Manchmal ergibt sich die Gelegenheit, das Angenehme
mit dem Sinnvollen zu verbinden... oder so. In diesem Fall waren
wir unterwegs in Belgien, um ein paar Freunde zu besuchen. Unser
Gastgeber Geert Baelus ist gleichzeitig auch Promotor von Zjosuah
Promotions und hat so ziemlich alles unter seinen Fittichen,
was in der belgischen (und auch holländischen) Szene an Metal
Bands kreucht und fleucht. Unter anderem hatte er das Konzert
an diesem Abend organisiert, was uns die Möglichkeit gab, zwei
belgische Bands live zu sehen, von denen ich bisher mehr oder
weniger nur die Namen gehört hatte. Im, mit ca. 150 Leuten gut
gefüllten Labyrinth Club, gab es dann eine Livevorstellung der
Extraklasse.
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OCEANS
OF SADNESS ::
Die
belgischen Newcomer starteten
mit Try To See, einem
neuen Song, den es erst im nächsten Jahr auf Langrille geben wird.
Und gestartet wurde recht bedächtig und melancholisch - für den
Moment. Ich war schon versucht, mich verträumt zurücklehnen, erinnerten
doch die ersten Töne an alte Anathema. Typischer Fall von Denkste!
Danach brach ein energiegeladenes metallisches Gewitter los, das
es in sich hatte. Damit hatte ich ja nun gar nicht gerechnet.
Erster Höhepunkt war Re-Erase, ein gewaltiger Nackenbrecher.
Sänger Tijs growlte und shoutete sich die
Seele aus dem Leib. Musikalisch war man an In Flames erinnert,
mit diversen progressiven Einflüssen, die Keyboard Passagen hatten
meiner Meinung nach einen gewissen Dimmu Borgir Touch. Die einzelnen
Tracks waren recht abwechslungsreich und so druckvoll, das man
gar nicht aufhören konnte zu bängen. Und überhaupt, dieser Club
hatte einen extrem guten Sound. Da können sich so manche Großveranstalter
mit ihrer teuren PA dahinter verstecken. Das belgische Publikum
blieb indessen recht verhalten, was ich wirklich schade fand.
Scheint aber im generellen so zu sein. Auch auf der Bühne gab
es recht wenig Bewegung. Nur der Sänger nutzte seine örtlichen
Freiräume. Ansonsten wurden fast alle Tracks vom Debüt Album For
We Are gespielt, außer dem bereits erwähnten Try to
See und auch Sinners Dream, welches ebenfalls
ein neuer Song ist. Im übrigen werden OCEANS OF SADNESS
im Frühjahr wieder das Studio entern, um ihr Zweitlingswerk einzuzimmern.
Bleibt zu hoffen, das wir sie auch mal in unseren Breitengraden
zu sehen bekommen. So bleibt uns nur, mal wieder das Graspop zu
entern.
Setlist: Try To See; For When You Sleep My
Love; Re-Erase; Again The Wölf Wins; Low; The Apocalypse; Sinners
Dream; Your Faith / Judas
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MANIC MOVEMENT
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Von MANIC MOVEMENT hatte ich zumindest
schon mal irgendwo
einen Song gehört und auch sonst das eine oder andere Interessante
gelesen. So war ich doch recht neugierig. Auch hier gab es einen
ähnlichen Effekt. Der außergewöhnlich gute Sound und die musikalische
Darbietung klatschten mich fürs erste an die Wand hinter
mir. Wow! Aber dann gab es kein Halten mehr. Die Jungs lieferten
eine derart temperamentvolle und energiegeladene Show, das es
eine wahre Freude war. Musikalisch ist man dicht an einer Dream
Theater Adaption (aus alten Tagen), mit unterschiedlichen Einflüssen,
auf Keyboards
ausgelegte progressive Parts, treibenden, das eine oder andere
Mal ziemlich bekannten Gitarren Riffs und recht umfangreich angelegter
musikalischer Background Story. Die einzelnen Songs präsentieren
sich recht komplex, wenn auch noch nicht ausgefeilt genug. Die
Setlist bestand nahezu ausschließlich aus Songs vom aktuellen
Album Future Dreaming Self... inklusive der Anne
Clarke Coverversion in der Zugabe. Einzig Songs wie Thousand
Suffering, Torn Into Divinity und T.I.T.S.
stammten vom ersten Album Thousand Sufferings.
Auch hier gab es kaum Bewegung im Publikum. Es ist wirklich schade
zu sehen, wie die von der Bühne kommende Energie nahezu im Nichts
verpufft, anstatt auch zur Freude der Band, reflektiert zu werden.
Belgier sind doch sonst nicht so reserviert. Ich kann mir lebhaft
vorstellen, was für Tumulte diese Band auf einer deutschen Bühne
auslösen würde. Wie auch immer. Zum Glück waren die Herren auf
der Bühne deutlich bewegungsfreudiger als die Vorgänger.
Fazit: Ein Abend, der sich definitiv gelohnt
hat (schon wegen dem leckeren belgischen Bier *lol*) und zwei
Bands, denen ein etwas größerer Deal untergeschoben gehört, um
sie auch über die Grenzen von Belgien hinaus bekannt zu machen.
Anschließend gab es noch eine recht angenehme Aftershow-Party
im Frontline, dem wohl bekanntesten Metal Club in Gent
und Umgebung.
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