Samstag, 
                22.Juli 2006
              ONE 
                MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET - Die Spucke weggeblieben?
                Die ONE MAN ARMY, angeführt von Mr. Lindstrand, 
                übernahm auf der Hauptbühne die Spielposition für 
                HEAVEN SHALL BURN, die irgendwo im Stau festsaßen. 
                Und sie machten ihre Sache gut. Der Sänger mit den längsten 
                und buschigsten Koteletten des Festivals (lebt Elvis doch noch?) 
                konnte die Fans schon gut animieren, der rockige Death Metal ist 
                wie geschaffen, um eine Party zu feiern. So Grim, So True, 
                So Real entpuppte sich als Höhepunkt des Sets, das alle 
                Anwesenden zufrieden gestellt haben dürfte. Überraschend 
                war, dass dem sonst dauerspuckenden Frontlama heute anscheinend 
                im ausgetrockneten Mund die Spucke wegblieb. 
              HEAVEN 
                SHALL BURN - Tolmin shall burn
                In der Gluthitze von knapp 40 Grad durften HEAVEN SHALL 
                BURN danach um 16 Uhr die Menge zum Schwitzen bringen. 
                Energiegeladen war die Darbietung und die Songs vom neuen Album 
                 Deaf To Our Prayers knallen richtig 
                gut, der Opener Counterweight ist ein typischer Kracher, 
                noch einen Zacken kompakter und kompromissloser als in der Vergangenheit 
                und fügt sich nahtlos ins Liveset ein. Eine lupenreine Death 
                Metal Band mit einigen sehr guten Kompositionen bot eine mehr 
                als ansprechende Darbietung am späten Nachmittag.
              EVERGREY 
                - Ausgelaugte Schweden-Proggies
                Nachdem Sänger Tom Englund zu Beginn ankündigte, dass 
                die Band gerade eine 15stündige Autofahrt absolviert hatte, 
                war zu befürchten, dass die Jungs von EVERGREY 
                müde sein würden. Mit der Routine einer Klasseband retteten 
                sich die Prog-Metaller aber gekonnt über die Runden. Das 
                Hauptaugenmerk wurde auf mittelschnelle Songs wie etwa More 
                Than Ever oder Recreation Day gelegt, was mit der 
                Zeit eine gewisse Eintönigkeit aufkommen ließ. Der 
                Überhit von EVERGREY, nämlich A 
                Touch Of Blessing, ist aber immer wieder ein Genuss und ein 
                Fest für die Ohren – diese Nummer ist ein akustisches 
                Geschenk! Der Sound war allerdings nicht gerade klar und kam ein 
                wenig verwaschen daher, so wurde den Songs noch an Kraft genommen. 
                Ich habe die Schweden schon wesentlich besser und agiler erlebt, 
                doch es sei ihnen verziehen. Negativ wirkte sich das fehlende 
                Licht aus – so kann keine Atmosphäre aufkommen. 
              WINTERSUN 
                vs. Sommerhitze
                Mit einem Dauergrinsen im Gesicht flitzten dann die Burschen von 
                WINTERSUN auf die METALCAMP-Bühne. 
                Schon zu Beginn fragte ich mich, wie die Band die großzügige 
                Spielzeit wohl ausnützen würde – mit einem Album 
                in der Hinterhand ein schwieriges Unterfangen. Tatsächlich 
                beendeten WINTERSUN ihr Konzert schon vorzeitig 
                und das bedeutet, dass dringend neues Material her muss! Die ganze 
                Debüt-CD wurde demnach gefiedelt, wobei die Gitarren leider 
                ein wenig zu leise eingestellt waren. Wie bereits erwähnt, 
                machte es WINTERSUN in der Abendhitze großen 
                Spaß und das Publikum war ebenso bestens gelaunt, sodass 
                der Auftritt getrost als Erfolg gewertet werden darf. Am meisten 
                begeisterte der Track Sleeping Star mit seiner unvergesslichen 
                Melodie.
              SOILWORK 
                - Björn wird umgetauft
                Wer hat schon mal ein schlechtes Konzert von SOILWORK 
                gesehen? Ich jedenfalls nicht - und mit einem knallharten Sound 
                in der Hinterhand konnte auch in Slowenien nichts anbrennen. Hervorragend 
                intensiv überzeugte dabei One With The Flies vom 
                 Stabbing The Drama Album und die Fans 
                kamen den Aufforderungen nach einem Pit sofort nach und veranstalteten 
                eine wilde Metalparty. Auf der Bühne wiederum mussten die 
                Bandkollegen von Björn wegen den dauernden Spuckattacken 
                aufpassen, nicht auszurutschen. Aufgrund dessen bin ich verleitet, 
                Mr. Strid fortan „Spit“ anstatt „Speed“ 
                zu nennen... Egal, SOILWORK haben genug tolle 
                Songs im Gepäck und so verging die Zeit wie im Fluge, u.a. 
                kamen Follow The Hollow, The Bringer oder As 
                We Speak zum Zuge. Alles in allem eine sehr feine Show von 
                SOILWORK!
              MY 
                DYING BRIDE - Keiner stirbt so schön wie Aaron
                Kaum in Worte zu fassen ist die unglaublich düstere Atmosphäre 
                eines MY DYING BRIDE Konzerterlebnisses. Die 
                Kompositionen versprühen Melancholie, Herzblut und Leidenschaft, 
                sodass eine Gänsehaut die nächste jagt. Die langsameren 
                Parts lassen den Besucher in fassungsloser Ergriffenheit genießen, 
                um die Energie in den schnelleren Passagen in Form von exstatischem 
                Headbanging freizulassen. Dazu liefert Sänger Aaron eine 
                Bühnenpräsenz der Extraklasse, er windet sich, kniet 
                am Boden, schreit, fleht und stirbt bei The Cry Of Mankind 
                den Bühnentod nach dreimaligem Fall unter dem Kreuz. Herrlich 
                theatralisch und doch durch und durch ehrlich und nicht aufgesetzt 
                unterhalten die Briten von der ersten Sekunde bis zum finalen 
                Mollakkord. Like Gods Of The Sun, For You, She Is The Dark 
                – allesamt doomige Perlen der Musikgeschichte. Die Lichtshow 
                untermalte diesen Gänsehaut-Auftritt angemessen und so wurden 
                MY DYING BRIDE zu einem grandiosen Höhepunkt 
                des METALCAMP 2006.
              TESTAMENT 
                - Mitternächtliches Ge-Thrashe
                Die Ansagerin vom Soundportal (eine österreichische Musiksendung) 
                fand die richtigen Worte, um Chuck Billy & Co. vorzustellen: 
                „Diese Band braucht keine Vorstellung, hier sind TESTAMENT!“ 
                Unglaublich laut knallte die Thrash-Legende Lieder wie Into 
                The Pit, Over The Wall oder Practice What You Preach 
                ins Auditorium. Wie immer spielte Chuck mit seinem Mikrofonständer 
                wie ein Luftgitarrenweltmeister und Paul Bostaph (auch Exodus) 
                legte eine souveräne Leistung am Schlagzeug hin. Komischerweise 
                dauerte das Set nicht übermäßig lang, doch gerade 
                lang genug, um die rund 10.000 Fans gehörig ins Schwitzen 
                zu bringen.
              DIMMU 
                BORGIR - Fehlende Black Metal Magie
                DIMMU BORGIR nervten dann mit einem übermäßig 
                langen und selbsthuldigendem Intro. Gegen eine kurze Einleitung 
                habe ich ja nichts einzuwenden, aber geschlagene 5 Minuten und 
                3 Intros müssen nicht sein, oder? Bass und Drums waren viel 
                zu laut und so gingen die gutklassigen Melodien leider unter. 
                Das Posen gehört sicher zur Lieblingsbeschäftigung einiger 
                Bandmitglieder und so boten DIMMU BORGIR einiges 
                fürs Auge. Ein wenig störte mich dabei das Rockstar-Gehabe, 
                aber instrumental ließen die Norweger nichts anbrennen. 
                Unvermeidlich war natürlich der Hit Mourning Palace, 
                der auch lautstark bejubelt wurde. Mir fiel auf, dass die älteren 
                Songs wie Stormblast größere Begeisterung auslösten 
                wie etwa Progenies Of The Great Apocalypse. Magie versprühten 
                DIMMU BORGIR an diesem Abend leider keine und 
                so war das Ende des zweiten Tages überdurchschnittlich, aber 
                keineswegs überragend.