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2015-09-19 DE – Balver Höhle
 

Vemod - Tenhi - Empyrium - Darkher - Wöljager - Camerata Mediolanense - Amber Asylum - Lifelover - Crone

:: Fotos ::

Das Festival wurde pünktlich von :: CRONE :: eröffnet, dem düsteren Post Rock Projekt von Secrets Of The Moon Fronter sG und Embedded Drummer/Gitarrist Markus Renzenbrink. Für CRONE ist diese Show eine Premiere, denn die Band steht zum ersten Mal live auf der Bühne. Ich mag die Stücke auf der EP Gehenna sehr, doch die trostlose und verzweifelte Atmosphäre wie beim grandiosen Houses Of Gehenna und vor allem der Gesang kamen live nicht wirklich rüber. Vielleicht war ich visuell zu sehr auf SOTM disponiert. Dafür blieb aber das an Alcest erinnernde Gitarrenspiel von Your Skull-Sized Kingdom den ganzen Abend in meinem Kopf stecken. Insgesamt darf man bei CRONE aber gerne noch Großes erwarten. Das steckt noch eine Menge Potential drin.
Setlist: Intro, Your Skull-Sized Kingdom, I Want The Stars To Collide, Escher's Stairs, Dead Man, The Perfect Army, Houses Of Gehenna

Während der Umbaupause für :: LIFELOVER :: setzte ein regelrechter Ansturm ein. Gut, die Schweden hatten sich quasi für das Festival wiedervereinigt (nachdem man sich 2011 nach dem Tod von Jonas Bergqvist aufgelöst hatte) und feiern damit sowas wie ein zehnjähriges Jubiläum. Ich muss gestehen, ich hab mich nie wirklich mit LIFELOVER beschäftigt, deren Kult-Status und das nun einsetzende Gedrängel hatte mich dann doch überrascht. Und LIFELOVER haben eine Wahnsinns-Show abgerissen. Wahnsinn, im Sinne von wahnsinnig, buchstäblich. Fronter Kim Carlsson tobte, tanzte, kniete oder hüpfte im (kunst)blutbesudelten Kittel über die Bühne, während die Saiten-Front es traditionell finster und blackmetallisch hielt. Der Keyboarder wiederum versuchte es mit einem anarchischen Ansatz. War schon sehr skurril das Ganze. Ab der Mitte des Set verliess Carlsson die Bühne und machte Platz für Johan Gabrielson, der zunächst etwas unsicher über die Bühne stolperte, dann aber auch den Tanzbären gab, wenn auch nicht so elegant-verrückt wie Carlsson. Das Publikum in der Höhle tobte. Perfekt. Bin mir allerdings immer noch nicht so richtig sicher, was ich nun von der Show halten soll ;)
Setlist: Intro, Shallow, Mitt öppna öga, I Love (To Hurt) You, Pulver, Lethargy, Expandera, M/S Salmonella, Cancertid, Medicinmannen, Brand, Androider // Herrens hand, Nackskott, Vardagsnytt, Besatt // Spiken I kistan, En tyst minut

„Guten Tag! Wir sind Hexen. Aus California.“ So stellte Multitalent Kris Force :: AMBER ASYLUM :: vor und hatte damit die Lacher auf ihrer Seite. AMBER ASYLUM waren nur für diese eine Show nach Deutschland gekommen, ihr erstes Konzert in Europa seit 2011. Und ich muss gestehen, ich hatte hier ein ähnliches Problem wie bei Crone. AMBER ASYLUM Alben sind verstörend schön, mystisch und unglaublich intensiv (ähnlich wie bei Jarboe). Wenn man sie zu Hause in entsprechendem Ambiente hört... In der Balver Höhle jedoch hat sich die Magie von AMBER ASYLUM für mich nicht so recht entfalten wollen. Es war ein gutes Konzert, keine Frage, aber keine magische Show. Auf dieser Festivalbühne wirkte die Musik zu… verloren. Aber, nach nunmehr 6 Jahren gibt es endlich ein neues Album. Sin Eater wird es heissen, und am 4. Dezember über - natürlich - Prophecy erscheinen. Die Hälfte des Sets bestand bereits aus neuen Songs, man darf also gespannt sein ;)
Setlist: Perfect Calm, Beast Star, Autonomy Suite, Garden Of Love, Harvester, Tot (Candlemass Cover), Executioner, Auger Of Thrall

Anschließend wurde es wirklich sehr, sehr spannend. Das italienische DarkWave/Neoklassik Kollektiv :: CAMERATA MEDIOLANENSE :: reiste mit L'altro Coro, einem 30-köpfigen Chor an. Auch hier muss ich zugeben, dass ich mich noch nie mit diesem Ensemble beschäftigt habe. Es gab einige Probleme Chor und Kollektiv auf der Bühne zu arrangieren und soundtechnisch abzustimmen, aber dann hat mich die stimmgewaltige Performance der mehrheitlich vom aktuellen Album Vertute, Honor, Bellezza stammenden Stücke schlichtweg umgehauen. Gänsehaut pur! Der Chor hatte Schwierigkeiten, von der Lautstärke her gegen die Band anzusingen. Besser wurde es, wenn man seitlich an der Bühne stand. Die Fans waren jedenfalls begeistert. Nach jedem Stück wurde der Applaus frenetischer. Am Ende des Sets gab es lautstarke Zugabe-Rufe. Und hätten wir nicht eh schon gestanden, dann hätten sich CAMERATA MEDIOLANENSE auch über standing ovations freuen dürfen. Egal, die Begeisterung für die Italiener war offensichtlich, sehr zur Freude aller Beteiligten. Und dann gab es tatsächlich noch eine Zugabe aus zwei Stücken! Großartig!
Setlist: Voi Ch'Ascoltate, Dolci Ire, Canzone All'Italia, 99 Altri Perfecti, Solo et Pensoso, Vago Augelletto, Vergine Bella, O Mia Stella, Canzone Alla Vergine, Quest'Anima Gentil // L'Homme Armé, Embryo Ventosa

Leider, leider hab ich danach die :: WÖLJAGER :: Lesung über die Münsterländer Sagenwelt verpasst, weil ich selbst erstmal was essen musste. Ich hatte die Zeiten nicht mehr Kopf und auch nirgends niedergeschrieben oder gespeichert (in das Programmbuch hab ich Dussel natürlich nicht geschaut… grrr). Ach menno… doof :/

Auf die Show von :: DARKHER :: hatte ich mich danach ganz besonders gefreut. Die Debüt EP The Kingdom Field hatte mich im November des letzten Jahres schlicht umgehauen und die Balver Höhle dürfte das perfekte Ambiente für diese Band bieten. Auch hier eine Premiere, diese Show war das erste Deutschlandkonzert für DARKHER. Und auch hier dezente Soundprobleme, die schnell ausgesteuert werden konnten. Ich liebe diese Art von Musik. Besonders das treibend-hypnotische Forgone nimmt mich schnell gefangen. Und schon wieder Gänsehaut und wohlige Schauer. Ich schliesse meine Augen und bin weit, weit weg. Und obwohl DARKHER ebenfalls 45 Minuten spielten, empfand ich die Show als viel zu kurz.
Setlist: Spirit Waker (intro), This Hollow Veil, Ghost Tears, Foregone, Lament, Wars, Moths, Hung

Bei :: EMPYRIUM :: setzte dann eine ähnliche Massenhysterie wie zuvor bei Lifelover ein. Allerdings war das hier zu erwarten ;) Auch hier war ein besonderes Programm angekündigt worden. Allerdings gab es zunächst einmal massive Soundprobleme, die letztendlich zu einer Verspätung von einer geschlagenen Stunde führten. Derweil konnte das Publikum das Line-Up von EMPYRIUM auspuzzeln. Alcest sind bekanntermaßen gerade auf US Tour (sonst hätten sie hier wohl auch live gespielt), also fehlte Neige. Allen B. Konstanz am Schlagzeug, Eviga an der zweiten Gitarre, Fursy Teyssier (Bass), Aline Deinert (Violine) und Thomas Helm an den Keyboards. Die Fans sind von Anfang an aus dem Häuschen. Jeder Klassiker wird nach den ersten 2, 3 Tönen des Erkennens frenetisch bejubelt. Alt mischt sich mit neu, und sogar mit brandneu (The Mill). 
Setlist: The Days Before The Fall, The Franconian Woods in Winter's Silence, Heimwärts, Mourners, With The Current Into Grey, Lover's Grief, The Mill, Dead Winter Ways, Der Weiher // Many Moons Ago, Das blau-kristallne Kämmerlein

Und dann… Endlich! Nach anderthalb Dekaden der Fangefolgschaft kann ich :: TENHI :: nun zum ersten Mal live sehen. Für die Finnen ist es der erste Auftritt seit acht Jahren und der gestaltet sich schwierig. Bereits bei Empyrium gab es ordentliche Verzögerungen durch Soundprobleme und die sollten sich Bei TENHI fortsetzen. Es gab keinen Monitorsound auf der Bühne, niemand konnte sich selbst oder einen anderen Musiker hören. Recht unzufrieden starteten TENHI in ihr Set… Okay, der Sound war nicht perfekt und den getragenen Songs von TENHI ein wenig abträglich. Wer aber mit dem Songmaterial der Finnen vertraut ist, dürfte keine Probleme gehabt haben, sich reinzufinden und fallenzulassen. Dem unbedarften Hörer mag es schwerer gefallen sein. Ich persönlich hatte keine Schwierigkeiten und konnte die Show genießen und in den so schönen Klanglandschaften zu versinken! So!
Setlist: Sees, Seitsensarvi, Pojan Kiiski, Kausienranta, Savoie, Etäisyyksien Taa, Kielo, Uuvu Oravan Luu, Tuulenkaato, Jäljen, Kuolleesi Jokeen // Rannalta Haettu (feat. Dornenreich)

Wer sich beim Tenhi-Umbau gewundert hatte, warum Eviga und Inve ebenfalls ihre Instrumente stimmten, wurde nun… überrascht! Denn :: DORNENREICH ::, spielten anschließend einen kurzen Überraschungsgig zur Freude vieler Fans.

Auch für :: VEMOD :: war dieses Konzert die Deutschlandpremiere. Leider waren die Norweger die Leidtragenden der soundtechnischen Verspätungen. VEMOD begannen, als ihre Show und das Festival eigentlich schon fast zu Ende sein sollten. Die Höhle hatte sich sichtlich geleert, es war unangenehm zugig und kalt. Viele Fans waren bereits gegangen und haben eine einzigartige Show verpasst! Die Bühne war in tiefes Blau getaucht. Ein extra langes Ambient Intro mit Lautgesang von Jan Even Åsli folgte, bevor die Band dann in blackmetallische Gefilde eintauchte. Großartige Szene und Atmosphäre. Für mich die Entdeckung des Festivals!

Ich muss zur meiner Schande gestehen, dass auch ich die Show nicht bis zum Ende mitverfolgt habe. Nach gut 12 Stunden Festival war ich fix und fertig und wollte nur noch die anderthalbstündige Fahrt ins Bett hinter mich bringen. Was bleibt, ist der Eindruck eines fantastischen Festivals in einer großartigen Location und einer tollen Organisation. Die wiederkehrenden Soundprobleme waren sicherlich ärgerlich und schmälerten an einigen Stellen den Genuss von Musik und Atmosphäre. Nun, im nächsten Jahr können all diese kleinen Mängel ausgemerzt werden.

Allerdings frage ich mich schon, wie sich das PROPHECY FEST weiterentwickeln wird. Tatsächlich wurden Prophecy Productions 1996 gegründet, heißt, das eigentliche 20-jährige Jubiläum ist erst nächstes Jahr. Bleibt es dann mit dem Festival erstmal dabei und bewahrt sich somit einen exklusiven Charakter? Oder wird aus dem PROPHECY FEST nun ein jährliches Label-Festival? Oder ein von Prophecy Productions organisiertes jährliches Festival mit Musik der etwas anderen Art (was auch labelfremde Bands einschließen könnte)? Nun, wir werden es erleben ;) Ich freue mich jedenfalls erst einmal auf das PROPHECY FEST 2016!

 

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography