Queensrÿche
- D-A-D - Ensiferum - Naglefar - Desaster - Mustasch - Horisont
- Slingblade
::
Fotos
::
[Sui]
Der Samstag fing dann musikalisch gleich extrem an: extrem unspektakulär.
Die Billing-Verantwortlichen wollten wohl das Publikum nicht gleich
mit einem Kracher als Opener überfordern. ::
SLINGBLADE
:: aus Schweden waren mit ihrem traditionellen Heavy
Metal nicht mal wirklich schlecht, aber die ganze Performance wirkte
irgendwie blutleer. Vor allem die Sängerin muß unbedingt
noch an ihren Frontfrau-Qualitäten und dem Ausdruck ihrer Stimme
arbeiten. Wenn das Publikum um diese Uhrzeit noch nicht frisch wirkt,
ist das verständlich. Aber ein Opener sollte da lebendiger
wirken.
[Psycho] Der zweite Tag, und wir waren sogar pünktlich
da. Die mir bis dato völlig unbekannten SLINGBLADE dankten
uns das allerdings mit einem Auftritt ohne jegliche Höhepunkte,
aber immerhin auch ohne Durchhänger. Der traditionelle Metal
mit deutlicher Hard Rock-Schlagseite blieb (für verkaterte
Zuschauer angenehm) unspektakulär, das war’s dann aber
auch schon. Aus den Augen, aus dem Sinn…
[Dajana] Und ich hatte mich extra beeilt, da mir suggeriert
wurde, diese Band schon aus fotografischer Hinsicht nicht zu verpassen.
Aber auch in diesem Fall entpuppten sich SLINGBLADE also
totale Nullnummer. Musikalisch bot man quasi der Reihe nach Songs
vom 2011er Debüt The Unpredicted Deeds Of Molly Black,
also auch da nix Neues.
Setlist: The Nature Of Evil, Back To Class, Tie Her To
The Cross, The Demon, Slasher On The Loose, This Dream Will End,
Molly's Death, Give Back What You Borrow
[Dajana]
Danach wurde es irgendwie nicht wirklich besser. (Schwedischer)
Stoner Rock ist ja total hip dieser Tage und es gibt eine Flut an
Bands. Da machen :: HORISONT
:: keine Ausnahme. Obwohl sie musikalisch grandios und
optisch sowas von knuffig sind, reichen mir eigentlich schon die
Bands, die meinen Weg bisher gekreuzt haben.
[Psycho] Ehrlich gesagt hatten HORISONT bei mir schon
vom ersten Ton an verloren, ich kann diesem ganzen 70ies-Geschwurbel
einfach nur herzlich wenig abgewinnen. Immerhin machte die Band
einen deutlich engagierteren Eindruck als ihre Vorgänger und
kam daher konsequenter Weise auch deutlich besser an.
[Sui] Zugegeben, der mal schleppende, mal treibende Black-Sabbath-meets-Deep-Purple-meets-Thin-Lizzy-70s
Hardrock der hochgelobten Göteborger HORISONT war als
Weckruf vielleicht auch nicht das Richtige, dafür wurde es
aber musikalisch deutlich interessanter. Zu Beginn gab es die Schweden
allerdings erst mal nur instrumental, da der Gesang nicht über
die PA kam (das Problem hatten zuvor auch Ashes Of Ares, da war’s
im Nachhinein aber nicht so schlimm). Dann groovte es aber ordentlich,
wobei ich die verschiedentlich geäußerte Meinung, daß
die Atmosphäre der Musik in einem kleinen Club besser rüberkommt
als auf einer (etwas zu) großen Open-Air-Bühne, durchaus
nachvollziehen kann. Der Sänger erinnerte mich eher an Ian
Gillan als an Ozzy, was ja nicht schlecht sein muß.
Setlist: Visa Vägen, On The Run, The Unseen, Crusaders
Of Death, Time Warrior, Magnus Kills, Thunderfight, Nightrider,
Second Assault
[Dajana]
Überraschungssieger des Tages waren hernach ::
MUSTASCH
:: Ich hatte die (schon wieder) Göteborger bisher
nie live gesehen und hatte nun ordentlich meinen Spaß. Die
Jungs wissen wie man rockt und sein Publikum von den Füßen
reißt.
[Psycho] Habe ich leider nicht gesehen. Die auf der Arbeit
antrainierte Zeit für die Mittagspause forderte ihren Tribut,
bei der Gelegenheit war ich dann auch noch etwas shoppen…
[Sui] Für Psycho war’s wohl eher nichts, denn
auf dem Papier schlagen MUSTASCH in eine ähnliche musikalische
Kerbe wie ihre Landsleute von Horisont. Live und in Farbe wirkte
es aber dann doch ganz anders - aus meiner Sicht eine ganze Klasse
besser, wobei Horisont beileibe nicht schlecht waren. Aber die Jungs
um den sympathischen Frontmann Ralf Gyllenhammar rockten einfach
das Haus und traten mächtig in den Arsch. Die irgendwie deutschsprachigen
Ansagen des Sängers kamen ebenso gut an wie die diversen leicht
kuriosen Mitgröhlparts. Auch der Sound konnte erstmals an diesem
Tag richtig überzeugen, so daß auch ein paar Feinheiten
wie die verschiedenen Effekte des Bassers (Wah, Envelope-Filter)
gut rüberkamen. Krönender Abschluß, über den
herzlich gelacht wurde: Whitney Houstons „I will always love
you“ vom Band. Für mich das erste Highlight des Tages!
Setlist: Black City, Mine, It’s Never Too Late,
I Don’t Hate You, Down In Black, Tritonus/Heresy Blasphemy,
Bring Me Everyone, Speed Metal, Double Nature, I Hunt Alone, Outro
[Psycho] Nach den eher gemäßigten Klängen
bis hierhin wurden die Zuschauer nun mit einer ordentlichen Dosis
Black/Thrash wachgerüttelt. :: DESASTER
:: kannten da keine Gnade und legten eine ordentliche
Show hin, für die sie vom Publikum amtlich abgefeiert wurden.
Offensichtlich bestand da gerade ein Bedürfnis nach etwas mehr
Tempo und Härte…
Als einzige Band des Festivals ließen es sich die Jungs auch
nicht nehmen, einige Worte zum Tode von Jeff Hanneman zu finden
und ihn mit Black Magic zu huldigen. Mir unverständlich,
warum sonst niemand (auch von der RH-Crew nicht) auf diese eigentlich
naheliegende Idee gekommen ist. Dafür noch mal ein großes
Extra-Danke schön nach Koblenz!
[Dajana] An DESASTER: scheiden sich die Geister. Entweder
man mag sie, oder eben nicht. Technische Raffinessen und ausgefeiltes
Songwriting gibt es auch nach 25 Jahren Bandhistorie nicht, dafür
old schooligen, rumpeligen, schwarz angehauchten Thrash Metal, der
von Herzen kommt. Irgendwie kultig…
[Sui] Von dem Gebolze der deutschen Black-Thrash-Urgesteine
DESASTER habe ich dann nur die ersten Takte mitbekommen.
Eine gute Gelegenheit, sich mit überteuerten, fetttriefenden
Pommes die Geschmacksnerven zu verkleistern.
Setlist: Nekropolis Karthago, Devil’s Sword, Phantom
Funeral, Divine Blasphemy, Hellbangers, Teutonic Steel, Satans Soldiers
Syndicate, Black Magic, Metalized Blood
[Psycho]
Neben Queensrÿche waren :: NAGLFAR
:: für mich am Samstag die Band, auf die ich mich
vorher am meisten gefreut habe. Wenn man über anspruchsvollen,
melodiösen Black Metal spricht, muß einfach der Name
dieser Band fallen. Für mich daher erstaunlich, daß sich
für die Schweden zunächst weniger Leute als davor für
Desaster interessierten. Alle Anwesenden bekamen aber einen kraftvollen
Gig dargeboten, der leider ein wenig unter dem schlechtesten Sound
des Tages litt. Trotzdem: mit dem Songmaterial und der musikalischen
Qualität kann man eigentlich nichts falsch machen. Für
mich das erste echte Highlight des Tages!
[Sui] Zu NAGLFAR kann ich auch nicht viel schreiben,
außer daß sie musikalisch immerhin einen kompetenten
Eindruck machten und gut abgefeiert wurden.
Setlist: Pale Horse, The Darkest Road, Bring Out Your
Dead, I Am Vengeance, The Perpetual Horrors, As The Twilight Gave
Birth To The Night, A Swarm of Plagues, Harvest
[Psycho]
Mit :: ENSIFERUM
:: hatte ich mich noch nie so richtig beschäftigt.
Die Finnen zeigten mir leider bereits mit den ersten Songs, warum
sich daran auch zukünftig nichts ändern wird: denn zu
simplen Speed Metal-Riffs werden einfach noch einige Chöre
und Flötentöne vom Band gemischt, das war’s. Von
Viking/Folk/Pagan Metal erwarte ich aber einfach deutlich mehr Atmosphäre,
und die gab’s hier leider nicht. Immerhin: Party machen können
die Finnen! So war die ganze Band permanent in Bewegung, und der
gesamte Auftritt war unterhaltsam anzuschauen. Kann nicht jeder
von sich behaupten, daß Energielevel über den kompletten
Set so hoch zu halten.
[Dajana] Ich muß gestehen, ich kann all das Viking/Folk/Pagan/Humppa
Zeugs nicht mehr hören (und sehen). Da macht es dann auch nix,
wenn solch eine Band wirklich gut ist und alles in Schutt und Asche
legt…
[Sui] Die finnischen Lederrock-Träger ENSIFERUM
konnten ebenfalls auf eine große Fanbase im Publikum bauen.
Aber um den eher putzigen als wikingerhaften Sauft-Brüder-rauft-Brüder-Metal
der Schwertträger genießen zu können, hatte ich
wohl noch nicht genug Bier nachgegossen. Immerhin ging die Band
technisch sehr versiert zu Werke und hinterließ mit ihrer
recht unterhaltsamen Show einen guten Eindruck.
Setlist: Intro, In My Sword I Trust, Guardians Of Fate,
From Afar, Burning Leaves, One More Magic Potion, Retribution Shall
Be Mine, Stone Cold Metal, Ahti, Twilight Tavern, Iron
[Psycho]
Ein Deja Vu? Denn schon am Vortag fragte ich mich, wie es wohl zu
diesem Co-Headliner gekommen ist… ::
D-A-D.
:: waren schließlich erst vor wenigen Jahren beim
RH (2009, um genau zu sein), spielten da am Nachmittag und haben
dabei kaum jemanden vom Hocker gerissen. Zumindest mir war nicht
klar, was sich daran in der Zwischenzeit geändert haben sollte…
Nun, wenigstens wissen die Dänen, wie man unterhält und
das Publikum bei Laune hält. Die Musik verkam dabei zwar ein
wenig zur Nebensache, aber lustig war’s trotzdem. Immerhin
mehr, was man gestern an gleicher Stelle zu berichten hatte.
[Sui] Daß sogar der Co-Headliner (und sechste skandinavische
Band des Tages) D-A-D mit anfänglichen Gitarrenproblemen
zu kämpfen hatte, wunderte mich etwas und ließ mich insgesamt
an der Professionalität der Techniker zweifeln. Keinen Zweifel
gab es hingegen am Unterhaltungswert der dänischen Cowpunk-Veteranen.
Mein persönlicher Eindruck war, daß sie dieses Jahr deutlich
motivierter unterwegs waren als auf ihrem letzten RHF Gastspiel.
Allein die Instrumente des Bassisten waren schon das Zuschauen wert.
Ein Tommy-Lee-Memorial-Drumsolo, begleitet von einer völlig
hirnverbrannten Story des Sängers war nur einer von mehreren
Höhepunkten. Musikalisch zwar abwechslungsreich aber nicht
unbedingt eine Offenbarung, machte die Truppe auf jeden Fall gute
Laune.
Setlist: Isn’t That Wild, Jihad, A New Age Moving
On, Everything Glows, Rim Of Hell, Grow Or Pay, Riding With Sue,
Last Time In Neverland, Monster Philosophy, I Want What She’s
Got, Bad Craziness, The End, Sleeping My Day Away
[Dajana]
War der Tag trotz der einen oder anderen Überraschung bzw.
guten Show insgesamt recht lahm (wie schon der Freitag), gab es
am Ende eine Band, die das alles wieder wettmachte, nämlich
:: QUEENSRŸCHE
::, neben Audrey Horne mein Grund für das diesjährige
ROCK HARD FESTIVAL. Diese Show war einfach unglaublich…
Unglaublich grandios, unglaublich geil, unglaublich umwerfend. Jenseits
aller Erwartungen…
[Psycho] Ich muß gestehen, daß ich bis zu diesem
Zeitpunkt doch sehr enttäuscht vom diesjährigen RHF
war: zu viele Belanglosigkeiten oder Enttäuschungen, und überhaupt
zu wenig METAL! Dazu noch das kalte Wetter (dazu kann natürlich
keiner was) - ich war froh, daß ich meinen E-Book-Reader dabei
hatte…
Und dann noch die große Unbekannte des Samstags: QUEENSRŸCHE
mit neuem Sänger, und im Prinzip nach den ganzen Querelen mit
Geoff Tate auch mit einer Art Neustart. Die Band war extra für
diesen einen Auftritt nach Europa gekommen, und wahrscheinlich hatte
niemand im Rund konkrete Vorstellungen davon, was ihn denn nun wirklich
erwarten würde.
Zum Glück konnten QUEENSRŸCHE dann aber sämtliche
Ansprüche und gesteckten Hoffnungen mehr als befriedigen und
legte den bis dato besten Auftritt des Festivals hin: tolle Songauswahl,
super Sound und mit Todd La Torre einen genial guten Sänger
und Frontmann, der keine Wünsche offen ließ. Der Mann
war nicht nur stimmlich eine Wucht und bestand bei sämtlichen
Klassikern, sondern lieferte auch noch eine gute Show ab und befand
sich permanent in Interaktion mit dem Publikum. Wer braucht da noch
Geoff Tate?
[Dajana] Geoff… wer?...
[Psycho] Neben vielen alten Perlen gab es auch zwei neue
Songs, Redemption und Fallout, zu hören, die
mir beide ausnehmend gut gefielen. Diesem Maßstab zur Folge
wird das neue, selbst betitelte Album der Hammer! Nach 90 viel zu
kurzen Minuten war es dann leider auch schon wieder vorbei, das
hätte gerne noch zwei Stunden so weitergehen können. QUEENSRŸCHE
hinterließen ein positiv überraschtes und sogar euphorisiertes
Publikum; und fast wirkte es so, als ob alle Beteiligten das so
nicht erwartet hätten und daher jetzt um so glücklicher
waren. Die Band selber war auf jeden Fall ebenfalls mächtig
angetan…
[Sui] Ich fand den Tag unterm Strich alles andere als lahm,
aber das ist Geschmacksache. Der nun folgende Headliner QUEENSRŸCHE
hatte auch weniger damit zu schaffen, einen lahmen Tag wettzumachen,
als vielmehr fast zwei lahme Band-Dekaden aufzuarbeiten. Ist jemals
eine Band beim RHF mit so großen Erwartungen konfrontiert
gewesen? Das Intro der deutschen Rammstein-Epigonen Eisbrecher sorgte
jedenfalls erst mal für hochgezogene Augenbrauen. Dann kamen
sie selbst auf die Bühne und fegten alle Zweifel hinweg, daß
sie die wahren QUEENSRŸCHE sind. Ein Hammer-Gig! Bei
Walk In The Shadows hab ich ‘ne Gänsehaut gekriegt,
und bei Eyes Of A Stranger stand mir fast das Pipi in den
Augen. Die beiden neuen Songs fügten sich nahtlos in das Klassiker-Feuerwerk
ein, das die Band abbrannte. Frontmann Todd la Torre ließ
am Ende nur eine Frage offen: Wer war noch mal Geoff Tate?
Setlist: Queen Of The Reich, Speak, Walk In The Shadows,
The Whisper, En Force, Redemption, Fallout, Child Of Fire, Warning,
The Needle Lies, Prophecy, Roads To Madness, My Empty Room, Eyes
Of A Stranger, Take Hold Of The Flame // Empire
[Psycho]
Auch heute kann von Party-Wetter keine Rede sein - es ist einfach
lausig kalt. Von daher leert sich das Gelände fast in Rekordzeit,
ohne daß die Ordner wie in den Jahren zuvor nachhelfen müßten.
Aber morgen sollte es ja besser werden… |