Das
WAVE GOTIK TREFFEN in Leipzig konnte dieses Jahr
sein 15. Jubiläum feiern, so dass man mittlerweile fast schon
von einer echten Traditionsveranstaltung sprechen kann. Am Donnerstag
sollte das WGT dem feierlichen Anlass entsprechend
mit einer Ballveranstaltung begonnen werden. Insgesamt folgten
wieder etwa 20.000 Festivalbesucher dem alljährlichen Ruf
nach Leipzig und sorgten für ein schwarzbuntes Bild auf Leipzigs
Straßen (und in den Straßenbahnen), woran sich die
einheimischen Leipziger allerdings schon lange gewöhnt haben.
Das schöne Haus Auensee war dieses Jahr neben den üblichen
Konzertlocations nicht mit dabei, so dass den Besuchern der sonst
obligatorische Straßenbahnmarathon quer durch die Stadt
erspart blieb. Als Ersatz konnte mit dem Kohlrabizirkus eine günstiger
gelegene Ersatzlocation mit großem Fassungsvermögen
gefunden werden. Weniger Grund zur Freude hatten dagegen die zahlreichen
Zelter. Aus welchen Gründen auch immer gab es im Torhaus
Dölitz, dem sonst üblichen Veranstaltungsort des Heidnischen
Dorfes, eine Konkurrenzveranstaltung, so dass der Standort des
Dorfes verlegt wurde und dieses nun einen nicht ganz unbeträchtlichen
Teil des Campingplatzes in beschlag nahm, auf dem man schon in
den letzten Jahren mit drangvoller Enge zu kämpfen hatte
und sich dieses Problem nun nochmals verschärfte.
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Fotos ::
Freitag,
02.06.06
Nach ausgiebigen
Begrüßungsaktionen mit lange nicht mehr gesehenen Freunden
und Bekannten im Basiscamp auf dem Zeltplatz (die Veranstaltung
heißt ja schließlich auch Wave-Gotik-TREFFEN) ging
es sodann los in Richtung Parkbühne. Selbiger langjährige
Open-Air-Konzertort im Rahmen des WGT’s ist auch gleichzeitig
mit dessen Schönster, inmitten eines großflächigen
Parks gelegen und bietet gute Akustik sowie hervorragende Sicht
auf die Bühne. Die Temperaturen waren für Juni-Verhältnisse
jenseits von Gut und Böse, so dass der optische Aufstylefaktor
zugunsten wärmerer Klamotten getrost vernachlässigt
werden konnte, aber wenigstens blieb man von Regengüssen
verschont.
Dadurch, dass ich offenbar den Zeitplan nicht richtig lesen konnte
erreichte ich die Parkbühne arg verfrüht. So durfte
ich den letzten Teil des Auftrittes der von mir aufgrund massivster
MTVIVA-Präsenz gefürchteten Gothic-Metal-Formation XANDRIA
miterleben. Sie waren live aber zum Glück nicht so aalglatt
wie ich mir es vorgestellt hatte und machten zum Teil auch musikalische
Ausflüge in etwas härtere Bereiche, so dass ihr Hit
Ravenheart, der vom Publikum wohlwollend aufgenommen
wurde, von mir kaum wahrgenommen wurde.
THE DREAMSIDE aus den Niederlanden kamen beim
Publikum ebenso recht gut an – bei mir aber eher weniger.
Das lag nicht unbedingt an der durchschnittlichen Musik aus der
Gothic-Rock-Ecke ohne Ausreißer nach oben oder unten und
recht großen Spielfreude sowie Agilität der Band, sondern
an albern und gekünstelt wirkenden Bühnenmaskeraden
und einer merkwürdigen Feuertanzeinlage, die mich an berühmt-berüchtigte
Blutengel-Auftritte erinnerte.
Richtig böse wurde es dann endlich beim von mir ersehnten
Auftritt der Schweizer Dark-Metal-Legende SAMAEL.
Jupiterin Vibe vom 96er Klassiker Passage
bot einen Einstand nach Maß und sorgte wahrscheinlich für
schockierende Gesichter bei jungen XANDRIA-Fans.
Hervorragender Sound mit fetten Gitarren, fieser Stimme mit viel
Hall des Frontmannes Vorph und beserkerhaft herumspringenden und
headbangenden Musikern neben einem munter bolzendem Drumcomputer
ließen die folgenden 50 Minuten wie im Fluge vergehen. Die
neueren Songs fielen im direkten Vergleich zu älteren Songs
wie Baphomet’s Throne oder The Cross von
ihrer Intensität her etwas ab, aber das tat der donnernden
musikalischen Walze keinen Abbruch und von demjenigen Teil des
Publikums, der von der Härte nicht abgeschreckt worden war,
wurden SAMAEL ordentlich abgefeiert.
Mit THE GATHERING wurde es Zeit für den
Headliner am Freitag auf der Parkbühne und musikalisch wurde
nach den härteren Attacken von SAMAEL ein
Gang zurück geschaltet. Wie zu erwarten stand Chanteuse Anneke
van Giersbergen im absoluten Mittelpunkt, während sich der
Rest der Niederländer vornehm zurück hielt. Mit Liberty
Bell vom Album How To Measure A Planet,
einem der Wendepunkte in der Karriere, startete die zweite Niederländische
Formation des Abends einen Streifzug durch die Bandgeschichte
(die Deathmetal-Phase natürlich ausgenommen), wobei in der
ersten Hälfte des Sets eher neuere Songs zum Zuge kamen,
die THE GATHERING von ihrer ganz eigenen meditativ-rockigen
Seite zeigten, bis zum letzten Drittel des Gigs hin Bandklassiker
wie On Most Surfaces, Marooned, Rescue Me
oder Eléanor für glückliche Gesichter
unter den älteren Fans sorgten. Anneke hatte sichtlich Spaß
auf der Bühne und keine Mühe mit ihrer wieder einmal
herausragenden Stimme das Publikum im Dämmerlicht zu verzaubern.
Tolle Atmosphäre und begeisterte Fans sorgten für einen
schönen Abschluss auf der Parkbühne.
LACRIMOSA auf dem AGRA-Gelände wollten nicht
so recht pünktlich von der Bühne, so dass eine der Sensationen
des diesjährigen WGT’s – die weltweit erste Reunionshow
der EBM-Legende NITZER EBB – mit 20 Minuten
Verspätung beginnen sollte. Die AGRA-Halle war mit gespannten
Fans gefüllt, die bereits ungeduldig NITZER-EBB-Rufe
ausstießen und in Jubel ausbrachen, als das Bandbanner im
Hintergrund gehisst wurde. Schreihals Douglas McCarthy mit obligatorischer
Pilotensonnenbrille und sein alter Mitstreiter Bon Harris hatten
sich mit Kourtney Klein eine wahre EBM-Braut an den E-Drums mit
auf die Bühne geholt, so dass optische Leckerbissen für
die Old-School-EBM-Heads garantiert waren. Musikalisch gingen
NITZER EBB zumindest zum Einstieg auf Nummer
sicher. Getting Closer und ihr großer Hit Let
Your Body Learn kamen gleich zu Beginn, ehe langsamere und
nicht so prägnante Nummern die Setlist in Beschlag nahmen
und zumindest die Neugierigen im Publikum, die NITZER
EBB wohl eher vom Hörensagen her kannten, angesichts
der späten Stunde zurück zu ihren Zelten trieben. Das
tat der Stimmung beim harten Kern der anwesenden Fans keinen Abbruch,
während Douglas auch nach Songende seine Parolen aus Klassikern
wie Murderous, Join In The Chant oder Control
I'm Here ins Publikum feuerte. Insgesamt hätte ich schon
etwas mehr Hardcore-Nitzer-Fans und eine euphorischere Stimmung
erwartet. Letzten Endes war der Unterschied vom Ablauf her zu
einem Konzert des NITZER EBB-Ablegers Fixmer/McCarthy
nicht so riesig, aber auf dem Rückweg wollten auch mir legendäre
Textzeilen wie „Where Is The Youth“ und „Muscle
And Hate“ nicht aus dem Kopf gehen.
Samstag,
03.06.06
NECRO
FACILITY als Schwedenimport elektronischer Art hatten
laut Ablaufplan gerade mal eine halbe Stunde Spielzeit, von denen
einige Minuten für das Beheben eines Technikausfalls verloren
gingen. Der noch sehr junge Sänger Henrik Bäckström
wusste jedoch die unfreiwillige Pause mit markigen Ausführungen
(die Anzahl an F-Wörtern konnte man kaum zählen) über
exorbitante Preise für Alkoholika in Schweden und Skol-Bekundungen
zu überbrücken. Nach ausführlichem Einschreien
des Sängers beim Soundcheck konnte das Duo mich und das zu
diesem Zeitpunkt noch recht spärliche Publikum in der AGRA-Halle
mit ihrem deutlich an Kanadische Electrolegenden wie Skinny Puppy
oder Frontline Assembly angelehnten 90er-Jahre-Electro überzeugen.
Als Indiz wanderten deutlich mehr Leute in als aus der Halle heraus.
So konnte man den sehr kurzen Gig - von der technischen Panne
mal abgesehen - als gelungenen Einstand bezeichnen. Einen Teil
dazu trug die agile Bühnenshow des Sängers bei, der
nach anscheinend preisgünstigem und dadurch ausgiebigem Alkoholkonsum
mit unbekümmerter Aggressivität über die Bühne
fegte. Ein echter Geheimtipp!
Eine musikalisch ganz andere Marschrichtung spielte sich später
am Abend mehr oder weniger am anderen Ende der Stadt in der Lokalität
Anker ab. Leider war nach meinem Eintreffen die Italienische Neofolk-Hoffnung
SPIRITUAL FRONT schon vor der ausgewiesenen Zeit am Spielen
und in den ersten Reihen hatten sich gar etliche weibliche Fans
postiert. SPIRITUAL FRONT bezeichnen ihre Musik
als „Nihilist Suicide Pop“ und konnten das Publikum
mit äußerst ansprechenden Songs und italienischem Gangstercharme
– die Bandmitglieder waren allesamt mit schwarzen Hemden
und weißen Krawatten ausstaffiert – vollends einnehmen.
Schwarzweißfilme auf einer Videoleinwand im Hintergrund
und Lieder wie Song For The Old Men von ihrer Split-CD
mit den nachfolgenden ORDO ROSARIUS EQUILIBRIO
machten Lust auf SPIRITUAL FRONTs neuen Longplayer
Armageddon Gigolo. Die Songs hörten
sich an wie Nick Cave auf Neofolk. So konnte man den Gig als bereits
als eines der Highlights des WGT’s bezeichnen, da waren
sich fast alle Anwesenden einig. Und so ernteten die Italiener
fast schon frenetischen Applaus. Dem konnte auch die extremst
abgestandene Luft im picke-packe-vollen Anker keinen Abbruch leisten.
Mein Hoffen auf gemeinsam performte Lieder beider Bands wurde
nicht erfüllt. Dennoch war der Gig von ORDO ROSARIUS
EQUILIBRIO eine düster interessante Erfahrung im
folkigen Ritual Ambient Bereich mit viel Atmosphäre und gespickt
mit lauter tollen Songs wie In High Heels Through Nights Of
Broken Glass, In The Mids Of Flaming Ruins oder
Three Is An Orgy, Four Is Forever. Auf der Bühne
tat sich hingegen nicht viel: Neben einem fast schon versteckt
agierenden Gastmusiker hinter der Technik und einem weiteren an
den E-Drums, beschränkte sich die Aufmerksamkeit auf die
Vokals und das Getrommel von Sänger und Bandkopf Tomas Petterson.
Die Rolle einer blonden optischen Verstärkung auf der Bühne
beschränkte sich auf Rauchen und Räkeln vor der Videoleinwand
im Hintergrund. Anscheinend sehen blonde Schwedinnen alle irgendwie
ähnlich aus... Einen gewissen Coolness- und Kinkyfaktor konnte
man der Cold-Meat-Industry-Legende aber dennoch abgewinnen. Insgesamt
war das Konzert aber nicht frei von Längen und viele Sounds
kamen vom Playback, die Publikumsreaktionen waren aber durchweg
positiv – wenn auch nicht so euphorisch wie bei SPIRITUAL
FRONT.
Sonntag,
04.06.06
Nach einem
etwas chaotischen Tagesverlauf habe ich leider das erste Livekonzert
überhaupt von ORPLID verpasst, das ausgerechnet
in der ehrfurchtsvollen Krypta des Völkerschlachtdenkmals
stattfinden sollte. Die Meinungen verschiedener Konzertbeobachter
gingen jedoch sehr weit auseinander, so dass ich hier kein einhelliges
Urteil wiedergeben kann. Ein wesentlicher Kritikpunkt lag jedoch
in der Kombination aus ORPLID-Konzert und Lesung
des Literaten Rolf Schilling.
Glücklicherweise schaffte ich es am späten Abend zum
Konzert der Darkwaver DEINE LAKAIEN. Jahrzehntelange
Bühnenerfahrung und durchweg hohe musikalische Qualität
lassen ein LAKAIEN Konzert zu einer gewohnt souveränen
Angelegenheit werden. Alexander Veljanovs unverwechselbare Stimme
und Ernst Horns Gefrickel an Klavier und Synthieburgen in Zusammenspiel
mit diversen Gastmusikern sind immer wieder ein Erlebnis. Dem
Ruf der LAKAIEN waren etliche Fans gefolgt, so
dass die AGRA-Halle aus allen Nähten platzte. Bei dementsprechend
beengten Platzverhältnissen kam das Publikum in den Genuss
vielfältiger und zum Teil akustischer Liveinterpretationen
von Songs wie Falling, Over And Done, Generators, Return,
Where You Are und absoluten Klassikern vom Format Dark
Star oder Love Me Till The End. Stellenweise machte
die schon traditionell schlechte Akustik der großen AGRA-Halle
den fragilen Klangstrukturen einen Strich durch die Rechnung.
Ebenso nuschelte Herr Veljanov stellenweise leicht. Nach zwei
Zugaben war dann leider um zehn nach zwölf schon Schluss
- ein schönes Konzert ohne größere Überraschungen.
Viele Besucher strebten sogleich dem Ausgang zu, um heiß
ersehnte frische Luft zu schnappen.
Zu später Stunde, gegen ein Uhr, sollte eine der interessantesten
Bands des diesjährigen Lineups auftreten: MOI DIX
MOIS, das Nachfolgeprojekt von Malice Mizer um den japanischen
Gitarristen und Visual-Kei-Ikone Mana, der aufgrund seines extrem
aufwändigen femininen Stylings auch schnell mit einer Frau
verwechselt werden kann. Er und seine Mitstreiter auf der Bühne
lieferten das erste Konzert der Formation - und soweit ich mich
erinnern kann generell des ganzen Genres - auf einem größeren
Gothicfestival ab und wurden von einigen wenigen Visuals und Mana-Look-Alikes
in den ersten Reihen und vielen unbedarften, neugierigen Augen
im Publikum der gut gefüllten Konzerthalle empfangen. So
hielt sich das Kreischen jüngerer weiblicher Fans zum Glück
in Grenzen. An einer Beschreibung der Musik von MOI DIX
MOIS haben sich schon viele Schreiberlinge versucht.
Ich würde am ehesten von einer entfernten Version von Cradle
Of Filth mit stellenweisen poppigen und klaren Gesangsmelodien
in Japanischer Sprache und vielen Elementen klassischer Musik
sprechen, live gepaart mit einer energiegeladenen und auch stellenweise
anscheinend gut durchchoreographierten sympathischen Bühnenshow,
bei der die Musiker trotz ihrer fragilen Outfits nicht vor anständigem
Headbangen halt machten – ein ungewöhnlicher und doch
faszinierender Anblick. Trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit hielten
viele der Anwesenden die stellenweise doch recht harten Ausflüge
in Blastbeatgewitter bei ordentlicher Lautstärke durch und
auch die für Uneingeweihte schwer zu interpretierenden japanischen
Dankesbekundungen (?) konnten die Meute in ihrer Begeisterung
nicht abschrecken. Einer der Gitarristen namens K fungierte offenbar
als englischsprachiges Sprachrohr zum Publikum und bedankte sich
artig für den entgegengebrachten Jubel und Aufmerksamkeit,
bevor die Band vor ihrer letzten Zugabe Deus Ex Machina
das Publikum mit ihren Digicams (typisch Japaner ;)) ablichtete.
Mit diesem kraftvoll eleganten Gig haben MOI DIX MOIS
mit Sicherheit einige Fans dazugewonnen.
Montag,
05.06.06
Die ehemalige
Messehalle 16 ist mir vom 2000er Chaos-WGT noch positiv in Erinnerung
geblieben – als extrem baufällige aber kultige Kuppelhalle,
in der man sich fragte, ob dort überhaupt Konzerte veranstaltet
werden dürfen. 2006 ist die Halle wieder als Veranstaltungsort
aufgenommen worden und zeigt sich unter dem Namen Volkspalast
als eindrucksvolle, nobel restaurierte Rundhalle im mediterranen
Stil mit vielen gemütlichen Sitzgelegenheiten, schweren Vorhängen
und nicht ganz kitschfreien griechischen Säulen. Für
einen ansprechenden Rahmen im Hinblick auf die drei folgenden
Konzerte war also zumindest gesorgt.
Die Dänische Neofolkformation :OF THE WAND AND THE
MOON: machte den Anfang. Vom Sound her um Welten besser
als Monate zuvor im Zwischenfall
in Bochum, konnten sie mich von der ersten Sekunde an begeistern.
Die Publikumsreaktionen im Volkspalast waren zwar nicht ganz so
euphorisch wie in Bochum aber immer noch im weit oberen Bereich.
Die Setlist wurde weitestgehend beibehalten, sprich es lag ein
mehr als deutlicher Schwerpunkt auf dem aktuellen Album Sonnenheim.
Sänger Kim Larsen zeigte sich wortkarg wie immer und strahlte
wie sein Gitarrist Morten eine unbeschreibliche Ruhe und Gelassenheit
aus. Beim neuen Song JA BOGA NE VIDEU!, der im Sommer
auf der Compilation Forseti lebt erscheint,
erhob Larsen sein Bier, ist das Lied doch dem kürzlich schwer
erkrankten, einflussreichen Neofolkmusiker Andreas Ritter (Forseti)
gewidmet, der an Sonnenheim unüberhörbar
mitgewirkt hat. Als nach Ende des regulären Sets die Zugaberufe
nicht verhallen wollten, kam die Band zurück auf die Bühne
und Larson beschwerte sich, dass er noch ein Lied (Gal Anda)
spielen müsse. Das ist dann wohl skandinavischer Humor.
Magnus Sundström an den Trommeln aka THE PROTAGONIST
sprach mit zusätzlicher weiblicher Unterstützung, deren
Aufgabe sich eher auf das Weiterschalten des Playbacks beschränkte,
martialischere Klänge voller orchestralen Bombast an. Mir
nur von seiner EP Interim bekannt, war
THE PROTAGONIST für viele – mich eingeschlossen
– einer der Überraschungen des WGT’s, lieferte
der Schwede einen mitreißenden Gig ab, dessen Qualität
sich durch das energische Getrommel neben oben schon angesprochenen
soundtrackartigen Orchestersounds in Verbindung mit obskurem Filmmaterial
auf der Videoleinwand ergab. Das war jedem Fan von Sounds des
schwedischen Labels Cold Meat Industry wärmstens zu empfehlen!
Die italienische Ausnahmeformation KIRLIAN CAMERA
sollte als Headliner im Volkspalast mein diesjähriges WGT
beschließen. Voller Erwartungen ging ich an dieses Konzert,
hatte ich sie vor mehreren Jahren doch das letzte Mal live gesehen.
Mit etwas Verspätung beginnend sollte es das meiner Meinung
nach beste Konzert werden, das ich dieses Jahr auf dem WGT zu
sehen bekam. Nach kurzem Intro betrat die Band in fünfköpfiger
Livebesetzung geschlossen in martialischem Outfit mit Sturmhauben
auf dem Kopf die Bühne und zog ein außerordentlich
tolles Konzert durch. Die erste Hälfte des Auftrittes konzentrierte
sich auf die letzten beiden Alben Invisible Front
2005 und Coroner’s Sun,
wobei KIRLIAN CAMERA kaum ein Highlight der beiden
Veröffentlichungen unberücksichtigt ließen. Bereits
zu Beginn zog mich die Band mit No One Remains in ihren
Bann, wozu auch wesentlich Elena Fossis hervorragende Stimme mit
beitrug. Nach etlichen Liedern aus dieser aktuellen Schaffensperiode
der Italiener, ging die Band von der Bühne, um kurz darauf
wieder zurückzukommen und sozusagen den zweiten Teil des
Sets mit K-Pax einzuläuten. Als Überraschungseffekt
entledigte sich Elena während der Pause ihres Hemdes, so
dass der Grazie im weiteren Verlauf des Konzertes die Blicke vieler
männlicher Konzertbesucher sicher waren. Wurden im ersten
Teil noch ältere Klassiker vermisst, so sollten diese nun
ausführlich zum Zuge kommen. Selbst einige Stücke wie
Edges oder News aus der frühen 80er Electropopphase
wurden gespielt und auch die unverzichtbaren Klassiker Ascension
oder Eclipse wurden in moderneren Versionen dem begeisterten
Publikum präsentiert. Bandgründer Angelo Bergamini behielt
seine Sturmhaube im Gegensatz zum Rest fast das ganze Konzert
über auf, hielt sich hinter seinem Synthie zurück und
überließ Elena dem Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Man merkte aber, dass er der Chef auf der Bühne war. Nur
bei Liedern wie dem martialisch präsentierten Erinnerung
oder dem technoiden Kacynski Code brummte Bergamini an
der Seite stehend seinen Text ins Mikro. Nach zwei Zugabeblöcken
war dann leider irgendwann Schluss und die Band ließ sich,
gerührt von der Begeisterung des Publikums, feiern.
Setlist Kirlian Camera: No One Remains, Coroner´s
Sun, Dead Zone In The Sky, The Path Of Flowers, Illegal Apology
Of Crime, Kacynski Code // K-Pax, News, Ascension, Heldenplatz,
Erinnerung // Eclipse, Blue Room (2000-1), The Desert Inside //
Lucky Village´s Oversight (vom Nebenprojekt Sideratica),
Edges
So fand das
WAVE GOTIK TREFFEN wie schon in den letzten Jahren
mit einem tollen Schlusspunkt sein Ende. Schade, dass wieder einmal
das Wetter nicht so richtig mitgespielt hat. Dafür hatten
wir auf unserer Rückfahrt am Dienstag schönsten Sonnenschein...