An
einem Samstag Nachmittag um 15 Uhr, kurz nachdem die meisten Metalfans
gerade erst aufgestanden sind, soll also der LIVE
JAM beginnen… Aufgrund dieser Zeit befürchtete
ich eine Zuschauerflaute, und beim ersten Blick ins Volkshaus
schienen sich die Vermutungen zu bestätigen. Der Veranstaltungsort
selbst scheint wie geschaffen für ein Fest(ival) –
vor der Halle laden einige gemütliche Tische zum Verweilen
ein, am angenehmsten ist es, sich auf eine Couch fallen zu lassen.
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Fotos ::
Es
herrscht noch hektisches Treiben, vor allem Organisator Bernd
(von SCARECROW) hat alle Hände voll zu tun,
die liebe Technik macht Probleme und so geht es erst eine Stunde
später als geplant los. Die Rolle der Anheizer übernehmen
OSCURITA,
die leider ein Opfer des zu diesem Zeitpunkt noch sehr schlechten
Sounds werden. So kann ich nix Genaues über die Musik sagen,
es ist melodischer Death Metal mit variierender Stimme; die Band
sollte allerdings noch an ihrer Bühnenshow arbeiten, so gehen
die MusikerInnen recht statisch zu Werke. Technisch gibt es nichts
zu bemängeln, die Songs sind auch ganz nett und so stimmen
OSCURITA mal ganz gut auf die folgenden Bands
ein.
Wenig
später dürfen dann EKPYROSIS
der Menge ihren Mix aus Power Metal und Thrash präsentieren.
Die Stimme ist dabei angenehm abwechslungsreich und die Musik
der Steirer weiß durch mitreißende Strukturen und
tonnenweise Spielfreude zu begeistern. Die Gitarren sägen
ordentlich und Drummer Heli macht hinter der Schießbude
richtig Dampf. Das Publikum ist von der Vorstellung sehr angetan
- die ersten Köpfe kreisen und so manche Gehirnzelle wird
so richtig durchgeschüttelt.
AZRAEL
spielen wieder einen gänzlich anderen Stil irgendwo zwischen
Death und Black Metal, wobei der schwarzmetallische Anteil aufgrund
des Gesangs von Dan auszumachen ist. Die Songstrukturen wirken
oft ein wenig wirr und der berühmte rote Faden verliert sich
schon mal im Chaos. Optisch ist die Band allerdings ein Leckerbissen:
teilweise rot beschmiert, sorgt Basser Buchi mit seinem Outfit
für so manchen Lacher: Wie Gimli der Zwerg stapft er ohne
Schuhe auf die Bühne und schneidet Grimassen. Pech hat Gitarrist
Stefan, dem gleich zweimal eine Saite reißt. Nach dem zweiten
Missgeschick, kommt er headbangend und Luftgitarre spielend wieder
auf die Bühne zurück. Neben den Eigenkompositionen geben
AZRAEL auch noch AC/DC mit TNT die Ehre
und so bleibt am Ende der Eindruck: unterhaltsam, aber etwas chaotisch!
PERISHING
MANKIND sind dann DIE Band des Festivals! Ich habe
die Jungs schon ein paar Mal gesehen und hielt sie immer für
eine durchschnittliche Liveband mit netten Melodien…aber
die Weiterentwicklung ging in Riesenschritten vonstatten und heute
ist es eine Freude, den Kompositionen zu lauschen. Spätestens
nach dem zweiten Song ist die Stimmung schon prächtig und
die Metalheads würdigen die saucoole Vorstellung mit viel
Bewegung und lautem Beifall. PERISHING MANKIND
stellen heute die pressfrische CD Fall Of Men
vor, die mit einigen sehr starken Titeln einschlägt. System
Mutilation hat einen wunderbaren Refrain zu bieten und die
Melodien sind auch hervorragend, ein Song der unwiderstehlich
im Ohr hängen bleibt; das gleiche gilt für Rage,
das die ersten Reihen weiterhin gehörig ins Schwitzen bringt.
Die Band ist von der Stimmung im Saal hoch motiviert und die Akteure
grinsen um die Wette. Nicht nur ich bin nach diesem furiosen Auftritt
der Meinung, hier eine Band mit großem Potential gesehen
zu haben. Bravo, bravo!
STACKATTACK
sind eine junge Band, die deutlich an Pantera erinnert, vor allem
der Gesang lässt mich an einen jungen Phil Anselmo denken.
So verwundert es auch nicht, dass die Burschen ihre Vorbilder
covern und das auch ganz gut. Das Lied Becoming wird
Dimebag Darrel gewidmet und auch die im Publikum anwesenden Eltern
sind von der Darbietung angetan und spendieren eine Runde Bier
für die lautstarken Nachwuchslärmer.
Die
Lokalmatadoren SCARECROW
sind heute gehandicapt: Gitarrist Alex humpelt nach einem Bühnenunfall
auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Die musikalische Klasse
leidet darunter allerdings nicht. Der Mischmasch aller Metalspielarten
ist dabei nicht allzu leicht zu durchschauen, das beginnt schon
beim Gesang von Bernd, der die ganze Palette der Stimmbandbreite
ausreizt und die melodische Komponente genauso wie den aggressiven
Part sehr gut beherrscht. Die Songs selbst sind detail verliebt
und auch recht üppig in ihrer Spielzeit, doch Langeweile
kommt nie auf, Flitzefinger Alex kann noch konzentrierter spielen
und so haben alle ihren Spaß am Auftritt der Vogelscheuchen.
Auch
den LORDS
OF DECADENCE ist der Spaß deutlich anzumerken
und die Wiener enttäuschen auch heute nicht. Melodischer
Death Metal, der durch den Einsatz der Gitarrenharmonien an nordische
Vertreter erinnert, donnert aus den Boxen. Cognitive
Note Of Discord, das aktuelle Album der Lords, kommt
mit hochwertigen Songs daher und diese ziehen mich auch auf bzw.
vor der Bühne in ihren Bann. Ob die Melange nun sonderlich
originell ist oder nicht, wen kümmert das schon, wenn sie
mit solcher Klasse gespielt werden? Das Grazer Publikum sieht
das auch so und feiert die pfeilschnellen und durchwegs Melodie
betonten Musikhäppchen gut ab.
AUTUMN
CLAN können dieser Energie nur wenig entgegensetzen,
ihre Prioritäten liegen bei emotionsgeladenen Nummern. Der
Gothic Metal ist mit schönen Melodien versehen, kann mich
aber nicht fesseln. Angenehm ist wohl das richtige Wort, um den
Sound zu beschreiben. Nach ein paar Stunden Musik zum Mitbangen
ist das eigentlich genau der richtige Abschluss des LIVE
JAM 2005. Die Lieder fließen schön dahin,
mal im Midtempo, dann wieder balladesk und so lädt der AUTUMN
CLAN zum Zuhören und Genießen ein. Die Bühnenshow
macht die Songs ein wenig dynamischer als auf CD und so kann ich
auch von den Düstermetallern am Ende positive Erinnerungen
behalten.
Das
war wirklich ein sehr cooles Festival, klein aber fein, mit einigen
guten oder sogar herausragenden Bands, netter Location, moderaten
Preisen und guter Organisation. Vielleicht kommen ja beim nächsten
Mal noch ein paar Besucher mehr, von meiner Seite gibt es auf
alle Fälle ein rundum zufrieden stellendes Resümee und
eine Empfehlung! Nach dem „offiziellen“ Teil geht
es für den Großteil der Anwesenden bei der Aftershowparty
in der Bar Illinois oder irgendwo sonst im Grazer Nachtleben weiter…
doch das ist eine andere Geschichte!