Endlich
wieder einmal ein Metal-Konzert im Grazer Orpheum!
Die Location garantiert nämlich einen perfekten Blick auf
die Bühne sowie einen hervorragenden Sound. Dieses Konzert
bildete den Abschluss der Tour, bei der sich die drei teilnehmenden
Bands anscheinend sehr gut untereinander verstanden haben, was
die freundschaftlichen Ansagen und die gespielten Streiche im
Verlauf des Konzerts unter Beweis stellten… so war die Laune
der Musiker auch bestens, obwohl sich das Zuschauerinteresse in
Grenzen hielt.
SILENT
DECAY – öffentliche Bandprobe mit enormer Spielfreude
Mit
einer Menge Enthusiasmus und einer „Ist egal wenn uns nur
eine Handvoll Leute sehen wollen“- Attitüde legten
:: SILENT
DECAY :: schon vor 20 Uhr los. Die Jungs machten
einen sympathischen Eindruck und ließen Gott sei Dank kein
aggressives Metalcore-Image durchscheinen. Auch die Musik lieferte
nicht unbedingt typischen Sound, denn die Stimme etwa färbte
sich mehr melodisch denn kreischend; auch die Genre-immanenten
Breakdowns ließen meist auf sich warten. So schien auch
der erste Versuch einer Wall Of Death eher amüsant als wutentbrannt
und auch von Circle Pits war nichts zu sehen. Im Herumposen waren
die Musiker allerdings eine Klasse für sich und legten sich
ordentlich ins Zeug. Schade nur, dass der Sound nicht wirklich
klar aus den Boxen dröhnte und das Licht auch alles andere
als Außergewöhnliches fürs Auge bot. So blieb
nur ein solider Eindruck am Ende der halben Stunde Programm.
THE
MERCURY ARC – wir mischen alles und kennen keine Grenzen
Zügig
ging’s dann schon nach ein paar Minuten weiter ::
THE
MERCURY ARC :: enterten wohlbetucht die Bühne
und wilderten im gesamten Pool an Genres, eine progressive Note
war bisweilen zu spüren, moderne Elemente trafen auf abwechslungsreiche
Vocals und so manch schwer zu fassendes Element belebte den Sound.
Wirklich sauer stieß mir allerdings der Rap-Einfluss auf,
doch diese Schrecksekunde war schnell vorbei. Gegen Ende des Auftritts
spielten dann ein paar Leutchen Schabernack auf der Bühne,
da wurde etwa das Schlagzeug während des letzten Songs abgebaut,
oder der Sänger mit Klebeband eingewickelt. Der Spaß
stand auf alle Fälle im Vordergrund und tröstete über
das eine oder andere missglückte Integrieren von metal-unorthodoxen
Elementen hinweg. Mich überraschte die Variabilität
von Sänger Dennis, der sogar eine balladeske Einlage bravourös
meisterte und somit dazu beitrug, den Auftritt schlussendlich
noch positiv im Gedächtnis zu behalten.
THE SORROW – stellten die Vorbands in den Schatten
Mit enorm
lautem Sound zeigten uns :: THE
SORROW :: wer der Herr im Hause ist. Die Lokalmatadore
haben auch sehr viele zwingende Teile in ihre Songs integriert,
wobei der Metal zumeist im Vordergrund steht und den Core-Anteil
eindeutig in die Schranken verweist. Die zuvor müde wirkenden
Fans standen wie ein Mann hinter der Band und feierten lautstark
Killer-Songs wie das epische Saviour, Welcome Home ab.
Nun gab es auch genug Bewegung im Publikum, doch von extrem ausgelassener
Party war die Meute noch weit entfernt. Mir gefiel das abwechslungsreiche
Numbers Of Failure sehr gut. Aber erst die bärenstarken
Zugaben Knights Of Doom und Death From A Lover’s
Hand brachten die Grundfesten des Orpheums ins Wanken. Klarerweise
gab’s auch den einen oder anderen Lacher zu bestaunen, als
die Jungs der Vorbands in Unterwäsche die Bühne stürmten
und THE SORROW sowie das Publikum mit dem Jahresbedarf
an Klopapier bewarfen bzw. die Künstler einwickelten. Besonders
gelungen wirkte die Verpackungsaktion bei Drummer Dominik, der
aber trotzdem seelenruhig präzise weiterhämmerte. Ein
bisschen angeschlagen wirkte hingegen die Stimme von Mätze,
was aber auch an seinem blauen Auge gelegen haben dürfte,
das er sich am Vortag von ein paar Nazi-Schlägern in Klagenfurt
eingefangen hatte. Deshalb folgte auch prompt die eindeutige Ansage
gegen das braune Pack. Fazit: gute Einstellung, gute Musik, gute
Band – so soll es sein!