und versuchte beides gleichzeitig in einer halben Umdrehung…
Der Sound war nicht so dolle – der Gesang brach ein ums andere Mal weg, und mit dem Licht war es auch nicht weit her. Licht und CO2-Jets waren für eine größere Bühne ausgelegt und verfehlten hier ihre Wirkung.
Musikalisch gab es so manchen neuen Track vom im Oktober erscheinenden siebten Album Mana, und ganz alte Klamotten bis hin zum 2016er Debüt Aus den Tiefen. 10 Jahre – 7 Alben… Wow!
Das Publikum war in bester Laune und ließ sich gerne mitreißen. Der eine oder andere kannte die Band und manch einer hat sogar deren Platten zuhause im Regal zu stehen. Dennoch merkte man besonders nach der demographischen Exkursion des Sängers, dass die meisten Fans ihre Glanzzeiten vor der Geburt der ERDLING Bandmitglieder hatten und somit an deren Zielgruppe vorbeigingen. Egal ;)
Hut ab für Schlagzeuger Christian, der mit verletztem Bein zumindest die langsameren Stücke spielte und bei den schnellen Sachen von nem Kumpel ersetzt wurde. So gab es quasi bei jedem Song einen Wechsel an den Drums. Aber, er hat's durchgezogen.

Band: Neill Freiwald (vox), Ole Enders (git), Robin Sem Vedrfölnir (bass), Christian Schäfer (drums)
Setlist: Dominus Omnium, Du bist Soldat, Rabenherz, Der Mensch verdient die Erde nicht, Götterdämmerung, Miasma, Zerspreng die Ketten, Blizzard, Los Los Los, Supernova, Mein Element

:: Fotos :: DIE KRUPPS ::

Der Umbau ging recht fix, alle rutschten dicht an die Bühne und plötzlich standen :: DIE KRUPPS :: in der ersten Reihe… um auf die Bühne zu kommen. Jürgen Engler liess sich auch nicht lange bitten und legte direkt los. Jap, genau dafür waren die Leute hier :)
Der Sound machte am Anfang zicken, das Stahlofon auch und Jürgen Engler musste sich an den knapp bemessenen Platz erstmal gewöhnen, um sich nicht mit Gitarrist Dylan Smith ins Gehege zu kommen. Klappte nicht immer ganz… ;)
Dylan kannte ich als KRUPPS Bandmitglied bisher nicht (als Gitarrist für Sisters Of Mercy schon), damals (mein letztes KRUPPS Konzert war 2018) spielten noch Marcel Zürcher und Nils Finkeisen Gitarre.
However, 45 Jahre DIE KRUPPS - da gab es viele ganz alte Stücke, aber auch die beiden brandneuen Tracks von der aktuellen Tour-EP. Die Band groovte sich schnell ein und Jürgen Engler hatte das Publikum ruckzuck im Griff. Die Stimmung war wirklich sehr ausgelassen, es wurde gewitzelt, experimentiert, gehopst und getanzt.
Das Stahlofon verursachte bei Der Amboss einen Kurzschluß und ließ den Song abrupt enden. Engler nutzte die Situation, um seine Erfindung näher vorzustellen und schloß mit: "das ist also unser Stahlofon, wer es noch nicht kannte".
Fan: "Hat das auch einen Namen?"
Jürgen: "S t a h l o f o n! Sagte ich doch gerade" und schickte noch ein paar Worte hinterher ;)
Dylan ließ es sich nicht nehmen, auch mal ins Publikum zu springen und da weiterzuspielen, Jürgen tat es ihm später nach. Pure Begeisterung auf beiden Seiten.
Naja, sagen wir mal so: ich hoffe, dass Ralf Dörper innerlich gefeiert und gelacht hat. So war ihm jedenfalls keine Regung anzusehen. Wenn ich mich recht erinnere… hat er das nie gemacht. Immer die coole Socke ;)

Wie sagte noch mein Fotografenkollege? Die kleinen Clubshows sind manchmal die besten Konzerte. Recht hatte er ;) Genauso eine Show war das an diesem Abend. Der allerletzte Song, Machineries Of Joy, wurde Douglas McCarthy von Nitzer Ebb gewidmet, der am 11. Juni im Alter von nur 58 Jahren gestorben war und diesen Song (also Wahre Arbeit Wahrer Lohn) seinerzeit mitgesungen hatte.
P.S. Die Lichtorgel unter dem Stahlofon versagte auch hier wieder, aber der Stahlsound kam rüber und man kann offensichtlich auch prima drauf rumklettern ;)

Ja, was soll ich sagen? Diese schweißtreibende Show war mal ganz großes Kino. Das hat irre Spaß gemacht, auch wenn meine Kameras am Ende wegen beschlagener Objektive nicht mehr zu gebrauchen waren. DIE KRUPPS waren ebenfalls sehr angetan und hatten sichtbar Spass an dem Abend und versprachen, irgendwann mal wieder vorbeizuschauen (die waren zum ersten Mal in diesem Club). Mir war es ebenfalls ein außerordentliches Fest.
Danke an DIE KRUPPS für diesen famosen Konzertabend! Danke an Bier und Musik Concerts für die Akkreditierung. Und danke für den zeitigen Feierabend. Ich war schon wieder zu Hause, wenn andere Bands als Headliner erst auf die Bühne gehen ;)

Band: Jürgen Engler (vox, steel), Ralf Dörper (samples), Dylan Smith (git), Paul Keller (drums)
Setlist: Nazis auf Speed, Isolation, Schmutzfabrik, Der Amboss (Visage cover), On Collision Course, The Dawning Of Doom, Industrie-Mädchen (S.Y.P.H. cover), High Tech/Low Life, Black Beauty White Heat, Crossfire, Will nicht - Muss!, Fatherland, Metal Machine Music, To The Hilt, Robo Sapien, Bloodsuckers // Machineries Of Joy

Vielen Dank an :: B & M Concerts :: für die Presse-Akkreditierung :)

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography