[Dajana] Pünktlich öffneten sich die Tore zur Balver Höhle und strömten die bereits zahlreich Anwesenden mit erwartungsfrohen Gesichtern vor die Bühne, denn das PROPHECY FEST 2017 startete direkt mit einer Weltpremiere: Das Britische Ein-Mann-Projekt :: NHOR :: performte zum ersten Mal live. Das Set bestand aus NHOR am Piano und der Malerin Jennifer Taylor, die - inspiriert und getragen von den wundervollen Piano-Kompositionen - ein unglaublich schönes Bild malte. Das Publikum war mucksmäuschenstill und lauschte andächtig. Es gab nicht einmal Applaus, weil niemand die Atmosphäre zerstören wollte. Ich hoffe nur, NHOR hat dies nicht als Missfallen gewertet, denn sein Set war mit 30 Minuten doch recht kurz.
Präsentiert wurden nicht nur Tracks der beiden bereits erschienen Wildflowers EPs Spring und Summer, sondern auch Stücke der noch ausstehenden Jahreszeiten Herbst und Winter.
[Psycho] Da waren meine Frau und ich leider arbeitsbedingt noch mit der Anreise beschäftigt und haben diesen Auftritt daher verpasst.
Setlist: Prophecy, Windowpanes, Wildflowers, There Was A Time When I Knew The Way, Moonfall, I Have No Stars Left To Wish Upon, Hibernal, Cruelty, Bereft, Mercy

[Psycho] Zu :: SOROR DOLOROSA :: waren wir dann aber zum Glück schon von Anfang an am Start. Von den Franzosen um Frontmann Andy Julia hatte man schon viel zu lange nichts mehr gehört. Jetzt meldeten sie sich mit einem energiegeladenen Gig zurück, der zugleich eindrucksvoll belegte, dass Gothic Rock/Cold Wave nicht automatisch statisch sein muss. Zum Glück scheint es in der langen Pause seit dem letzten Album keine musikalische Neuausrichtung gegeben haben, denn die neuen Stücke fügten sich nahtlos in das Set ein. Zwischenzeitlich ist dieser Stil ja wieder deutlich populärer geworden – da geht noch was für SOROR DOLOROSA...
[Dajana] Die kurze Nhor Show sorgte für einige Verwirrung, da SOROR DOLOROSA 20 Minuten vor der Zeit anfingen, um eventuell auftretende Verspätungen bei den noch folgenden Bands entgegenzuwirken. Hat nix genützt, man kennt ja seine Pappenheimer ;)
Ich hatte SOROR DOLOROSA bisher nur ein einziges Mal live gesehen, 2012, zusammen mit Alcest und Les Discrets (die im Übrigen auch alle anwesend waren). Und ich hatte ganz vergessen, dass sich hier zum Cold Wave auch dezent Post Rock Gitarren gesellen und der Musik der Franzosen einen faszinierenden Touch verleihen.
SOROR DOLOROSA haben nicht nur ihre 2009er Debüt-EP Severance in ihrer Gesamtheit gespielt, sondern auch bereits 3 Songs vom brandneuen Album Apollo vorgestellt, welches am 15. September veröffentlicht werden wird. Tolle Show!
Setlist: Beau Suicide, 43°, Dare Me, Trembling Androgyenous, Thousand Clouds, American Chronicle, Apollo, The End, Another Life, LSD

[Psycho] Bei :: SUN OF THE SLEEPLESS :: handelt es sich um eines der vielen Projekte von Schwadorf, welches gerade erst (nach diversen EPs etc.) das erste Album To The Elements veröffentlicht hat. Verstärkt um eine illustre Runde Gastmusiker folgte nun der zweite Auftritt dieser Formation überhaupt, wovon man allerdings nichts gemerkt hat. SOTS präsentierten sich bestens eingespielt, wobei der Schwerpunkt natürlich bei der aktuellen Scheibe lag. Musikalisch konnte der Mix aus dunklem Black Metal und Ambient beim Publikum voll punkten, trotz des teils breiigen Sounds. Gerne mehr davon...
[Dajana] Yep, die illustren Gäste ließen so manchen staunen. Das Dornenreich’s Eviga an der Gitarre zu sehen war, wunderte nicht, aber Helrunar’s Schlagzeuger Alsvartr an der zweiten Gitarre war schon überraschend ;) Dazu gesellte sich noch Eïs-Sänger Alboîn.
Tannengestrüpp und Moss-behaftete Fackeln erzeugten ein passendes Ambiente. Oh, und natürlich hat Perfektionist Schwadorf die 20 Minuten Vorlauf beim Soundcheck gleich wieder platt gemacht ;)
Setlist: Intro (Prospero's Speech von Loreena McKennitt), Motions, The Owl, Romanze zur Nacht, Where In My Childhood Lived A Witch, In The Realm Of The Bark, Thou, Whose Face Hath Felt The Winter's Wind, Phoenix Rise

[Psycho] Puh, das ist echt schon eine ganze Weile her, dass ich :: ARCTURUS :: das letzte Mal live gesehen habe oder ehrlich gesagt auch in meinem CD-Player geladen habe. In der Zwischenzeit scheint sich eine Art psychedelischer Humor bei den Norwegern breit gemacht zu haben, was Kostümierung und Auftreten angeht. ICS Vortex hat seinen Gesangsstil etwas „angeschrägt“ und liefert immer wieder kleine pantomimische Einlagen, was auf die Dauer doch ein wenig nervt. Leider ist auch hier der Sound wenig differenziert (kaum Gitarren, dominante Keys), so dass ich den Auftritt wenig gelungen finde. Da behalte ich ARCTURUS lieber von früher her in guter Erinnerung.
[Dajana] Ich habe ARCTURUS in den letzten Jahren ja häufiger gesehen und mich immer auf die Shows gefreut. Tatsächlich hat die Theatralik bei den Shows deutlich zugenommen, und das nicht unbedingt zu deren Vorteil. Ich mag es ja gerne schräg, aber mir fehlte der Esprit wie z.B. letztes Jahr auf dem Party San. Fand ich schon ein bisschen enttäuschend.
Setlist: Intro, Evacuation Code, Painting My Horror, Arcturian Sign, Pale, Crashland, Game Over, Archer, Nocturnal Vision Revisited, Chaos Path, To Thou Who Dwellest, Angst

[Psycho] Eines der neueren Signings bei Prophecy sind die Isländer :: GLERAKUR ::, die mir im Vorfeld von mehreren Besuchern wärmstens ans Herz gelegt wurden. Ihr größtenteils instrumentaler Post Rock hatte es dann aber auch tatsächlich in sich. Da wurden monumentale Soundwände in epischen Songs kontinuierlich und mit viel Hingabe sowie Leidenschaft aufgebaut, ohne die Zuhörer dabei zwischenzeitlich auf der Strecke zu lassen. Das funktionierte sogar sehr gut, auch ohne die Songs im Vorfeld zu kennen – was eigentlich immer ein gutes Zeichen ist. Damit kam die siebenköpfige Band nicht nur bestens beim Publikum an, sondern sollte m.E. nach auch auf den kommerziellen Erfolg nicht lange all zulange warten müssen...
[Dajana] Das neue Album The Mountains Are Beautiful Now ist einfach hinreißend (und wechselte als blaues Vinyl dann auch gleich den Eigentümer), und so war auch wieder die Show der Isländer. Das Publikum stand mit geschlossenen Augen vor der Bühne und ließ sich mitreißen. Das Projekt von Elvar Geir Sævarsson ist einfach unglaublich intensiv, ungewöhnlich, hypnotisierend. Mein Freitagshighlight. Gänsehautshow!
Wer sich wunderte, dass die letztjährige Gitarristin Heiða Eiríksdóttir zwar anwesend aber nicht auf der Bühne war... sie hat die Band berufsbedingt verlassen, ist aber selbst so ein großer Fan von GLERAKUR, dass sie es sich nicht nehmen ließ, die Band in die Höhle zu begleiten :)
GLERAKUR beendeten ihr Set mit einer Coverversion der isländischen Rocker HAM, zu der sich Sólstafir Sänger Addi und Bassist Svavar gesellten.
Setlist: Policide, Willowcide, Can’t You Wait, Fagurt er á fjöllunum núna, Strings, Partýbær (HAM Cover)

[Psycho] Ebenfalls aus Island, aber schon ungleich populärer sind :: SÓLSTAFIR ::, die als erste nicht labeleigene Band auf die Bühne durften. Hier stand natürlich die neue Scheibe Berdreyminn im Mittelpunkt, aber auch ältere oder selten gespielte Songs wurden berücksichtigt. An mir ist die Band bisher immer irgendwo vorbeigelaufen, so dass ich sie mir diesmal zum ersten Mal richtig bewusst angeschaut habe. Richtig vom Hocker gehauen hat's mich dabei ehrlich gesagt nicht, mag auch sein, dass die Besonderheit der Band (die genreübergreifende Verquickung von Musikstilen) in diesem hochklassigen Billing nicht so zur Geltung kommen konnte wie vielleicht auf einem anderen Festival. So fand ich es im besten Sinne routiniert, aber mehr auch nicht. Gedanken machen sollte man sich allerdings, wenn man anfängt, sein Publikum zu beschimpfen, weil es einem nicht zuhören möchte. So persönlich das Anliegen auch gewesen sein mag (es ging um einen verstorbenen Freund der Band. Ihm ist Necrologue gewidmet), aber das ist sicherlich keine angemessene Reaktion in dieser Situation.
[Dajana] Die Bühne war bei SÓLSTAFIR leider total düster und vernebelt. Viel gesehen hat man eigentlich nicht. Ansonsten bin ich mir immer noch nicht schlüssig darüber, wie ich mit dieser Band zukünftig umgehen soll. Ambivalente Angelegenheit. Nach einem tollen ersten Festivaltag ging’s jetzt erstmal ins Bett.
Setlist: Intro, Silfur, Òtta, Nattmál, Isafjold, Necrologue, Fjara, Goddess Of The Ages

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