Dornenreich
- Samsas Traum - Die Apokalyptischen Reiter - Tenhi - Spiritual
Front - Neun Welten
Zum nunmehr
sechsten Male wurde das ZWISCHENWELTEN FESTIVAL
auf der atemberaubenden Festung Ehrenbreitstein ausgetragen und
zum dritten Male durfte ich diesem fantastischen Ereignis beiwohnen.
Organisator Steffen Weigel hat einmal mehr ein nicht zu verachtendes
Line-Up zusammengestellt, wobei ich mich insbesondere auf TENHI
gefreut habe, jene finnische Ausnahmeband, die mich schon seit
Jahren absolut begeistert. Aber das schmälerte natürlich
keineswegs die Attraktivität der anderen Bands ;)
Vor dem Festivalvergnügen
kommt aber erst einmal die Anreise mit dem üblichen, damit
verbundenen Chaos ;) Nein, mein Auto hat diesmal nicht den Geist
aufgegeben... Alles lief eigentlich perfekt. Ich traf nahezu zeitgleich
mit meiner Schwester und ihrem Freund am Hotel ein – die
beiden sind seit dem letzten Jahr absolut von diesem Festival
begeistert, kannten 2006 keine der Bands, taten sie auch 2007
nicht, sie kamen allein wegen der Örtlichkeit und der einzigartigen
Stimmung auf dem Festival (na ja, und wegen dem Weizenbier mit
Banane...) – um dann festzustellen, das jemand unsere seit
Monaten bestätigte Hotelbuchung storniert hat. Fragezeichen?
Genau... genauso haben wir auch geschaut... Glücklicherweise
gab es noch genau 2 Zimmer in diesem Hotel, zum selben Preis und
die erste Herzattacke war überstanden... ;)
Nach einem
sehr leckeren Mal ging es mit dem ersten Shuttlebus und einem
Haufen Schwarzfahrer wieder hinauf zur Festung. Das Wetter war
kühl, der Himmel bleigrau, schwer und die Stimmung irgendwie
trist. Glücklicherweise regnete es nicht, bis auf zwei kurze
Nieselperioden mal abgesehen...
::
Foto ::
Den Nachmittag
eröffneten :: NEUN
WELTEN ::, ruhig und verträumt mit ihrer
mittelalterlich-folkloristischen und akustischen Darbietung aus
dem Debüt Vergessene Pfade und
ganz neuen Stücken. Das Interesse war leider nur mäßig,
viele Anwesende noch damit beschäftigt auf das Gelände
zu gelangen und sich umzuschauen. Dafür war das Feedback
der vor der Bühne Anwesenden umso erfreulicher und zauberte
so manches Lächeln auf die Gesichter der Band. Aber ich muss
gestehen, das solch Material auf einer großen Festival-Bühne
nicht wirklich seine Magie entfalten kann. Passend zur Musik gab
es auch visuell was zu sehen: Auf der Leinwand hinter der Band
untermalten wunderbare Naturbilder die Musik.
Setlist: Der stille See, Auf kargem Fels,
Walden, Nebelland, Svartalfheim, Destrunken 1+2, Heidenacht, Valg
Weiter ging
es mit :: SPIRITUAL
FRONT ::, die sich zunächst durch ein
paar Soundprobleme kämpfen mussten, was zu einer leichten
Verzögerung führte. Sänger Simone Salvatori lief
die ganze Zeit im Skelett-Outfit herum und ließ Nichtwissende
spekulieren, was sie musikalisch nun wohl zu erwarten hätten.
Als die Band dann aber auf der Bühne stand, waren alle schwarz
gekleidet, kontrastiert mit weißen Krawatten. Musikalisch
gab es eher minimalistisch instrumentierten Gothic/Wave. Nett
anzuhören, ein bisschen lebhafter als Neun Welten aber immer
noch sehr ruhig. Auch hier blieb der Screen nicht ungenutzt, wurde
die Show mit einem s/w Film untermalt. Höhepunkt war sicherlich
das bereits im Vorfeld angekündigte Special: das „Duett“
mit Alexander Kaschke von Samsas Traum zu I Walk The (Dead)
Line und einem weiteren Song aus dem Samsas Traum Repertoire.
Die Fans waren begeistert, der Applaus enthusiastisch. SPIRITUAL
FRONT hat das Feedback sichtbar gefreut ;)
Setlist: Cruisin', The Shining Circle, Bastard
Angel, Jesus Died In Las Vegas, Cold Love In A Cold Coffin, Song
For The Old Man, Ragged Bed, I Walk The (Dead) Line, Love Through
Vaseline, No Kisses On The Mouth, Slave
Mit ::
TENHI
:: folgte für mich das erste Highlight des
Festivals. Ok, war ja eigentlich auch zu erwarten... ;) Und natürlich
war es ein tolles Konzert, jedenfalls für all jene, die in
der Lage waren sich zurückzulehnen, die Augen zu schließen
und die Musik zu genießen. Schon allein der sonoren Stimme
von Tyko Saarikko zu lauschen ist ein Genuss. Die Musik von TENHI
ist wie eine Insel, fernab jeder Hektik, selbst wenn man mittendrin
sitzt; eine Reise ins Ich. Wunderschön, naturverbunden, spirituell
und melancholisch. Sadness is beautiful!
Bevor
ich zum zweiten Highlight komme, muss ich hier allerdings ein
paar Worte einfließen lassen... Zum einen bleibt festzuhalten,
dass bis hierhin drei nahezu akustische Bands aufgespielt hatten,
die alle mehrheitlich saßen und damit ein sehr statisches
Bild abgaben. Ohne Frage wunderbare Musik aber in dieser Konstellation
nicht für ein Festival geeignet, zumal das Wetter sein übriges
dazu tat, das man stimmungsmäßig regelrecht runtergezogen
wurde. Selbst die Standinhaber beschwerten sich über mangelnde
Umsätze...
Den zweiten Wermutstropfen lieferte der Organisator selbst, der
hier dann eine kurze Ansprache hielt, den Fans viel Spaß
bei den folgenden 3 Bands wünschte, mit dem Nachsatz, das
es wahrscheinlich das letzte ZWISCHENWELTEN FESTIVAL
gewesen sei!
Das musste erstmal realisiert und verdaut werden...
Die Thüringer
:: DIE
APOKALYPTISCHEN REITER :: schafften es dann
aber schon in der Umbaupause die trüben Gedanken wegzuwischen.
Denn auf einem Screen lief der ewige Kampf zwischen Wile E. Coyote
und Road Runner in mehreren Geschichten und es dauerte gar nicht
lange, bis die Anwesenden mit einem „meep, meep“ über
den Platz liefen *lol*
Aber was dann folgte glich einem Sturm, der das Festival mal kräftig
wachrüttelte. Eingeleitet vom Biene Maja Song – der
übrigens begeistert mitgesungen wurde – donnerten die
REITER mit Friede sei mit Dir los. Als
zweite Riege im Fotograben bot sich dann schon ein imposantes
Bild. Das ZWISCHENWELTEN FESTIVAL erreichte seinen
Höhepunkt mit jedem Anwesenden vor der Bühne im Reitermania-Rausch.
Die Absperrgitter neigten sich gefährlich und die Security
hatte alle Hände voll zu tun, das wilde Treiben im Auge und
das Gitter aufrecht zu behalten. Noch gefährlicher muss es
von oben ausgesehen haben, so dass sich der Organisator genötigt
sah, ein paar... öhm... beruhigende Worte an die Meute zu
richten ;) Ihr wisst schon... ein bisschen mehr Rücksichtnahme,
damit die Frontline am Leben blieb. Nützte aber nicht wirklich
viel, denn die REITER intonierten danach Revolution.
Zwischendrin wurde eine kreischintensive junge Dame auf die Bühne
geholt, zu Dr. Pest in den Käfig gesteckt und dort angekettet
;) Zwei weitere Damen durften ein bisschen später mit Schlauchbooten
zu Seemann auf den Köpfen der Fans um die Wette
zum Mischpult und wieder zurück surfen. Auch diverse aufgeblasene
Ballons fehlten nicht, um die Songs zu untermalen und das Publikum
bei Laune zu halten.
Eine fantastische, energiegeladene Show, welche natürlich
begeistert aufgenommen wurde und das Festival stimmungsmäßig
gerettet hat. Muss man so sagen. Die REITER verabschiedeten
sich mit ihrer eigenen Interpretation von Dschingis Khan
(nachdem zunächst auf Anfrage „Spiderschwein“
gefordert wurde *g*). Ich glaub, so schnell und so heavy hab ich
diesen Song bisher nicht gehört ;)
Mit ::
SAMSAS
TRAUM :: konnte ich bisher nie wirklich etwas
anfangen, so dass ich mehrheitlich die Zeit nutzte, mir den Magen
vollzuschlagen. Oder besser gesagt... um das Shisha-Zelt zu entern
;) Für Alexander Kaschke blieben also nur die Ohren... und
die Eindrücken der vorbeiziehenden Fans. Ruhiger war es wieder
geworden, musikalisch gesehen. SAMSAS TRAUM hatten
keine Chance das zuvor erreichte Stimmungslevel zu halten, auch
wenn die Band Song für Song auftaute und zugänglicher
wurde. Mit Songs wie Einer gegen alle, Für immer, Endstation:
Eden, Stromausfall im Herzspital oder Heute Nacht ist
mein Tag ging diese Show reichlich unspektakulär zu
Ende.
Eigentlich
hatte ich erwartet, das :: DORNENREICH
:: vor den Reitern spielen würden. Stattdessen
beschlossen sie das Konzert mit einer mitternächtlichen Akustik-Performance,
die für jede Menge Begeisterung sorgte, auch wenn sich die
Reihen vor der Bühne deutlich gelichtet hatten. Ich hätte
nicht gedacht, das die gewisperten und gehauchten Songs zu so
später Stunde noch solche Magie entfalten und soviel Resonanz
finden könnten. Und es gab auch neue Songs zuhören.
Das einzige, was hier ein wenig störte war der "Lärm"
von den Leuten vor und hinter der Bühne, der allzu deutlich
durch das ruhige Set von DORNENREICH brach. Und
zu guter Letzt gab es dann auch noch einen Heiratsantrag, der
– wenn ich mich recht erinnere – von der Auserwählten
auch angenommen wurde. Mit DORNENREICH in den
Hafen der Ehe... ;)
Insgesamt
war das ZWISCHENWELTEN FESTIVAL wieder eine wirklich
schöne Angelegenheit. Rund 1200 schwarze Seelen erfreuten
sich bei stabil gebliebenen Preisen an Bier, Wein und Absinth
sowie diversen neue Leckereien in flüssiger wie fester Form
;) Dieses Mal gab es sogar ausreichend Drachenblut ;)
Kritikpunkte wären zum einen die geballte Ladung an „ruhigen“
Bands, die das Festival meiner Meinung nach stimmungsmäßig
um einiges runtergezogen haben und zum anderen der Sound, der
oftmals sehr unausgeglichen war. Will heißen, entweder der
Gesang viel zu leise, oder der Bass viel zu laut, oder die Gitarren
zu laut und das Schlagzeug zu leise... etc. Das hat Genuss doch
ein wenig geschmälert.
Aber der wirklich
traurige Aspekt ist die Tatsache, dass es das letzte Festival
gewesen sein soll :(
Organisator Steffen Weigel hatte bisher alles im Alleingang aus
den Boden gestampft und somit natürlich mit allerlei Unbill
zu kämpfen. Das Organisieren frisst Zeit und kostet Nerven,
die Festung zu buchen dürfte auch nicht das Einfachste sein,
ganz zu schweigen vom finanziellen Aufwand und dessen Risiko,
wenn es dann doch nicht 100%ig läuft bzw. man abhängig
von Sponsoren und einer gewissen Menge an verkaufter Tickets ist.
Was bleibt
ist der Aufruf an alle Fans des ZWISCHENWELTEN FESTIVALS
sich was einfallen zu lassen, wie man Steffen überreden und
unterstützen und wo man vielleicht ein paar neue Sponsoren
auftreiben kann. In diesem Sinne hoffe ich... das wir uns im nächsten
Jahr wiedersehen, zum ZWISCHENWELTEN FESTIVAL 7.