2012-05-27 DE – Gelsenkirchen - Amphitheater
 
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W.A.S.P. - Unisonic - Magnum - Girlschool - Graveyard - High Spirits - ´77 - Alpha Tiger

[Dajana] Papperlapapp… von wegen keine interessanten Bands. Allerdings auch einige mit vielen Unwägbarkeiten. Und letztendlich ist eh alles nur eine Frage des persönlichen Musikgeschmacks ;)

:: Fotos ::

[Dajana] Dann also auf ein Neues. Pünktlich zum Wake-Up-Call mit :: ALPHA TIGER :: standen wir wieder auf der Matte. Ähm… im Graben. Auf den Rängen… wie auch immer. ALPHA TIGER wurden uns vollmundig mit Vergleichen zu Queensryche’s Geoff Tate angespriesen, und ich muss sagen, jaaa, der Vergleich passt exakt. Nur war mir der Gesang von Fronter Stephan Dietrich zu sehr in den Vordergrund gemischt. Ansonsten scheinegeile Show! Das hat Laune gemacht.
[Sui] Trotz Psychos aufopferungsvollem Fahrdienst habe ich von ALPHA TIGER nicht mehr viel mitbekommen außer ein paar bunten Fransen an den Spandexhosen. Unverkennbar 80’s Heavy Metal. Gut gemacht, und als Opener der richtige Anheizer für einen weiteren sonnigen Tag. Wer auf diese Art von Retro-Metal mit einem Hauch von Haarspray steht, kann mit ALPHA TIGER nix falsch machen.
Setlist: Starriders, Crimson Desert, From Outer Space, Along The Rising Sun, Karma, Flight Of The Warrior (Riot Cover), Black Star Pariah

[Sui] Ist es ein Flitzer, der vergessen hat, die Jeans auszuziehen? Ist es Angus Young? Nein, es ist der Gitarrist von :: ’77 ::, der da über die Bühne stürmt, hoppelt, sich wild zu Boden wirft und entweder einen Epilepsieanfall hat oder gerade das erste Solo spielt. AC/DC mit Bon Scott sind natürlich Kult, aber sie sind ja auch das Original. Kult lässt sich zum Glück nicht kopieren. Schon gar nicht, wenn man alles vom Stageacting bis zum Songwriting so schamlos kopiert, dass jeder im Publikum sich fragt, ob es sich um eine Coverband handelt. Nein, ’77 sind eigentlich keine Coverband. Aber bei jedem Song schoss mir ein Gedanke durch den Kopf wie: Das klingt jetzt aber wie „TNT“ oder: Ah, jetzt spielen sie ihre Version von „Let There Be Rock“. Gute Laune haben sie leider trotzdem verbreitet. Partyfaktor hui, Originalität pfui.
[Dajana] Zugegeben… originell war das nicht. Aber ungemein unterhaltend. Und wenn man schon nicht AC/DC selbst kriegen kann, dann doch besser ’77, als diverse andere Kombos. Ansonsten animierten die Spanier zu wilden Verschwörungstheorien, als der Gitarist plötzlich auf der Kamera-Plattform erschien und bei uns heiß über Fallklappen und unterirdische Gänge im Amphitheater philosophiert wurde *lach*
Setlist: Your Game Is Over, High Decibels, Less Talk (Let’s Rock), Things You Can’t Talk About, Gimme A Dollar, Big Smoker Pig

[Sui] Bei :: HIGH SPIRITS :: war ich zum großen Teil auf der Suche nach was Essbarem. Was ich mitbekommen habe, war solider klassischer Heavy Metal mit vielen Double Lead Gitarren. Gut gemacht, aber nicht wirklich mitreißend.
[Dajana] Was ich mitbekommen habe, war sterbenslangweilig.
Setlist: Torture, Full Power, I'll Be Back, Wanted Dead, I Need To Know, Another Night In The City, Running Home, Nights in Black, High Spirits

[Dajana] Dafür hab ich mich auf :: GRAVEYARD :: umso mehr gefreut.
[Sui] Bei GRAVEYARD wurde es dann richtig retro. Zum ersten Mal auf einem RHF habe ich einen Gitarristen mit Semihollow-Klampfe gesehen. Leider litten auch diese Jungs unter dem alle Details killenden PA-Sound. Um kurz nach drei waren die Hirne im Publikum jedenfalls noch nicht so verwaschen wie der Mix. Die Doors-Anklänge und Blues-Einflüsse im Hard Rock der Schweden passten allerdings ohnehin eher zu Dope als zu Pils. Trotzdem Daumen hoch.
[Dajana] Hahaha, ja, was zum Rauchen wäre hier perfekt gewesen. Aber schon das Backdrop hinterliess eine gewisse Wirkung. Und wieder packte es uns, diesmal keine Verschwörungstheorien, sondern das „eindeutschen“ diverser Bandnamen kam uns in den Sinn, was für so manchen Lacher sorgte. Ich brauch noch ein Bier…
Setlist: Buying Truth, Ungrateful Are The Dead, As The Years Pass By, Uncomfortably Numb, Ain't Fit To Live Here, Hisingen Blues, The Siren, Evil Ways

[Sui] Die ältesten Schulmädchen der Welt hatten mit diversen Problemen zu kämpfen. ¾ von :: GIRLSCHOOL :: standen bereits auf der Bühne und mussten ihre Bassistin Enid Williams erst ausrufen, um sie auf die Bühne zu locken.
[Dajana] Da Mrs. Jackie Chambers erstmal ihren Verstärker schrottete, blieb eh noch ein bisschen Zeit… ;)
[Sui] Warum die Band in den 80’ern mit Motörhead abgeräumt hat, wird schon nach den ersten Takten klar. Gnadenloser Prügelrock vom Feinsten. Filigran geht anders, aber das hat ja auch keiner erwartet. Leider scheinen der Soundmensch und seine Kollegen hinter der Bühne Enid Williams nicht als Lead-Sängerin auf dem Schirm gehabt zu haben. 3 Songs brauchten sie, um zu merken, dass von ihrer zugegebenermaßen etwas dünnen Stimme genau gar nichts durch die PA schallte. Nach Graveyard waren GIRLSCHOOL dennoch der passende Weckruf zum Endspurt.
Setlist: Demolition Boys, C'mon Lets Go, Hit & Run, The Hunter, I Spy, Never Say Never, Screaming Blue Murder, Future Flash, Kick It Down, Watch Your Step, Yeah Right, Race For The Devil, Emergency

[Sui] Leider dauerte der Endspurt des Festivals nur bis zu den ersten Takten von :: MAGNUM :: und wurde dann von den alten Herren gnadenlos ausgebremst. Ich habe ja nichts gegen eine größtmögliche Bandbreite bei Festivals und vor 30 Jahren haben die Senioren sicher mal das Haus gerockt. Aber die Rheumasalbe war leider bis in die hinteren Ränge zu riechen. Da ich nichts anderes erwartet hatte, wurde ich auch nicht enttäuscht. Solider Melodic Hard Rock aus vergangenen Zeiten halt.
[Dajana] Sehe ich genauso. Allerdings sei hier auch erwähnt, dass die Altherren von MAGNUM doch einen enormen Bewegungsdrang hatten und somit so gar nicht alt wirkten. Also nicht soooo alt. Besonders Bob Catley hatte Pfeffer im Hintern. Da gibt es so manch jüngere Band an Jahren aber älter am Gebaren.
Setlist: All The Dreamers, When We Were Younger, Wild Angels, Brand New Morning, How Far Jerusalem, Les Morts Dasant, All My Bridges, All England’s Eyes, Vigilante

[Sui] Dafür folgte jetzt die größte Enttäuschung des Festivals: :: UNISONIC :: Was als Befreiungsschlag vom übermächtigen Helloween-Erbe gedacht war, entpuppte sich als ängstliches Klammern an vergangene Größe. Nicht das Kiske, Hansen und Co. nicht in Spiellaune waren. Die Show hatte durchaus hohen Unterhaltungswert. Und ihre musikalische Klasse müssten die beiden eigentlich gar nicht mehr unter Beweis stellen. Die endlosen Gitarrensoli waren insofern völlig überflüssig und pure Zeitschinderei. Gleich drei Helloween-Klassiker mussten herhalten, weil die beiden Herren ihrem UNISONIC-Material nicht trauten. Befürchteten sie, dass es nicht hart genug für das RHF war? Gemessen an den Reaktionen des Publikums lagen sie damit wohl nicht so falsch. Denn erst mit den beiden Zugaben Future World und I Want Out kam echtes Co-Headliner-Feeling auf.
[Dajana] An diese Band bin ich völlig erwartungsfrei herangegangen. Helloween mochte ich noch nie und hab mich demzufolge auch nie mit ihnen beschäftigt. Als Co-Headliner fand ich UNISONIC völlig fehl am Platze und grundsätzlich überbewertet. Ich fand aber Kiskes Stimme, wenn er mal für einen Moment tief sang, sehr beeindruckend. Sollte er öfters tun…
Setlist: Unisonic, Never Too Late, King For A Day, My Sanctuary, March Of Time, Souls Alive, Star Rider, We Rise, Never Change Me // Future World, I Want Out

[Sui] Vom lang erwarteten Headliner :: W.A.S.P. :: habe ich nur die erste halbe Stunde gesehen, kann also nicht viel dazu sagen, außer, dass es gut gerockt hat und endlich mal eine Band einen richtig guten Sound hatte. Das was Gerre von Tankard an Gewicht abgenommen hat, hat Blacky Lawless offenbar zugelegt. Daran gemessen war er aber noch erstaunlich agil. Und mit ein paar Pyros kann man sogar heute noch Ahs und Ohs erzeugen.
[Dajana] W.A.S.P. war für mich die Band mit den größten Unwägbarkeiten. Wie oft musste ich schon Shows, Touren und Festivalauftritte aus unseren Rubriken wieder löschen, weil Mr. Schwarzie Gesetzlos selbige aus nichtigsten Gründen kippte. Und wenn er denn aufspielte, dann gab es hinter oft Geschrei wegen seiner schlechten Shows, Vollplayback und seinen Rock Star Allüren. Also, Erwartungen auf 0. Und siehe da… Blackie Lawless kann es doch noch ;) Sowohl das Singen, als auch das Rocken. Natürlich nicht ganz ohne das übliche Theater (wie bei der Übergabe der Gitarren aus der Verlosung oder seine „Nettigkeiten“ Richtung Publikum). Jaa, ich muss gestehen, ich war wirklich positiv überrascht! Das hätte ich nicht erwartet und hatte dann natürlich auch meinen Spass!
Setlist: On Your Knees/The Real Me, L.O.V.E. Machine, Crazy, Wild Child, Hellion/Need No Doctor/Scream Until You Like It, Babylon's Burning, The Idol, I Wanna Be Somebody // Chainsaw Charlie, Heaven's Blessed, Blind In Texas

[Dajana] Mit ein paar Feuerwerksfontänen auf der Bühne geht dann auch das 10. ROCK HARD FESTIVAL zu ende. Irgendwie wieder viel zu schnell. Danke ROCK HARD einmal mehr für ein fabelhaftes Wochenende. Danke an den Wettergott für das formidable Wetter. Ich bin gespannt auf das nächste Jahr :)
[Sui] An das Arschloch, das mir auf dem Friedhofsparkplatz in Gelsenkirchen die TÜV-Plakette geklaut hat: Möge dich der Blitz beim Scheißen treffen! Wenn deine Solidarität unter Metallern nicht weiter geht, dann halte dich in Zukunft von solchen Festivals fern, du Wichser.

 

story © Dajana & Sui • pics © Dajana