[Dajana] 
                Zum 20. Geburtstag und zur 200. Ausgabe in 2010 quasi wiederbelebt, 
                lädt das Musikmagazin VISIONS auch 2011 und somit 
                zum dritten Mal nach Dortmund zum WESTEND FESTIVAL ein. 
                Vier Tage lang teilen sich auserlesene Bands quer durch die Indie/Rock 
                Szene (mit ein paar raren Highlights wie zum Beispiel das Troublegum-Set 
                von Therapy? am Samstag) im FZW 
                die Bühne. Tatsächlich ist es aber der vierte und letzte 
                Tag, der mein Herz ungemein höher schlagen liess. Hatte ich 
                bisher noch abgewogen, wann und wo ich MOGWAI, BOHREN 
                und LONG DISTANCE CALLING dieser Tage einzeln auf ihrer 
                jeweiligen Tour abpassen könnte, bot sich nun die grandiose 
                Möglichkeit sie alle drei schön nacheinander auf einer 
                Bühne an einem Abend erleben zu dürfen. Das nenn ich 
                mal großartig!!! 
              :: 
                Fotos ::
              [Dajana] 
                In bester Gesellschaft und mit der Neuentdeckung SoCo Lime und 
                Kobolden im Blut wurde der Abend recht früh mit den instrumentalen 
                Post Rockern von :: LONG 
                DISTANCE CALLING :: eröffnet, die sich 45 
                Minuten lang quer durch die Historie spielten. Das Zusammenspiel 
                und die Liveperformance der Münsteraner war einmal mehr ein 
                Hingucker und wird auch noch vor dem Fernseher begeistern, wenn 
                das filmende Rockpalast Team sein Material später im Monat 
                ausstrahlen wird. 
                [Bert] Einmal mehr konnten mich LONG DISTANCE CALLING 
                live nicht wirklich überzeugen. Während ihre Platten 
                auf der heimischen Stereoanlage hervorragendes Kopfkino bieten, 
                gehen mir live zu viele Feinheiten verloren und für das bombastische 
                Instru-Metal Brett a la Pelican fehlt dann doch einiges an kompositorischer 
                Finesse. Dafür klingt es dann doch an einigen Stellen zu 
                einseitig.
                Setlist: Into The Black Wide Open, Black Paper Planes, 
                Arecibo, Metulsky Curse Revisited, Apparitions
              
              [Dajana] 
                Kommen wir nun zu einer Performance der Extra-Klasse! :: 
                BOHREN 
                & DER CLUB OF GORE :: ! Fotografieren war zwecklos, 
                die Kamera-Leute am Verzweifeln, denn man hatte zum Nichtlicht 
                auch noch die Bühne vernebelt. Also… Augen zu und genießen. 
                Der Sound war nicht wirklich optimal, aber zum Glück auch 
                nicht störend schlecht. Die wenigen Ansagen von Morten Gass 
                waren einmal mehr ein absolutes Highlight, sowas von schwarzhumorig, 
                scharfzüngig und dabei staubtrocken, das gängige Comedians 
                blass werden dürften. Auch hier spielte man sich durch die 
                verschiedenen Veröffentlichungen, beginnend mit der aktuellen 
                EP Beileid und dem Grande Finale mit Midnight 
                Black Earth vom Meisterwerk Black Earth. 
                [Bert] Dem habe ich kaum etwas hinzu zu fügen, das 
                war ganz, ganz großes und langsames Kino im Noir-Stil. Leider 
                fehlte nur der Bogart an der Theke ;-) In einem Theater mit Sitzplätzen 
                wäre das Ganze aber sicherlich noch ne Spur besser aufgehoben. 
                
                Leider hatte ein Großteil des Publikums nichts Besseres 
                zu tun, als ignoranterweise pausenlos dummes Zeug zu labern, was 
                bei einer leisen Band wie BOHREN doch recht kontraproduktiv 
                ist. Nächstes mal direkt erschiessen bitte.
              
              [Dajana] 
                Auf die Meister der Gitarrenwände und laut-leise-Dynamiken 
                 :: MOGWAI 
                :: hatte ich mich sogar noch mehr gefreut, da ich die 
                Glasgower bisher noch nie live gesehen hatte. Und jene, die es 
                bereits taten, berichteten Großartiges. Was soll ich sagen? 
                Es war ein unglaublich intensives Hörvergnügen :) So 
                laut, wie erwartet bzw. prophezeit wurde es allerdings nicht, 
                meine Hosenbeine haben jedenfalls nicht geflattert ;) Stattdessen 
                durfte man sich ein ums andere Mal einfach mal wegträumen. 
                Natürlich konzentrierte man sich mehrheitlich auf das aktuelle 
                Album Hardcore Will Never Die, But You Will, welches 
                mir ein bisschen zu verspielt ist, pilgerte aber dankenswerterweise 
                auch durch frühere, deutlich sphärischere Werke bis 
                hin zum Klassiker Mogwai Fear Satan vom 1997er Debüt 
                 Mogwai Young Team. Ich glaube, ich muss jetzt nicht 
                noch extra erwähnen, dass das mal ganz großes Kino 
                war, oder? ;) 
                [Bert] Endlich MOGWAI live. Der Sound war große 
                klasse, das zu erwartende Dezibel-Massaker blieb überraschenderweise 
                aus, aber leider gab es keine Zugaben. 
                An Songs gab es eine hervorragende Mischung aus aktuellen Sachen 
                und älteren Klassikern, die auch schon auf der Live-Scheibe 
                und den BBC-Sessions zu bewundern waren, also keine wirklichen 
                Überraschungen. Dafür hatte man den schon als Gastmusiker 
                auf einigen MOGWAI Platten musizierenden ehemaligen Kopf 
                der absolut großartigen und einzigartigen Long Fin Killie 
                - Luke Sutherland eingepackt und bei ein paar Songs mit auf die 
                Bühne geschleppt, ihm mal die Geige oder mal das Mikro in 
                die Hand gedrückt.
                Das Stageacting hielt sich insgesamt eher in Grenzen und der gefürchtete 
                Humor der Glasgower war anscheinend auch in Schottland geblieben, 
                dafür aber gab es episches und sphärisches Kino par 
                excellence. Fein, fein, da komme ich doch gerne mal wieder.
                Setlist: White Noise, Travel Is Dangerous, Death Rays, 
                Rano Pano, I’m Jim Morrison I’m Dead, How To Be A 
                Werewolf, Two Rights Make One Wrong, San Pedro, I Know You Are 
                But What Am I?, Hunted By A Freak, Mogwai Fear Satan, Mexican 
                Gran Prix
              
              [Dajana] 
                Somit geht ein ganz wunderbarer Konzertabend zu ende und markiert 
                gleichzeitig eines der Highlights in 2011. Top 5 würde ich 
                sagen ;) Das WESTEND FESTIVAL wurde insgesamt gut besucht, 
                auch wenn keiner der Abende wirklich ausverkauft war. Die Luft 
                in der großen Halle des FZW war zum schneiden dick, trotz 
                üppiger Klimaanlagen, aber man konnte sich ja zu jederzeit 
                nach draußen in den Biergarten begeben und für die 
                ersten Reihen an der Bühne gab es eine ausreichende Menge 
                an Wasserbechern für erschöpft-geplagte Musikfans ;) 
                
              