Der zweite Festivaltag zeigte sich von seiner besten Seite: blauer Himmel, strahlender Sonnenschein bei (spät)sommerlichen Temperaturen - Kaiserwetter. Wie schon am Vortag lauf ich zu Fuß an der Hönne entlang zur Höhle und genieße den Tag und die Natur und freue mich auf den zweiten Festivaltag. Auch vor der Höhle saß so mancher in der Sonne und genoß die wärmenden Strahlen. Fehlte nur noch der Liegestuhl…
Derweil ging es in der Höhle pünktlich mit :: LASTER :: los. Novum für mich. Hab mich nie wirklich mit den Holländern beschäftigt. Fataler Fehler. Das Trio gibt nicht nur optisch was her, vielmehr begeisterten sie mich musikalisch mit ihrem schrägen und experimentellen aber auch groovigen Black Metal. Absolut fantastisch was LASTER hier boten. Obscure Dance Music. Sagen sie. Ähm ja… Das Publikum wippt und schwingt die Hüften, ich auch ;)
LASTER haben im Frühjahr ihr drittes Album Het Wassen Oog veröffentlicht, von welchem die Hälfte des Sets bestritten wurde. Die andere Hälfte der Songs stammte vom Zweitwerk Ons Vrije Fatum.
Setlist: Vacuüm ≠ Behoud, Ons Vrije Fatum, Betonnen Ballonnen, Zomersneeuw, Bitterzoet, De Roes Na
Wo wir schon bei schräg sind… Schräg, schräger, :: TCHORNOBOG ::. Oder nennen wir es besser extravagant und avantgardistisch. Der Ukrainier Markov Soroka hat sich mittlerweile in Portland, Oregon niedergelassen und beleuchtet von dort aus musikalisch die Aspekte des „schwarzen Gottes“ und sein Selbst. Eröffnet wurde die Show zunächst mit einem Blutritual, bevor Markov Soroka in wilder Manie auf der Bühne tobte. Er und die eher statisch im Hintergrund agierende Bassistin Gina spielten mit verbundenen Augen, was bei mir irgendwie eine Bird Box Assoziation hervorrief. Wenn Markov Soroka nicht gerade sang, hatte er seine Zunge draußen und machte dabei Gene Simmons alle Ehre. Ob das ein Aspekt des schwarzen Gottes ist, man weiß es nicht… Vielleicht hat das was mit den sich „übergebenen“ Texten zu tun… Insgesamt war die Performance schon recht ungewöhnlich, sehr sperrig und… bizarr.
Band: Markov Soroka, Gina Eygenhuysen, Jordi Farré
Setlist: The Vomiting Tchornobog I, The Vomiting Choir, Hallucinatory Black Breath Of Possession, The Vomiting Tchornobog III
Auch mit :: FEN ::, einem der neueren Signings von Prophecy Productions, blieb man im Black Metal Lager, nun jedoch wesentlich atmosphärischer und mit Anleihen aus dem Folk. Obwohl wir einmal mehr eine intensive und ausgefeilte Show geboten bekamen, konnte mich die Musik dieses Mal nicht wirklich packen.
Band: The Watcher, Grungyn, Havenless
Setlist: Exile's Journey, II (Penance), Nebula, Consequence, Menhir - Supplicant
Auf :: YEAR OF THE COBRA :: war ich dann doch sehr neugierig. Wahnsinn, was das Duo Barrysmith nur mit Bass und Drums zu zaubern weiß. Stoner Doom vom Feinsten mit der wunderbaren Stimme von Amy. Der Bass-Sound ist natürlich ultra-brutal, die Drums auch, aber der Bass ist schon das Markenzeichen der Band. Dafür macht Drummer Johanes das mit wilden Bewegungen wieder wett ;)
YEAR OF THE COBRA spielten ein Set mit Songs quer durch die Historie, von der Debüt EP The Black Sun bis hin zum neuen Album, dem Zweitwerk Ash And Dust, welches am 1. November veröffentlicht werden wird. Hiervon gab es bereits drei neue Songs, die direkt Laune auf mehr machten. Ja, fand dich ziemlich geil!
Band: Amy Tung Barrysmith, Johanes Barrysmith
Setlist: Into The Fray, The Divine, The Howl, Cold, The Black Sun, White Wizard, Ash And Dust, The Siege
Blaue Stunde in der Höhle. Zeit für :: VEMOD ::, die heuer schon zum dritten Mal auf dem PROPHECY FEST spielen (dafür aber sonst selten unterwegs sind). Dieses Mal spielten VEMOD aber nicht als letzte Band mit ner guten Stunde Verspätung, sondern ohne Verspätung mitten drin ;) Hatte sich die Höhle in den letzten Stunden merklich geleert, so war es nun vor der Bühne richtig voll. Und Obwohl VEMOD seit ihrem 2012er Debüt Venter på stormene nichts mehr veröffentlicht haben, faszinieren und begeisterten die Norweger wie am ersten Tag. VEMOD ziehen unweigerlich in den Bann. Einfach großartig! Jetzt ist es aber auch an der Zeit für ein neues Album! So! Und natürlich mal für ein paar Headlinershows.
Auch :: DARKHER :: spielen nicht zum ersten Mal auf dem PROPHECY FEST. Die zierliche Britin agiert live nur noch als Duo mit Drummer C. Smith - so gab es viel Platz auf der Bühne und Jayn Maiven wirkte ein bisschen verloren. Das änderte aber nichts an der Intensität und der Mystik ihrer Songs und deren hypnotische Wirkung. “ghostly transmissions that sound like they were delivered by lost souls in the dead of night"… Ja, genau so hat es sich angefühlt. Songs von erdiger Kraft und fragiler Schönheit mit einer treibenden Drum-Rhythmik. Gänsehaut. Einmal mehr. Einfach nur schön! Da das Debütalbum Realms nun schon drei Jahre zurückliegt, wird es auch hier Zeit für was Neues. Aber, wie man ja kürzlich lesen konnte, ist der Nachfolger bereits in Arbeit :) Ich bin gespannt!
Setlist: Hollow Veil, Foregone, Buried Pt. I, Buried Pt. II, The Dawn Brings A Saviour, Wars, Moths
:: EMPYRIUM :: waren natürlich ungeschlagen DAS Highlight und der Publikumsmagnet des diesjährigen PROPHECY FESTS. Bei keiner Band war die Höhle so rappelvoll. Aber das war ja auch irgendwie zu erwarten ;) Schon beim Soundcheck ging die Stimme von Thomas Helm unter Haut. Ah, ich liebe diese Musik! Das Publikum auch. Andächtig lauschte jedermann und jedefrau den verzaubernden Klängen, um dann völlig ekstatisch in Freudenjubel auszubrechen.
Hatte man sich beim PROPHECY FEST 2015 noch auf The Turn Of The Tides fokussiert, lag der Schwerpunkt dieses Jahr auf Songs Of Moors & Misty Fields und Where At Night The Wood Grouse Plays. Nichts, worüber man sich beschweren müsste ;) Jeder Song wurde natürlich sofort erkannt und entsprechend beklatscht.
Beim Sound haperte es zunächst wieder ein wenig, wurde aber im Laufe des Sets erfolgreich ausgesteuert. Und natürlich stellt sich auch hier am Ende solch einer Show immer die Frage: Gibt es irgendwann ein neues Album? Und wenn ja, wann?
Band: Markus Stock, Thomas Helm, Fursy Teyssier, Eviga, Allen B. Konstanz, Aline Deinert
Setlist: Intro, Mourners, The Blue Mists Of Night, Ode, Where At Night The Wood Grouse Plays, Heimwärts, With The Current Into Grey, The Ensemble Of Silence, Many Moons Ago...
Was Empyrium dieses Mal vermieden, schafften dann :: BETHLEHEM ::. Verspätung. Aber nur minimal. Der Sound jedoch machte die Band und insbesondere die Frontfrau wütend, was nicht zu überhören war. Apropos… Der Wahnsinn hat einen Namen: Onielar. Dem einen oder anderen bekannt von den manischen, schwarzmetallischen Satanisten Darkened Nocturn Slaughtercult. Es gab brandneue Songs vom im Mai veröffentlichten 9. Album Lebe dich leer, aber auch ganz altes Material wie Schatten aus der Alexander Welt und Tagebuch einer Totgeburt vom 1996iger Zweitwerk Dictius Te Necare.
Natürlich werden bei BETHLEHEM hier in vielerlei Hinsicht Extreme ausgelotet. Man muss darauf vorbereitet sein und man muss es mögen. Meins ist es nicht wirklich, dennoch war es auch für mich höchst faszinierend die Performance zu verfolgen. BETHLEHEM vermögen es ohne Kitsch und übertriebene Dramatik dem Wahnsinn Stimme, Ton und Gefühl zu verleihen, was auch zum großen Teil an Onielar liegt. BETHLEHEM hätten sich kaum eine bessere Frontfrau suchen können.
Band: Onielar (Yvonne Wilczynska), (Ilya) Karzov, Florian "Torturer" Klein, Jürgen Bartsch
Setlist: Niemals mehr leben, Die Dunkelheit darbt, Aberwitzige Infraschall-Ritualistik, Gestern starb ich schon heute, An gestrandeten Sinnen, Fickselbomber Panzerplauze, Kalt' Ritt in leicht faltiger Leere, Schatten aus der Alexander Welt, Tagebuch einer Totgeburt
Nach dem Wahnsinn kam die… ja was eigentlich? Ruhe? Wohl kaum. Besinnung? Auch nicht. Ich war mir nicht sicher, was ich nun von der :: MORTIIS :: Show erwarten sollte. Der Aufbau seiner „Maschine“ war martialisch und so war auch das Set. Tatsächlich gab es sowas wie ein DJ Set aus harschen apokalyptischen und dennoch epischen Industrial-Soundkollagen, die mit ziemlicher Wucht auf das stark reduzierte Publikum niedergingen. Wie ein Endzeit-Soundtrack, der als Abspann eines großartigen Festivals fungierte. Wie gemacht für diese Höhle. Viele zog es bereits ins Zelt, ins Auto oder in die Hotels. Aber jene, die blieben, genossen ein tolles Set, das wie gemacht für die Höhle schien. Ein würdiger Abschluß eines großartigen Festivals!
Damit ging das PROPHECY FEST 2019 zu Ende. Einmal ein rundum gelungenes Festival. Es war toll, dass es dieses Mal nur minimale Verspätungen gab. Das Billing war abwechslungsreich mit überraschenden musikalischen Exkursionen (KATLA., DISILLUSION oder YEAR OF THE COBRA), wenn auch schwerpunktmäßig eher auf den Black Metal konzentriert. Dafür haderte es öfters beim Sound, was meist aber korrigiert werden konnte. Ich jedenfalls freue mich schon sehr auf das PROPHECY FEST 2021.
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