Rehabilitation
von THE SIN:DECAY findet man zwar bereits seit geraumer
Zeit in den Läden, ist mir persönlich aber erst jetzt
untergekommen. Mit dem Wissen, dass bei THE SIN:DECAY
einige Leute von …And Oceans, die auf ihren letzten Alben
ja vermehrt elektronische, ja fast technoide, Elemente in ihren
Sound integrierten, mitmischen, habe ich vorab auch eine ungefähre
Ahnung, was mich so erwarten könnte. So ganz falsch liege
ich damit auch nicht. Elektronisch ist’s auf jeden Fall.
Rehabilitation wird klar von Synthesizern dominiert.
Böse Zungen würden nicht von dominiert, sondern von
zugekleistert sprechen. Hier wird wirklich dick aufgetragen.
Wer seine Synths eher oder nur im Hintergrund mag, der ist hier
definitiv falsch. Klotzen, nicht kleckern ist die Devise. Gut
– dabei ist man bei mir an der richtigen Adresse.
Und die wirklich fast schon klebrig-süßen Synthies
mit deutlicher 80er Schlagseite wissen auch beim ersten Hördurchlauf
zu gefallen. Auch die Restinstrumentierung, welche in Form von
eher einfach gehaltenen Industrial Metal Riffs und treibenden
Drums daher kommt, geht durchaus in Ordnung und ist druckvoll
produziert. Der Gesang jedoch ist dann die erste hörbare
Schwäche von Rehabilitation. Dieser kommt
irgendwie verkrampft düster daher und wirkt mit seiner
monotonen Art und Weise schnell ermüdend.
Leider bleibt dies nicht die einzige Schwäche. Schon beim
zweiten Durchlauf wird klar, dass es sich bei Rehabilitation
um ein noch nicht wirklich ausgegorenes Produkt handelt. Zu
simpel sind die Songstrukturen und der erwähnte „Gesang“
stößt einem mit jedem Song immer negativer auf. Gut,
Songs wie We Are All Slaves und Give It Away würden
bestimmt in dem ein oder anderen Standard Düster Tanztempel
die Tanzfläche füllen, aber eine Langzeitwirkung kann
man den Songs leider nicht attestieren.
Prinzipiell wird schon deutlich, wie THE SIN:DECAY gerne
klingen würden. Nur schaffen sie es auf Rehabilitation
einfach nicht, diese Vorstellung auch umzusetzen. Die von mir
geliebten Kanadier von The Birthday Massacre, die ganz offensichtlich
als Inspirationsquelle für THE SIN:DECAY dienen,
zeigen wie man 80er Synthie durchtränkten, poppigen Gothic
Rock spielen kann und für die, die es etwas härter,
Industrial-lastiger mögen, haben wiederum Pain, The Kovenant
oder Deathstars mehr zu bieten. Die Synthese dieser beiden artverwandten
Spielarten scheint das Ziel gewesen zu sein, aber leider blieben
dafür Eigenständigkeit und Ideenreichtum irgendwie
auf der Strecke.
Der Ansatz ist zweifelsohne erkennbar, und ist eigentlich auch
nicht gänzlich schlecht, vor allem die Synthies wissen
Liebhabern solcher Sounds zu gefallen, wenn sie auch nicht vor
Ideenreichtum glänzen. Nur kann man eben so einen Sound
weitaus besser bekommen als auf Rehabiliation,
zumal die Vocals selbst die vorhandenen guten Ansätze in
großen Teilen zu Nichte machen. Dennoch werde ich THE
SIN:DECAY mal im Auge behalten und bin gespannt, ob ein
möglicher Nachfolger ja vielleicht genau die erwähnten
Schwächen ausmerzen kann. Mal sehen…