Seit
einigen Jahren ist das WAVE GOTIK TREFFEN für
viele Leute eine Pflichtveranstaltung, deckt es doch im Gegensatz
zu klassischen Festivals wie etwa M’era Luna musikalisch
eine enorme Bandbreite ab und weiß dem Programm durch Lesungen,
Filmvorführungen, Mittelaltermarkt etc. einen Rahmen zu geben,
der über reine Musikveranstaltungen hinaus geht.
Die Gesamtzahl der auftretenden Bands war dieses Jahr mit 170
über vier Tage verteilt mal wieder schlichtweg erdrückend
und stellte den Besucher vor terminkalendertechnische Herausforderungen,
da bekannter weise die Veranstaltungsorte quer über das Stadtgebiet
verteilt sind. Als kleine zusätzliche Herausforderung erwies
sich eine riesige Baustelle um den Hauptbahnhof, so dass der Verkehr
inklusive aller Straßenbahnlinien komplett umgeleitet werden
musste.
Wettertechnisch wurden die etwa 20.000 Besucher mit einem Mix
aus strahlendem Sonnenschein, kräftigen Schauern und kalten
Nächten nicht gerade verwöhnt, so dass gemütliches
Abhängen zu sehr später Stunde auf dem Campingplatz
nur mittels erhitztem Alkohol erreicht werden konnte. Viele Besucher
zogen es vor, sich bei den Konzerten/Discoveranstaltungen aufzuwärmen.
Ausreichenden Alkoholpegel vorausgesetzt konnte man auf einer
Extrabühne die Luftgitarre schwingen und Karaoke trällern.
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Fotos ::
FREITAG
13.05.2005
Der Freitag
ist für das WGT so etwas wie der Aufwärmtag,
da noch nicht alle Konzertlocations bespielt werden. Nach einem
kurzen Rundgang bei schönem Wetter durchs heidnische Dorf
zwecks Nahrungsaufnahme sollte es gestärkt durch Bier und
unglaublich süffigen Hanfmet mit dem Auftaktkonzert des Hauptgeländes
losgehen.
Die große
AGRA Halle hatte sich erst langsam und etwas spärlich gefüllt,
als die Slowenen SIDDHARTA ihr kurzes Set begannen.
Die mir bislang nur vom Hörensagen bekannte Band konnte mich
mit ihren Mix aus Folk und Rock/Metal gepaart mit eingängigen
Melodien wirklich überzeugen und erinnerte mich vom Sound
her ein wenig an irgendetwas zwischen New Model Army und Amorphis.
Die Publikumsreaktionen auf die sich sehr natürlich gebende
und spielfreudige Band waren entsprechend positiv obwohl wahrscheinlich
nur wenige die Truppe vorher kannten. Ein äußerst gelungener
Auftakt!
Mit dem Kommentar,
dass doch die nächste Band wie extrem geschminkte Männer
in Frauenkleidern aussehe, konnte meine Begleitung mich davon
abhalten, wieder zurück zu meinen Getränken auf den
Zeltplatz bei sich allmählich abkühlenden Temperaturen
zu bewegen. Die Aussage stellte sich glücklicherweise dann
doch eher als Halbwahrheit heraus, denn mit den ASTROVAMPS
stand wenig später eine lupenreine Deathrockformation US-amerikanischer
Prägung auf der Bühne, die outfittechnisch im Gegensatz
zu einigen japanischen Gruppen durchaus auf dem Teppich blieb.
ASTROVAMPS erfüllten so ziemlich jedes Klischee
und ihre rotzig heruntergespielten Songs fanden in den sich immer
zahlreicher einfindenden Besuchern ihre Anhänger. Meine musikalische
Baustelle war der Gig nicht, aber die Astrovamps lieferten immerhin
eine überzeugende Bühnenshow ab.
Vor dem Konzert
von APOPTYGMA BERZERK zog es die Besucher in
Scharen in die AGRA Halle und es wurde klar, dass es drinnen brechend
voll werden würde. Die dicht aneinander gedrängten Massen
wurden erst einmal eine dreiviertel Stunde lang auf die Geduldsprobe
gestellt, da sich der Beginn des Konzertes wegen Computerproblemen
verzögerte. Nach einigen Pfiffen und einer kurzen Ansage,
dass es gleich endlich losgehen werde, betrat die Band zu den
Klängen von Non-Stop Violence die Bühne und
wurde von exstatischem Jubel der ausharrenden Fans empfangen.
Mastermind Stephan Groth und seine Mannen lieferten in fast schon
Rockbandbesetzung mit Schlagzeug und E-Gitarre ein gewohnt souveränes
Konzert ab, bei dem sich ein Electroklassiker an den anderen reihte.
Nach etwa einer Stunde wurden die fleißig mitsingenden und
-tanzenden Fans mit Until The End Of The World aus der
schweißtreibenden Atmosphäre der Konzerthalle in die
nächtliche Kälte entlassen.
SAMSTAG 14.05.2005
Im Anker angekommen
lag der Auftritt von INNER GLORY bereits in seinen
letzten Zügen. Dem Zuschauer bot sich auf der Bühne
in der Kombination aus einem mittig postierten und auf hohem Hocker
thronenden Sänger und Gitarristen neben mit Rockstargehabe
posierendem Kontrabassspieler sowie mit Anzug versehendem Cellisten
ungewohntes Bild. Inner Glory ernteten mit ihrem Dark Folk viel
Applaus vom Publikum und beendeten ihren Gig mit einem Stück,
das nach und nach in einer klanglichen Apokalypse endete, in dem
die Musiker einzeln und miteinander ihre klassischen Instrumente
malträtierten.
Die Platzverhältnisse
im Anker wurden mit fortlaufender Zeit immer beengter und infolgedessen
die Luft immer stickiger. Viele Gäste sind wohl angesichts
der geringen Kapazität der Location und dem später bevorstehenden
Auftritt von Sol Invictus wohlweislich früher gekommen. Als
nächste Band standen DARKWOOD auf der Bühne,
die einen eher ruhigeren Auftritt ablieferten, dessen Sound im
Wesentlichen im Zusammenspiel von Bass, Akkorden kombiniert mit
dem Gesang und Gitarrenspiel von Henryk Vogel bestand. Leichte
Schlagwerk- und Percussioneinlagen rundeten das Gesamtbild ab
und bei zwei Liedern kam eine Gastsängerin zum Einsatz, deren
Stimme allerdings meiner Meinung nach etwas dünn war. Gelungene
Einlage zum Schluss bildete ein Unisono mit allen Bandmitgliedern
an den Trommeln. Insgesamt kam mir der Sound über die Länge
des Konzertes trotz des Schlusses etwas zu ruhig und langatmig
vor.
Um einiges
flotter ging es mit IN MY ROSARY weiter. Zwar
passte der wavige Rocksound mit Saxophoneinlagen der Band nicht
so recht ins Line-up des Abends, kam beim Publikum aber gut an.
IN MY ROSARY boten solide Kost, die ich bei anderen
Bands dieses Genres aber schon besser gehört habe. Die Band
wirkte auf mich etwas schüchtern und hielt sich vornehmlich
im hinteren Bühnenbereich auf, was mich nicht gerade trotz
des flotten Tempos der Musik aus der Reserve locken konnte.
Auf SONNE
HAGAL war ich am meisten gespannt, haben sie doch mit
Helfahrt ein tolles Album zu bieten.
Los ging’s mit Midwinter Night als kraftvollen
Auftakt, im weiteren Verlauf des Konzerts wurden weitere Stücke
des Albums dargeboten. Andreas Ritter von Forseti am Akkordeon
konnte mit seinem Spiel Akzente setzen und als er mit Gitarre
bewaffnet an’s Mirko trat und Ewigkeit von Forseti
anstimmte gab es spontanen Applaus aus dem Publikum. Besondere
Highlights des Konzerts waren Eismahd und das mit dämonischem
Gesang vorgetragene Futhark. Ausklang des Konzerts bildete
das ruhige und etwas verstörende The Runes Are Still
Alive. Eine sehr nette Angelegenheit.
SOL
INVICTUS habe ich mir schweren Herzens erspart, da ich
sie bereits in Krefeld gesehen habe (siehe Livereview),
und somit ging es schnell Richtung Straßenbahn, um es noch
zu SPETSNAZ aufs AGRA Gelände zu schaffen.
Die Fahrpläne der Leipziger Verkehrsbetriebe machten dem
Unterfangen aber einen Strich durch die Rechnung, so dass ich
es nach kurzer Stärkung gerade noch zu HOCICO
schaffte.
Die Halle war glücklicherweise nicht so voll wie am Vorabend,
so dass der Meute im hinteren Bereich noch genug Platz zum Tanzen
übrig blieb, was auch ausgiebig ausgenutzt wurde. Selbst
Ronny und Mojca von Clan Of Xymox ließen sich die Show nicht
entgehen. Die Stimmung während des Auftritts war prächtig
ausgelassen. HOCICO legten bei ihrer Songauswahl
einen deutlichen Schwerpunkt auf ihre letzten beiden regulären
Alben, ältere Sachen wurden leider außen vor gelassen.
Auf der Bühne bot sich ein relativ unspektakuläres Bild:
Die Videoleinwand wurde nur sporadisch genutzt und es gab soweit
ich es beobachten konnte keine „skandalösen“
Pornobilder wie bei vergangenen Auftritten. Sänger und Derwisch
Erk lieferte eine überzeugende Show ab während Rasco
im hinteren Bühnenbereich hinter der Technik blieb und zwischen
den Songs ein bisschen Krach machen durfte. Es gibt in der Electroszene
wohl kaum einen Sänger, der seine Aggressionen gesanglich
so auskotzen kann. Einfach nur geil und mitreißend. Showtechnisch
wurde das Abreagieren Erks mit mutwilligem Durch-die-gegend-werfen
von Mikrofon und -ständer komplettiert. Insgesamt ein überzeugender
Auftritt mit allen ihren bekannten Hits wie Born To Be Hated,
Forgotten Tears und so weiter und so fort, aber letzten
Endes wirkte die große Bühne schon ein klein wenig
verlassen und ich hätte mir gerne das ein oder andere ältere
Lied gewünscht.
SONNTAG
15.05.2005
Noch etwas
berauscht von den härteren aggressiven Klängen Ende
des vergangen Abends stand am Sonntag im Werk II das ultimative
Industrialinferno an und ich sollte von 17.00h bis kurz nach 24.00h
keine frische Luft mehr zu atmen bekommen geschweige denn das
Tageslicht mehr sehen können.
Bereits zu
GREYHOUND war die Halle für diese Uhrzeit
schon ganz gut gefüllt. Der Hands-Neuzugang konnte mit unspektakulärem
aber soliden Rhythm And Noise die hungrige Meute mit ihren Soundbombardements
ordentlich aufwärmen. Schade, dass sich die beiden Protagonisten
mehr oder weniger hinter ihrer Technik versteckten und gerade
mal ihre Finger bewegten bzw. mit dem Kopf im Takt der Musik nickten.
Die Stimmung im Publikum konnte dies aber kaum trüben.
Etwas mehr
für die Augen und die ein oder andere komische Einlage gab
es bei SHNARPH! zu bestaunen. In weißem
Hemd und schwarzer Krawatte gekleidet betrat Matthias Ewald mit
einer Aktentasche bewaffnet die Bühne und hatte erst einmal
nichts besseres zu tun, als eine Banane aus der Tasche zu holen
und anschließend zu essen, um daraufhin hinter seinen mit
einer Bierflasche dekorierten Gerätschaften verstärkt
durch einen Kollegen ordentlich abzugehen. Der Sinn dieser Obstaktion
wird mir wohl für immer verborgen bleiben, aber immerhin
eine deutliche showtechnische Steigerung zur vorherigen Band (nur
zur Vervollständigung: später wurde noch ein Apfel hervorgekramt).
Musikalisch wurde wie zu erwarten extrem partytauglicher aber
wenig aufregender und simpel strukturierter Industrial geboten,
wobei natürlich der allseits bekannte Florfiller Ihr
redet und atmet begeistert aufgenommen wurde.
Laut Ablaufplan
wurden MONO NO AWARE im Anschluss an MS
GENTUR angekündigt und kundigen Krachenthusiasten
lag die Vermutung nahe, dass die beiden Projekte wie schon auf
dem Forms Of Hands letzen Jahres einen fließenden Übergang
auf der Bühne hinlegen würden. Meine Annahme sollte
sich glücklicherweise bestätigen, gehörte damaliger
Gig zu den konzerttechnischen Highlights des Festivals schlechthin.
Manche Besucher scheinen das aber nicht so richtig mitbekommen
zu haben und waren dementsprechend verwirrt und warteten auf eine
Umbaupause.
Wie zu erwarten zogen MS GENTUR die Härteschraube
noch einmal deutlich an, so dass wohliger Krach getreu der Parole
„Das Mischpult reagiert einwandfrei – alle Schaltungen
sind gesund“ das Hirn zu zerschreddern drohte und nun wirklich
jeder im rappelvollen Werk II zum Tanzen gezwungen wurde. Nach
etlichen „Songs“ kam Leif von MONO NO AWARE
mit auf die Bühne und die beiden zockten zusammen schnell
noch eine Runde MS MONO, bevor Leif das Ruder
übernahm und mit harten Klängen gepaart mit auffordernden
Gesten von Seiten der Bühne die letzten Reserven des Publikums
mobilisierte, bis sein Schweiß aufs Mischpult zu laufen
drohte. Toller Gig, der sicherlich bei so manchem aufgrund seiner
schieren Länge die Ohren zum Klingeln und den Kopf zum Dröhnen
brachte, aber wer braucht schon Umbaupausen...
Kurze Umbaupause
und es wurde Zeit für XOTOX, dem wohl heimlichen
Headliner des Abends. Stilistisch in die gleiche musikalische
Kerbe wie SHNARPH! schlagend ging die Party in
Werk II ihrem Höhepunkt entgegen. Die XOTOX
Mannen platzierten sich hinter massiven beleuchteten Keyboardständern
und boten eine energiegeladene Show, in die einige Schmankerl
eingebaut waren. Zu Beginn des Konzerts wurden Leuchtstäbe
in die Menge geworfen und sogar teilweise die Musiker selbst leuchteten
an den Schuhen und waren mit Leuchtfarbe bemalt. Das passte zum
technoiden Geballer mit hoher Schlagzahl inklusive Bauchmassage
durch Tiefbasseinsatz. Die Mayday ließ grüßen,
aber das Publikum ließ sich davon nicht beirren und tanzte
bis in die hinteren Reihen ausgelassen. Erstmals an diesem Abend
kam die Videoleinwand zum Einsatz. Die gezeigten Kollagen aus
alten Horrorfilmen wollten aber nicht so recht zur Musik passen.
Weitere bewusst verstörende Elemente waren der Auftritt eines
blassen Mädels in einem weißen Kleid deren Rolle sich
darauf beschränkte, ab und an nach vorne zu kommen und die
restliche Zeit vor der Videowand herumzulungern. Die üblichen,
aus den Discotheken bekannten Dauerbrenner wie etwa Eisenkiller
durften natürlich nicht fehlen und das Set wurde mit einem
neuen Song beschlossen. Nette Einlage am Rande bildete das Herumhantieren
mit einer Flex und dementsprechend verbundenem Funkenflug im Takt
der Musik.
Nach XOTOX
lichteten sich die Reihen etwas und ich erhoffte mir von AH
CAMA-SOTZ eine kleine Atempause, die ich aber nicht so
ganz bekommen sollte. Herman Klapholz garnierte seine atmosphärischen
Soundscapes mit einigermaßen tanzbaren Beats und bot verbunden
mit einer tollen Videoinstallation im Hintergrund den idealen
Kontrast zur Raserei von XOTOX. Endlich ein stimmiges
audiovisuelles Gesamtkonzept, dass den Zuschauer in andere Welten
entführte.
Und weiter
ging’s im bunten Kontrastprogramm dieses Abends, denn anschließend
lud Thedi von KIEW zur Gruppentherapie. Wie üblich
bei einigen Liedern verstärkt durch Bass und Gitarre wurde
auf der Bühne eine herrlich kranke Show der Kiewschen Version
von Electro/Industrial geboten, die die Zeit wie im Fluge vergehen
ließ. Der bereits schon ungewöhnliche Gesamtsound wurde
hinsichtlich Therapiebedürftigkeit der Musiker durch etliche
„Bühnenchoreographien“ noch weiter verfeinert.
Bereits nach ein paar Liedern verschwanden Thedis Kumpanen jeweils
hinter einer Schattenwand um erst einmal Arztkleidung anzulegen
und dem Sänger eine Zwangsjacke zu verpassen. Doch damit
nicht genug, denn schließlich mussten alle drei im weiteren
Verlauf des Konzertes durch Anschließen eines Kopfhörers
ans Mischpult eingehend einer Audiotherapie
des gleichnamigen aktuellen Albums unterzogen werden. Die Therapieversuche
konnte man allerdings nicht als erfolgreich bewerten, denn Thedi
ließ es sich nicht nehmen, einen Ausflug durch das Werk
II zu unternehmen. Es hat allerdings dann doch den Weg zurück
auf die Bühne gefunden. Ach so, Musik wurde natürlich
auch zum Besten gegeben. Die am Auftritt sichtlich Spaß
habenden Musiker ließen mit Graograman, Zimmer
72, dcdisk und natürlich dem Klassiker Feierabend
in Kiew in einer leider etwas kraftlosen Version keinen Hit
außen vor.
Nachdem die
Therapieutensilien Kiews von der Bühne geräumt wurden,
bot sich während der Umbauphase ein interessantes Bild: Industriallegende
Dirk Ivens betrat lediglich mit einer kleinen Tasche und Plastiktüte
des Lebensmitteldiscounters Plus bewaffnet die Bühne, holte
sein DAT-Gerät aus der Tasche sowie sein Megaphon aus der
Plastiktüte, rückte ein paar Stroboskoplampen zurecht,
drückte auf „Play“ und es konnte losgehen! Im
Vergleich zu manch anderer Band des Abends Minimalismus pur. Aber
wer den Herren schon mal live gesehen hat, weiß was einen
erwartet. Unter den fast kontinuierlich zuckenden weißen
Strobos lieferte DIVE eine gewohnt professionelle
und hochgradig energiegeladene One-Man-Show ab. Die Gesten und
Bewegungsabläufe sind zwar seit Jahren immer wieder die gleichen
aber wen interessiert’s. Der Mann ist einfach Kult und pfefferte
dem noch verbliebenen und mittlerweile vom Alterdurchschnitt her
deutlich älteren Publikum seinen dreckigen knarzigen Electro
um die Ohren. Das Konzert konnte ich leider nicht mehr mit zu
Ende erleben, denn irgendwann baute dann doch meine Kondition
nach diesem facettenreichen Krachmarathon ab und ich wäre
fast auf allen vieren zum Hotel gekrochen.
MONTAG
16.05.2005
Im Vergleich
zum Vortag standen mit NEBELHEXE, HEKATE
und dem Akustikkonzert von 18 SUMMERS ein geradezu
beschaulicher Abschlusstag an.
Bei strahlendem
Sonnenschein betraten Andrea „NEBELHEXE“
Haugen und ihre drei restlichen Bandmitglieder die Parkbühne.
Alle Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf die barfuss auftretende,
charismatische Sängerin, die mit eindrucksvoller und unverwechselbarer
Stimme einige Stücke ihres aktuellen und bisher einzigen
Albums Laguz – Within The Lake
vortrug. Die Trommel im hinteren Teil der Bühne ließ
erahnen, dass noch das ein oder andere Stück ihres Neofolkprojektes
Hagalaz’ Runedance gespielt werden würde, aber nur
für When The Trees Were Silenced wurde der Gitarrist
an die Trommel berufen und das Publikum spendete spontan Applaus.
Aber auch ihre aktuellen Stücke kamen trotz der nicht gerade
nebligen Atmosphäre gut an. Das verträumte My Own
Visual World oder das rockige Celtic Crows luden
die Besucher der Parkbühne zu einer Reise in die spirituelle
Welt NEBELHEXE’s ein. Auch die Coverversion
des Bird Songs von Lene Lovich durfte nicht fehlen. Insgesamt
hätte der Sound bei den etwas härteren Stücken
ruhig ein wenig druckvoller sein können, es war aber trotz
des hellen Lichtes ein gelungenes Konzert.
Im Anker angekommen
boten die Österreicher GRAUMAHD mit gleich
drei Gitarren druckvollen, klassischen Neofolk, bei dem auch die
ruhigeren Momente nicht fehlten. Absolut kurzweiliger Auftritt.
Die Band lohnt es sicher im Auge zu behalten.
Nach GRAUMAHD
wurde die Bühne nicht leerer, sondern sogar noch voller,
denn HEKATE boten eine ganze Armada an Schlaginstrumenten
auf, selbst ein Schlagzeug reichte nicht aus, es mussten derer
gleich zwei sein. Das ließ eine wahre Schlagwerkorgie erwarten
und man wurde nach einem etwas ominösen Beginn in Form eines
kurzen Intermezzos in weißer Robe mit dem Opener nicht enttäuscht.
HEKATE, die sich musikalisch in keine Schublade
stecken lassen, stellten zwei neue Bandmitglieder vor, von denen
die neue Sängerin herausstach, wusste sie mit ihrer schönen
und kraftvollen Stimme der Musik einen besonderen Glanz zu verleihen,
was besonders bei Songs wie Fatherland zum tragen kam.
Alles in allem ein abwechslungsreicher Auftritt zwischen poppigen
Phasen und percussiver Dominanz, der in Moritori Te Salutant
seinen Höhepunkt und mit Don't Break The Silence
einen besinnlichen Ausklang fand, wobei das Publikum zum Ende
zusätzlich noch mit roten Rosen beglückt wurde.
In den vergangenen
Jahren bildete das letzte Konzert merkwürdigerweise für
mich fast immer den musikalischen Höhepunkt. 18 SUMMERS
sollten mit ihrem exklusiven Akustikkonzert diesen Part übernehmen
und ich war gespannt, ob sich diese Serie fortsetzen würde,
lag mir doch deren letztes Konzert auf dem WGT,
das von technischen Problemen gebeutelt war, noch unangenehm in
Erinnerung.
Doch zuerst galt es das Geyserhaus als neue Location im Rahmen
des WGT’s erst einmal ohne Stadtplan zu
finden. Nach einigem Umherirren im Stadtteil waren wir auf der
richtigen Fährte, denn justamente nachdem wir geparkt hatten,
hielt neben uns ein Großraumtaxi, aus dem 18 SUMMERS
mit einem Gitarrenkoffer bewaffnet ausstiegen.
Das Geyserhaus stellte sich als sehr schöne kleine aber sehr
abseits gelegene Freilichtbühne mit Sitzgelegenheiten heraus,
die einen gemütlichen und fast persönlichen Rahmen für
das Konzert geben sollte.
Zunächst spielte jedoch noch ANNE CLARK.
Unterstützt von hochklassigen Musikern (Stagepiano, Cello,
Gitarre und Schlagzeug) bekam ihr Sound ein ganz neues Gewand
und Klassiker wie Our Darkness und natürlich Sleeper
In Metropolis sorgten für ordentliche Stimmung im Publikum.
Am Ende des Konzertes gab es gar Standing Ovations.
Alle Sitzplätze waren zwar besetzt aber die Bühne hätte
schon noch ein paar mehr Zuschauer vertragen können als Felix
Flaucher mit Frank Schwer an der Akustikgitarre aka 18
SUMMERS ihr Konzert begannen. Die folgende Stunde sollte
wie im Fluge vergehen. Der mehr als eindrucksvolle eindringliche
Gesang Felix’ rückte durch die absolute Minimalbesetzung
im Sound noch mehr in den Vordergrund, so dass die Songs auf ihr
Grundgerüst reduziert noch intensiver als auf „normalen“
Konzerten der Band herüberkamen. Felix Flaucher hatte offensichtlich
einen guten Tag, denn seine Stimme kam noch klarer als bei den
letzten beiden Auftritten der Band rüber. Einfach phänomenal!
Im Publikum war es während des Auftritts verständlicherweise
fast mucksmäuschenstill. Die beiden Musiker gaben sich locker
und scherzten sogar noch herum („Seid ihr noch nicht eingeschlafen?“).
Im Wesentlichen wurde der Schwerpunkt bei der Songauswahl auf
die Alben Phoenix From The Flames und
Virgin Mary gelegt aber es kamen mit
Hold Me (mit Felix an der zweiten Gitarre), Frank,
The Letter auch ein paar ältere Stücke zum
Zuge, sowie mit So Lonely von The Police eine ungewöhnliche
Coverversion.
Fazit:
Für mich eindeutiger musikalischer Höhepunkte des WGT’s
und wie es so schön heißt: Wenn es am schönsten
ist, soll man aufhören. Von daher bildete das Konzert einen
würdevollen Abschluss des Festivals und wir konnten noch
berauscht vom Auftritt die nächtliche Heimfahrt antreten.